Bezahlbarer Wohnraum
Bedarf ist deutlich höher als das Angebot

Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß, der Erste Beigeordnete Dr. Martin Eßer, Felix Stiepel (Fachdienst Planung und Liegenschaften) und Marion Kusserow (Fachbereichsleiterin Soziales, Wohnen und Teilhabe) stellen den integrierten sozial- und wohnungspolitischen Bericht vor. | Foto: Stadt Sankt Augustin
  • Der Technische Beigeordnete Rainer Gleß, der Erste Beigeordnete Dr. Martin Eßer, Felix Stiepel (Fachdienst Planung und Liegenschaften) und Marion Kusserow (Fachbereichsleiterin Soziales, Wohnen und Teilhabe) stellen den integrierten sozial- und wohnungspolitischen Bericht vor.
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Sankt Augustin. Bezahlbarer Wohnraum in ausreichendem Umfang für Jung und Alt, für große und kleine Familien sowie Alleinstehende sozial- und umweltverträglich ist nach wie vor eine zentrale, gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Auch wenn diese weder in Sankt Augustin noch alleine durch die Stadtverwaltung gelöst werden kann, möchte Sankt Augustin seine Chancen für weiteren bezahlbaren Wohnraum im Einklang mit ökologischen, sozialen und fiskalischen Zielen nutzen. Um die hierfür erforderlichen Weichen möglichst passgenau zu stellen, ist eine umfassende und aktuelle Informationsgrundlage notwendig. Vor diesem Hintergrund legte die Verwaltung die Fortschreibung des integrierten sozial- und wohnungspolitischen Berichts 2024 vor.

Wohnen ist mehr als nur ein Dach über den Kopf. Für eine nachhaltige Verbesserung der wohnungspolitischen Situation müssen essentielle Themen wie Klimawandel, Ausbau der sozialen und technischen Infrastruktur, Lebens- und Nutzungsansprüche der Stadtbevölkerung im Bereich der Freiraumentwicklung und -erhaltung gleichermaßen mitberücksichtigt werden. Hierfür hat der dezernatsübergreifende Arbeitskreis Wohnen der Stadtverwaltung die relevanten Zahlen, Daten, Fakten sowie Kernaussagen zu den Themen Demografie, Wohnraum als Lebensraum, Wohnungswesen und Quartiersentwicklung sowie Stadtplanung und -entwicklung für den Berichtszeitraum 2021 bis 2023 fortgeschrieben. Auf dieser interdisziplinären Informationsgrundlage kann das Entwicklungskonzept bezahlbarer Wohnraum finalisiert werden.

Auch in Sankt Augustin ist zu spüren, dass der Anstieg des Zinsmarktes, der Ukrainekrieg und Corona zum Anstieg der Bau- und Beschaffungskosten und zum Einbruch am Wohnungs- und Baumarkt führen. Statistiken in Sankt Augustin geben erste Hinweise auf sinkende Bautätigkeit im Stadtgebiet. Gleichzeitig war der Bedarf an öffentlich-geförderten Wohnungen in 2023 um ein Sechsfaches höher als das zur Verfügung stehende Angebot. Bis 2042 fallen rund 69 Prozent des öffentlichen geförderten Wohnraums aus der Belegungs- und Mietpreisbindung mit dem Risiko, dass mehr Menschen auf existenzsichernde Leistungen angewiesen sind. Angesichts der demografischen Entwicklung steigt der Bedarf für seniorengerechte (Wohn-)Angebote, insbesondere barrierefreie Wohnung sowie barrierefreier Umbau der eigenen Wohnung.

Sankt Augustin hat sehr kinder- und familienreiche, aber auch alternde Quartiere. Die Herausforderungen in den einzelnen Quartieren sind sehr heterogen und wirken sich unmittelbar auf die Teilhabemöglichkeiten der Menschen im Quartier aus. Mit der Erarbeitung einer kleinräumigen Bevölkerungsprognose unter Berücksichtigung der Baulandreserven sowie der Sozialplanung wurden bereits Instrumente und Strukturen geschaffen, um eine bessere Raumbeobachtung und zielgenauere Steuerung zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der wohnungspolitischen Situation zu ermöglichen. Diese umfassen alle Lebensbereiche, angefangen von der Kita- und Schulentwicklungsplanung, der Nahversorgung bis hin zur Pflege. Die ursprünglich projektierten Flächen sind zum Großteil in Planung und Umsetzung.

„Eine Gesamtstrategie Wohnen muss die Risiken für ein gutes soziales Zusammenleben im Blick haben und Kompensationen in den Quartieren mitdenken, in denen nur noch geringer baulicher Gestaltungsraum besteht“, sind der Erste Beigeordnete Dr. Martin Eßer und der Technische Beigeordnete Rainer Gleß überzeugt. „Wohnen und Wohnumfeld umfassen alle Lebensbereiche von Jung und Alt und tragen wesentlich zu Bildungs- und Teilhabechancen bei. Deshalb müssen alle städtischen Planungen - von der KiTa-Bedarfsplanung über Schulentwicklungsplanung und Altenhilfeplanung bis hin zur Stadtentwicklung - miteinander verzahnt sein“.

In einem weiteren Schritt ist vorgesehen, zusammen mit den zuständigen politischen Gremien einen Beschlussvorschlag für die Anwendung eines Baulandbeschlusses verbunden mit einem kooperativen Baulandmodell in der zweiten Jahreshälfte 2024 auszuarbeiten. Grundlage hierfür sind die Ziele für eine kommunale Baulandstrategie, die Vertreter aus Politik und Verwaltung in einem gemeinsamen Workshopprozess entwickelt haben. Zugleich ermöglicht die Fortschreibung des Berichts ein Monitoring für zentrale Themen im Zusammenhang mit der nachhaltigen Wohnraumversorgung. Dazu gehörten beispielsweise, wo es Potentiale für „bezahlbare“ Wohnquartiere mit Lebensraum für Jung und Alt gibt, wo besondere Herausforderungen zu beachten sind und welche weiteren strategischen Schritte zur Umsetzung des Konzepts bezahlbarer Wohnraum in guter Lebens- und Umweltqualität angezeigt sind.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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