Ehre für Stadt und Schule
Namensgebungsfeier der Fritz-Bauer-Gesamtschule
Menden -
„Es ist eine Auszeichnung für unsere Stadt, diesen Namen tragen zu
dürfen“, äußerte Klaus Schumacher, Bürgermeister von Sankt
Augustin, bei den Feierlichkeiten in der Fritz-Bauer-Gesamtschule.
Bereits im Mai hatten die städtischen Gremien fast geschlossen für
die Namensgebung gestimmt. Über ein Jahr lang machten sich Lehrer,
Schüler und Eltern Gedanken und diskutierten über eine Auswahl. Am
Schluss blieben mit Fritz Bauer, Hilde Domin und Mark Chagall drei
Namen übrig. Es freute alle sehr, dass die erste Wahl auch den
größten Anklang fand. „Wir haben uns vorgenommen, für unsere
Schule einen Namen zu finden, der das Profil und unsere Idee von
Schule, unser Leitbild, widerspiegelt“, erklärte Schulleiterin
Stephani Overhage in ihrem Festbeitrag. Der hessische
Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer setzte sich in seinem Leben für
die juristische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen
und für ein neues Demokratieverständnis ein. Geboren als Sohn
jüdischer Eltern in Stuttgart, kam er nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten für acht Monate ins Konzentrationslager Heuberg.
1936 gelang ihm die Flucht nach Dänemark, lebte aber ständig in
Angst vor der Gestapo. 1943 flüchtete er mit seiner Familie nach
Schweden. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde ein Jahr
später Generalstaatsanwalt in Braunschweig. Sein größter
Meilenstein ist ohne Zweifel der Auschwitz-Prozess 1963 bis 1965.
„Fritz Bauer hat in seiner Funktion die Deutschen mit ihrer
Geschichte konfrontiert, sich für Gerechtigkeit mit unermüdlichem
Fleiß, oft auch gegen Widerstände, eingesetzt“, so die
Schulleiterin weiter.
„Solidarität, Beständigkeit, Einsatz für Gerechtigkeit,
Demokratie und Toleranz sind zentrale Dinge, die unser Leben in der
Zukunft prägen sollen.“ Dass die Schüler sich mit dem Namen und
der Bedeutung identifizieren können, zeigte eine Reihe von
Projektarbeiten, die in der Aula ausgestellt waren. Das kommt
keinesfalls von ungefähr, denn seit den Gründungstagen ist die
Holocaust-Didaktik ein wichtiger Schwerpunkt der Schularbeit. Nicht
nur die zahlreichen Projekttage, sowie die Auszeichnungen als
„Schule ohne Rassismus“ und „Schule der Zukunft“, prägten den
Weg zum jetzigen Namen, sondern vor allem die Schulpartnerschaft mit
der Hayovel Junior High School in Mewasseret Zion / Israel. Der
Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete, neben der Enthüllung einer
Stele zur Namensgebung, der Festvortrag von Dr. Ronen Steinke. Der
Fritz Bauer-Biograph ließ in seiner Rede das Publikum in die
Gegebenheiten der Auschwitz-Prozesse eintauchen. Er hob seinen Mut und
Zivilcourage hervor und ebenso, dass es dem Generalstaatsanwalt nicht
um Rache ging, vielmehr darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
„Es ist wichtig, dass der Name der Schule dazu beiträgt, dies im
Alltag präsenter zu machen“, erklärte Dr. Ronen Steinke
abschließend.
#article
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.