Vor 51 Jahren:
Inge und Lutz Irgel stellten als "Immis" das Bonner Prinzenpaar

Inge und Lutz Irgel mit einem gerahmten Bild, das sie als Bonner Prinzenpaar 1968 zeigt. | Foto: Frenzel
2Bilder
  • Inge und Lutz Irgel mit einem gerahmten Bild, das sie als Bonner Prinzenpaar 1968 zeigt.
  • Foto: Frenzel
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Birlinghoven -

Das Bonner Prinzenpaar von 1968 war damals und ist auch heute noch
privat ein Paar. Im Februar 1959 gaben sich die gebürtige Bremerin
Inge Grotheer und der aus Berlin stammende Lutz Irgel das Jawort. Das
erste Tête-à-Tête Anfang der 1950er-Jahre in einer Bremer
Tanzschule trug maßgeblich dazu bei, dass das Bonner Prinzenpaar von
1968 eines der wenigen war, das in der langen Geschichte des Bonner
Karnevals nicht von „Ur-Rheinländern“, respektive Bonnern,
gestellt wurde. Und das kam so:

Beflügelt durch den Status einer Bundeshauptstadt, den Bonn in der
Zeit von 1949 bis 1990 bekleidete, zogen nicht nur Abgeordnete mit
ihren Familien in die Stadt am Rhein, die nun den Parlaments- und
Regierungssitz innehatte. Auch große Firmen und Konzerne suchten hier
neue Herausforderungen. So auch die Collo GmbH, die mit ihrem
Vertriebsdirektor und späteren Geschäftsführer Lutz Irgel vor den
Toren Bonns in Bornheim-Hersel residiert.

Wurde der Karneval „per preußischer Kabinettsorder im März 1828
noch als „anormalische und in polizeilicher Hinsicht nicht
unbedenkliche Lustbarkeit“ verboten, reagierte man 1842 auf die
wirtschaftlichen Verluste der Gewerbetreibenden, die durch ihre
Einnahmen beim Karneval in großem Maße die Armenversorgung mit
finanzierten. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. erteilte
dem Bonner Karneval eine provisorische Genehmigung. Als bedeutender
Wirtschaftsfaktor und immaterielles Kulturgut erzielt der Karneval
heute nicht nur Gewinne für die Stadt, sondern benötigt auch
Investoren. So gründeten im Jahr 1966 verschiedene Bonner
Unternehmen, Institutionen sowie einige Privatpersonen den Großen
Senat, der den Festausschuss Bonner Karneval unterstützt. Mit dabei:
Lutz Irgel. Als redegewandter und politisch interessierter Unternehmer
avancierte er schon bald zum Vizepräsidenten Großer Senat im
Festausschuss Bonner Karneval. Ob Pflicht oder Kür, auf Bällen,
offiziellen und privaten Empfängen erstrahlte das „immigrierte“
Ehepaar Irgel in einem besonderen Glanz. Mit seiner schönen Frau Inge
hatte der Grandseigneur in den Bremer Zeiten Tanzturniere gewonnen.
Bei der Suche nach einem geeigneten Bonner Prinzenpaar für das Jahr
1968 fiel die Wahl deshalb schnell auf Lutz Irgel. Er nahm diese neue
Herausforderung gern an. Allerdings nur unter der Bedingung, dass auch
seine Frau Inge mit von der Partie sei. Die Session begann allerdings
mit einer Enttäuschung für das designierte Prinzenpaar. Am 1.
Februar 1968 lautete die Schlagzeile im Bonner Express: „Bonner
Tollitätenpaar bietet seinen Rücktritt an“. Der damalige Bonner
Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Daniels hatte sich und den
Bürgermeister Michael Hitz für die Proklamation entschuldigen
lassen. Auch 51 Jahre danach ist die Begebenheit nicht vergessen aber
verziehen.

Der damalige Landtagspräsident und „kölsche Jung“ John van Nes
Ziegler fungierte als „Nothelfer bei der Proklamation“ und stellte
die Weichen für eine abwechslungsreiche Regentschaft von Lutz I. und
seiner Bonna Inge II.

Um die Versorgung und Betreuung der drei Kinder während der
Karnevalssession zu gewährleisten, wurden die Großeltern aus Bremen
„zwangsverpflichtet“, erinnert sich Inge Irgel.

Rückblickend sei es eine schöne, wenn auch anstrengende Zeit
gewesen, bestätigen Inge und Lutz Irgel, deren Karnevalsorden wie
Reliquien aus einer vergangenen Zeit im Keller aufbewahrt werden. Und
trotz rauschender Bälle in der Beethovenhalle im Beisein der
damaligen Politprominenz gab es auch leise Momente, an die sich Inge
Irgel mit traurigen Augen erinnert. Die Besuche der Kinderheime, in
denen große staunende Augen sie anschauten und kleine Händchen
ehrfurchtsvoll ihr Spitzenkleid berührten, wird sie nicht vergessen.

Auf die Frage nach dem Vergleich zwischen dem Karneval gestern und
heute kommt bei dem 82-jährigen Lutz Irgel Wehmut auf. „Das Herz
fehlt“ sagt er mit leichter Traurigkeit in der Stimme. Der Kommerz
stehe jetzt mehr im Vordergrund.

Seit langem schon wohnen die Irgels in Sankt Augustin. Heute ist das
Prinzenpaar von einst nicht mehr „jeck“. Als Geschäftsführer
geht Lutz Irgel noch an jedem Wochentag in seine Firma, während seine
Frau das große Haus in Ordnung hält und sich um Kinder, Enkel und
bald das erste Urenkelchen kümmert.

- Beatrix Frenzel

Inge und Lutz Irgel mit einem gerahmten Bild, das sie als Bonner Prinzenpaar 1968 zeigt. | Foto: Frenzel
Inge Irgel mit Karnevalsorden und Püppchen Bonna. | Foto: Frenzel
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

26 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.