Mehr als ein Kinderinstrument
Mit einer Blockflöte kann man nahezu alles spielen

Dirigent Dietrich Schnabel zaubert mit seinen Flötisten einen flotten Walzer. | Foto: Zierden
  • Dirigent Dietrich Schnabel zaubert mit seinen Flötisten einen flotten Walzer.
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Sankt Augustin -

Ein Walzer im Dreivierteltakt ertönt an diesem Samstagmorgen
beschwingt und fröhlich in der Baracke des Rhein-Sieg-Gymnasiums. Die
Vielzahl der Töne lässt erkennen, dass die Melodie von mehreren
Instrumenten zusammen ertönt. Das Orchester besteht aus Blockflöten.
Blockflöte - ein Instrument nur für Kinder? Die Blockflöte ist zwar
häufig eines der ersten Instrumente, welches Kinder erlernen, aber
mit dem Älterwerden muss damit noch lange nicht Schluss sein. Das
zeigt sich vor allem beim Blockflötenorchester Sankt Augustin. Kinder
sind hier keine dabei, aber dafür rund 50 Mitglieder, die ihre Flöte
immer noch lieben und den Zauber der Musikvermitteln möchten. Achtmal
im Jahr treffen sich die Musiker und proben. „Wir spielen an dem
Werk ‚Symphonische Tänze‘“, sagt Dirigent Dietrich Schnabel.
Die Tanzmusik ist Thema beim nächsten Konzert. „Musik lebt immer
vom Zuhören“. Daher werden im Oktober Stücke aus italienischer und
französischer Renaissance über barocke Ballettmusik, ein Menuett von
Beethoven bis hin zu eben den „Symphonischen Tänzen“, eigens
komponiert vom Dirigenten, vorgestellt.

Der Probentag an diesem März-Samstag ist für die Instrumentalisten
allerdings mehr als nur ein gemeinsames Spiel. „Es ist etwas für
den Geist und das Herz“, sagt Doris Liebig. Die 78-Jährige ist
eines der Gründungsmitglieder. Sie spielte Flöte in der Schule und
suchte nach ihrer Pensionierung nach einem Hobby. Besonders die
Gemeinschaft im Orchester gefällt ihr. „Wir haben das ganze Jahr
über Kontakt und spielen auch schon einmal so zusammen“. Liebig
spielt hauptsächlich Bassflöte, kann aber auch die Altflöte
besetzen.

Blockflöten gehören zur Gruppe der Holzblasinstrumente und bieten
als Instrumentenfamilie alle Tonlagen - von Sopran über Alt und Tenor
bis zum Bass. Dabei gibt es die Flöten in allen Preiskategorien.
Voraussetzung für das Spiel im Sankt Augustiner Orchester sind
mindestens zwei Flöten und das Noten lesen. Generell verlaufen dann
die Proben wie in jedem anderen Orchester.

Reglindis Steger initiierte das Blockflötenorchester im Jahr 2006.
Sie hatte zuvor den Dirigenten Dietrich Schnabel kennengelernt und
fasziniert von seiner Arbeitsweise wollte sie auch den Spielern in
ihrer Heimatregion die Chance geben, unter seiner Leitung in einem
Blockflötenorchester zu musizieren. Schnabel betreut aktuell vier
Blockflötenorchester, bietet verschiedenen Seminare an und komponiert
eigene Werke. In Sankt Augustin meldeten sich rund 50 Flötisten aus
der näheren Umgebung, aber auch aus Koblenz, Köln, Leverkusen,
Mainz, Mönchengladbach, Oberhausen, Rosenheim und Wiesbaden. „Es
sind alles nicht professionelle Spieler, aber ich habe selbst den
Anspruch, dass es ordentlich ist“, meldet sich Dietrich Schnabel.
Daher habe er gerade in den ersten Jahren darauf geachtet, dass sie
alle zusammenfinden. Ganz wichtig sei das gemeinsame Atmen. Als seine
Aufgabe sieht er es vor allem, seine Mitspieler über die Musik zu
unterrichten aber auch das Orchester spielweise zu unterteilen. Ein
Orchester kann horizontal und vertikal aufgeteilt werden. „Mehr
Möglichkeiten hat man als Dirigent nicht“. Jedoch, wenn die Spieler
wach seien, könne man vieles versuchen. „Noten sind das Gerippe an
Musik, Spieler machen etwas daraus und die Frage sei immer: Was will
der Komponist?“

Für Dietrich Schnabel zählt vor allem der warme und runde Klang der
Blockflöte. Zwischen piano (leise, zart) und forte (laut, stark)
könne sie stark differenzieren. Sein Fazit: „Die Flöte trägt zum
Kulturgut bei“. Als Vorbilder sieht er im Blockflötenmetier vor
allem taiwanesische Orchester. „Sie sind die Besten der Welt“.

Gründungsmitglied Ute Wessel feierte ihren Geburtstag kurzerhand
während der Probe, auf die sie nicht verzichten wollte. „Die
Leitung ist unschlagbar“, bestätigt sie die Arbeit des Dirigenten.
Als ehemalige Lehrerin des Rhein-Sieg-Gymnasiums stellte sie den
Kontakt zur Schule zwecks Probenraum her. „Die Schulleitung ist sehr
kooperativ“, freut sich die Pensionärin. Im Orchester spielt sie
neben Alt und Tenor auch Bass und Großbass. Die Großbassblockflöte
neben einer Sopranblockflöte wirkt wie David neben Goliath. Im
Orchester seien auch Plastikflöten vertreten. „Unsere Flöten aus
Holz sind schwieriger zu stimmen“, sagt Wessel. Da das Holz
arbeitet, reagiert die Flöte bereits auf Temperaturen wie etwa die
Heizungsluft. „Immer schön austrocknen lassen, wenn man geflötet
hat“, fügt Doris Liebig hinzu.

Besonderer Höhepunkt im Jahr ist für die Orchestermitglieder neben
ihrem Konzert das dreitägige Probenwochenende in der Hennefer
Sportschule. Nach langer Suche hatten sie ein Hotel mit passendem
Probenraum gefunden. „Das war ganz schön schwierig“, sagt Liebig.
Am Probentag geht es weiter mit einem Stück aus einem
Kompositionswettbewerb. „Es ist rhythmisch nicht sehr schwer und
musikalisch reizvoll“, lockt Schnabel. Doch zusätzlich zu
motivieren braucht er seine Flötisten nicht. Selbst der Walzer, der
zuvor erklang, wirkte für Zuhörer wie mehrmals geprobt, obwohl es
eine Premiere war.

Das Blockflötenorchester Sankt Augustin lädt am Sonntag, 15.
Oktober, zu seinem nächsten Konzert. Weitere Informationen gibt es
unter
www.blorsta.de

- Monika Zierden

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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