Traum vom Fliegen
Internationales Pilotentreffen zum 100. Geburtstag von Alfons Pützer

Zahlreiche Hobbypiloten kamen nach Hangelar zum „Fly In“. Folglich gab es regen Betrieb auf der Piste. | Foto: Wackers
28Bilder
  • Zahlreiche Hobbypiloten kamen nach Hangelar zum „Fly In“. Folglich gab es regen Betrieb auf der Piste.
  • Foto: Wackers
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Hangelar - „Ich bin glücklich, ich bin stolz, zu Tränen gerührt. Dieses
Wochenende ist eine Wiederbegegnung mit meinem Vater”, so das Fazit
von Dr. Hanns-Jakob Pützer, Sohn des Bonner Luftfahrtpioniers und
Flugzeugbauers Alfons Pützer. Dieser hätte am 3. August seinen 100.
Geburtstag gefeiert. Ihm zu Ehren hatten der „CFI-Club-International
- Sektion Deutschland“ und der Förderverein des Deutschen Museums
in Bonn mit Unterstützung des Flugplatzes Bonn-Hangelar ein „Fly
In“, ein privates Pilotentreffen, organisiert. Die Teilnehmer kamen
aus ganz Europa: aus Deutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich und
England sowie aus den USA. Ein Highlight war am Freitag die Ankunft
von rund 40 historischen Maschinen, vom Typ Elster, dem ersten
deutschen Serienflugzeug nach dem Zweiten Weltkrieg sowie den
RF-Modellen. Am Samstagabend gab es dann eine Geburtstagsparty mit
Livemusik in der Flugzeugwerft Bonn-Hangelar. Bei einer Feierstunde im
Deutschen Museum Bonn im Wissenschaftszentrum hatte der Bonner Notar
eine bewegende Festrede über das Werk seines Vaters gehalten.

Unter den Hobbypiloten, die sich am Samstagnachmittag die
Oldtimermaschinen anschauen, ist auch Bernhard Steiner. Der ehemalige
Volksschullehrer aus Siegburg-Kaldauen hat fast alle einmotorigen
Maschinen geflogen. „Da ging es schon mal mit Gästen zur Weinprobe
in die Pfalz“, schmunzelt er. Schade nur für ihn, „denn ich
durfte ja nichts trinken, weil ich ja zurückfliegen musste“,
erinnert sich der über 90-Jährige.

Wegen der Hitze verzögerte sich der am Samstagnachmittag geplante
Rundflug der historischen Flugzeuge über Bonn und Umgebung. Dies
nutzte Dr. Hanns-Jakob Pützer, um seinen Gästen die historischen
Motorflugzeuge zu zeigen und vom Werk seines Vaters zu erzählen.
„Sein Verdienst war es, verbrauchs- und geräuscharme Flugzeuge, zu
einem erschwinglichen Preis für jedermann zu bauen“, schwärmt er.

Alfons Pützer wurde am 3. August 1918 in Bonn geboren. Er wuchs in
einem holzverarbeitenden Betrieb auf. Bei einem Rundflug mit einer
DO-X, einem Wasserflugzeug über den Rhein, entdeckte der damals erst
Zehnjährige seine Leidenschaft für das Fliegen. Er fing an, eigene
Modelle zu bauen.

Aufgrund seiner innovativen Ideen für den Flugzeugbau, beispielweise
auch die viel leichteren VW-Motoren in die Maschinen einbauen zu
lassen, holten ihn die später weltbekannten Gebrüder Horten noch
während des Zweiten Weltkrieges als Konstrukteur ins eigene
Unternehmen.

Mit der „Mora“ baute er das erste deutsche Motorflugzeug, das nach
dem Zweiten Weltkrieg am Tage der Wiedererlangung der Lufthoheit in
Bonn-Hangelar startete. Mit der hieraus weiterentwickelten „Pützer
Elster“ gewann er Ende 1956 die erste Ausschreibung der Bundeswehr.
Mit seiner Firma „Pützer Flugzeugbau KG“, startete er dann die
erste Serienproduktion, mit einem Auftrag von 25 Exemplaren. Auf ihnen
wurden die ersten Piloten der Bundeswehr ausgebildet. Auch das erste
in Vollkunststoff gefertigte Motorflugzeug der Welt, die LFU-205, ist
von ihm, der zuvor vor allem mit Holz gearbeitet hatte. Sie wurde am
22. April 1968 eingesetzt und 50 Jahre lang als Forschungs- und
Versuchsflugzeug der in Oberkassel und Porz ansässigen Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) genutzt. Erst im März 2018
wurde sie aus dem Verkehr gezogen und dem Deutschen Museum übergeben.
Das Besondere war, dass er seine Grundlagenforschung immer durch
Forschungsaufträge finanzierte.

Mit unter den Gästen an diesem Wochenende ist auch Flugzeugbauer
René Fournier. Die Familien Pützer und Fournier verbindet eine tiefe
Freundschaft. Alfons Pützer lernte René Fournier auf dem „Pariser
Aérosalon“ kennen. Aus dieser Begegnung ging wenig später das
Unternehmen Sportavia-Pützer hervor. „Es war der Humor, der uns
verband“, erinnert sich der 97-jährige René Fournier, der sich das
Fly In in Hangelar nicht entgehen lassen wollte. Dabei war er
zunächst Keramikmeister, bevor er begann, kleine Flugzeuge zu
zeichnen und dann Flugzeugbauer wurde. Die RF-Serie mit René Fournier
wurde für beide ein riesiger Erfolg. Die RF 3 war das erste Modell,
das Pützer dann nach Deutschland importierte. „Wären wir nicht
solche Puristen gewesen, hätten wir die Flugzeuge noch edler
gestaltet, hätten wir noch mehr Erfolg haben können“, sagte René
Fournier am Samstagabend mit einem verschmitzten Lächeln.

Alfons Pützer starb am 1. August 1993. „Der Lebenstraum meines
Vaters hat viele Menschen zusammengebracht, und das bis heute“, sagt
Hanns-Jakob Pützer, während neun der alten Maschinen zum Start
ansetzen. Auch wenn die historischen Flugzeuge inzwischen
Sammlerstücke sind, sie werden immer noch geflogen.

- Patrizia Wackers

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

26 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.