Kinder und Jugendliche stärken
Diakonie startet Quartierssozialarbeit in Mülldorf-Nord
Mülldorf -
Ein Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in der zweiten und
dritten Ferienwoche in Kooperation mit der Stadt Sankt Augustin. Das
wöchentliche mobile Spielangebot auf den Spielplätzen und dem
Bolzplatz im Viertel. Das offene Büro unten im Erdgeschoss links in
der Ankerstraße 19: Mit drei konkreten Angeboten ist die
Quartiersarbeit in Mülldorf-Nord am Start. Ziel ist, Kinder und
Jugendliche zu stärken, insbesondere auch in diesen Corona-Zeiten:
„Gerade Kinder, die es eh nicht so leicht haben im Leben, werden
doppelt getroffen“, sagt Patrick Ehmann, Geschäftsführer der
Diakonie An Sieg und Rhein, die Träger des Projekts ist. In der
Pressekonferenz zur Vorstellung des Projekts erklärte er weiter, dass
Mülldorf-Nord eines von vier Quartieren in Sankt Augustin mit
besonderem Entwicklungsbedarf ist. Gefördert wird das Projekt durch
das Land Nordrhein-Westfalen und den Europäischen Sozialfonds.
Hinzukommen Eigenmittel der Evangelischen Kirchengemeinde Sankt
Augustin Niederpleis und Mülldorf. Ziel sei „ganz klar, die Arbeit
hier zu verankern“, so Ehmann. Ähnlich der Erste Beigeordnete Ali
Dogan: „Wir wollen Quartiersarbeit in Sankt Augustin dauerhaft
implementieren“. Das Projekt in Mülldorf-Nord sei „ein guter
Anschub“.
Nico Dreuw heißt der Quartierssozialarbeiter vor Ort, anzutreffen im
Treppenhaus, den offenen Bürostunden, auf der Straße. Beim Ferien-
und beim Spielangebot. Er sagt: „Die Menschen, die hier leben, sind
die Experten für ihre Lebenswelt. Quartiersarbeit lebt von den
Menschen selbst. Sie bringen ihre Themen, Bedarfe und Interessen
ein“. Das Quartiersbüro ist montags von 14 bis 19 Uhr und mittwochs
von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Dreuw: „Es ist eine offene Tür. Jeder
kann kommen. Mit allen Anliegen. Und wenn es nur auf einen Kaffee ist,
um ins Gespräch zu kommen“. Gern auch ins Gespräch über Ideen,
wie sich die Lebensqualität im Quartier gemeinsam verbessern lässt.
„Die Energie kommt von den Menschen selbst. Entscheidungen fallen in
einem partizipativen, emanzipatorischen Prozess“.
Das mobile Spielangebot sieht Dreuw auch in Reaktion auf die
Corona-Auswirkungen: Abnahme von sozialen Kontakten, wenig Bewegung,
Rückzug ins Häusliche, steigender Konsum von digitalen Medien - da
gelte es jetzt Kinder und Jugendliche abzuholen.
Michaela Teigelmeister, Fachbereichsleiterin Offene Sozialarbeit in
der Diakonie An Sieg und Rhein, erläuterte das Konzept in der
Pressekonferenz so: „Wir bringen keine fertigen Lösungen mit. Wir
schaffen erstmal den Rahmen, so dass sich Menschen einbringen und
mitgestalten können".
Zum Wohle der Menschen „bringen wir auch die Fachlichkeit der
Diakonie als Ganze mit“. Das heißt, die verschiedenen Fachbereiche
wie Suchthilfe, Schwangerenberatung, Sozialberatung und das Fachteam
Migration und Integration „sind alle im Hintergrund und als große
Ressource dabei“.
Knapp 2.200 Menschen leben in dem Stadtteil, auf viel engerem Raum als
anderswo in der Stadt. Der Anteil von Familien mit Hartz-IV-Bezug ist
fast drei Mal so hoch wie im städtischen Durchschnitt. Viele Menschen
haben Migrationshintergrund. Es gibt überdurchschnittlich viele
alleinerziehende Haushalte.
Deshalb ist der Beigeordnete Ali Dogan froh und dankbar, dass hier nun
Quartiersarbeit begonnen hat: „Es macht Sinn, mit Kindern und
Jugendlichen zu starten, denn Präventionsarbeit sollte bei den
Jüngsten beginnen, damit Quartiersarbeit langfristig Erfolg hat".
Dogan weiß: „Wenn wir nicht investieren, zementiert das die
dauerhaften Problemlagen. Bildungsbiografien, Armutslagen,
Gesundheitsfaktoren spielen eine Rolle, Übergewichtigkeit. Jeder
investierte Euro in Prävention zahlt sich deutlich aus, wenn man das
ökonomisiert betrachtet".
Pfarrer David Bongartz von der örtlichen evangelischen Gemeinde
unterstrich, dass die Gemeinde nicht nur für die kommenden drei Jahre
jährlich 10.000 Euro zugesagt hat. „Wir sind außerdem ein
Projektpartner, der mit haupt- und ehrenamtlicher Kraft unterstützt.
Weil wir uns nicht nur in Verantwortung für unsere
Gemeindemitglieder, sondern für den ganzen Stadtteil sehen. Wir
möchten vor Ort präsent sein und helfend, fördernd, begleitend
unterstützen".
Seine Erfahrung als Pfarrer ist: Im Quartier Mülldorf-Nord sind
unterschiedliche Milieus vertreten. „Das ist eine Stärke von Sankt
Augustin, die ich als Pfarrer spüre. Das müssen wir erhalten. Dazu
ist die Quartiersarbeit wichtig".
Für gute Mischverhältnisse setzt sich auch der städtische
Beigeordnete ein. Es gelte, die Lebensqualität in Mülldorf-Nord zu
verbessern, gleichzeitig sozial geförderten Wohnraum auch in andere,
vermeintlich bessere Viertel zu bringen, so Dogan.
Quartiersarbeit bedeutet aus Sicht der Stadt: Präsenz vor Ort. Die
Menschen bräuchten jemanden vor Ort, „den man im Zweifel duzen
kann, den man hier auf der Straße oder im Büro antrifft“. Dogan:
„Am liebsten sollte er einmal an jedem Küchentisch gesessen haben".
Nähere Informationen gibt es unter
www.diakonie-sieg-rhein.de/zusammen-im-quartier
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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