"KlimaSIEDLUNGplus" nimmt Fahrt auf
Der Bürgerschaft Impulse geben
Sankt Augustin - „Der Stein ist am Rollen“, berichtete Rainer Gleß, technischer
Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin. Das Modellprojekt für
klimafreundliche Stadterneuerung, unter dem Label
„KlimaSIEDLUNGplus“, ist bereits im vollen Gange. Dafür suchten
die Entscheidungsträger unter anderem das Quartier „Im
Spichelsfeld“ mit rund 400 Wohneinheiten aus. „Das ist ein
Riesenprojekt und eine erhebliche Herausforderung, gerade wenn es um
Klimaschutz geht.“ Die Siedlung entstand Ende der 1970er Jahre, in
der die Gebäude in Bungalowbauweise mit Fertigelementen errichtet
wurden, und zeichnet sich obendrein wegen ihrer unkonventionellen
Struktur aus. Das Quartier ist allerdings geprägt durch eine recht
homogene Bauweise und Wohnhöfe mit bemerkenswerter
Aufenthaltsqualität. „So sind etwa Maßnahmen wie Dämmung und
Wärmeschutz mit hohem Mehraufwand verbunden.“
Doch auch hier beweist das Projekt, dass energetische Sanierung in
einem annehmbaren Rahmen möglich ist. Wie es geht und was man machen
kann, zeigt ein Netzwerk von Kooperationspartnern, die eingebunden
sind, darunter die Stadtwerke Sankt Augustin, die Verbraucherzentrale
NRW, die Energieagentur Rhein-Sieg und die Bürgerenergie Rhein-Sieg.
Darüber hinaus beteiligte sich die Technische Hochschule Köln
(Cologne Institute for Renewable Energy) und Cambio Carsharing.
Gemeinsam mit den Bürgern wurden Ziele festgelegt, die in einem
400-seitigen Konzept einflossen, 2015 begonnen und 2017 beendet. Hier
einigte man sich auf die Senkung von Energieverbrauch und
CO2-Ausstoß, außerdem die Stärkung regenerativer Energien, sowie
eine Änderung des Verbraucherverhaltens.
Bei der Auftaktveranstaltung 2019 signalisierten rund 60 Menschen vor
Ort die Bereitschaft zum Mitmachen. Die Partner legten eine Reihe von
Angeboten auf. Beratungen und Onlineseminare von der
Verbraucherzentrale waren ebenso gefragt wie die der Energieagentur
Rhein-Sieg oder den Stadtwerken, ganz gleich ob es um Photovoltaik,
Heizungsanlagen, Dachbegrünungen oder Elektromobilität ging. Auch
der komplexe Bereich des Förderdschungels versuchten die Fachleute
dem Bürger verständlich nahezubringen.
Einen großen Erfolg lieferte der erste digitale Stadtrundgang, bei
dem viele Anregungen und Kritiken zur Sprache kamen. Diesbezüglich
reagierte die Verwaltung umgehend, etwa bei der Ausbesserung von
Pflastersteinen in der Von-Claer-Straße, die vom LKW-Verkehr
besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Es geht nicht nur
darum, dass die Menschen selbst etwas am eigenen Haus machen, nein,
wir müssen auch im öffentlichen Raum die Wohnqualität steigern. Die
Menschen sollen sich ja dort heimisch fühlen.“ Mit dem
angestoßenen Projekt will man bei der Bürgerschaft Impulse setzen.
Dabei kann eine Vernetzung innerhalb der Nachbarschaft hilfreich sein,
beispielsweise bei Einkaufsgemeinschaften, um auf diese Weise
günstiger an spezielle Baustoffe zu gelangen. Auch hier geht der
Kooperationskreis gerne zur Hand.
Schon jetzt lassen sich „Im Spichelsfeld“ positive Ansätze
erkennen. Dachstühle werden erneuert, Dächer begrünt,
Heizungsanlagen ausgetauscht und Anschlüsse für Elektroautos gelegt.
„Wir haben seit 2020 im Spichelsfeld mehrere Höfe elektrifiziert.
Das waren 22 neue Anschlüsse mit einer Investition von ungefähr
25.000 Euro“, so Marcus Lübken Vorsitzender der Geschäftsführung
der Stadtwerke. „Im restlichen Gebiet lag die Zahl nur bei fünf im
gleichen Zeitraum.“
In den nächsten zwei bis drei Jahren wird man noch weitere Ergebnisse
in dem Viertel wahrnehmen können. Dass sich die Maßnahmen nicht nur
positiv aufs Klima auswirken, sondern auch auf den Geldbeutel, erfreut
bestimmt die beteiligten Anwohner. Jeder kann in kleinem Rahmen etwas
dazu beitragen.
Wer sich informieren möchte, wählt seinen Favoriten aus folgenden
digitalen Veranstaltungen aus: Am Mittwoch, 16. Juni, stellt Christoph
Seul das Klimapaket der Stadtwerke Sankt Augustin vor. Weiter geht es
am Mittwoch, 30. Juni um 18 Uhr mit dem Thema Energetische Sanierung
und Einkaufsgemeinschaften. Hier stehen Petra Grebing von der
Verbraucherzentrale NRW und Christian Klein-Schmidt von Jung
Stadtkonzepte Rede und Antwort. Zudem ist die „Berliner Siedlung“
als Modellsiedlung auserkoren und wird ebenfalls als
„KlimaSIEDLUNGplus“ von dem Konzept profitieren.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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