„Eine super Erfahrung“
Paul Maier unterstützt in seinem FSJ einen 13-jährigen Schüler
Sankt Augustin -
Das Abitur ist geschafft! Jetzt stellen sich viele junge Menschen die
Frage, was sie nach der bestandenen Prüfung machen sollen. Viele
entscheiden sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Paul Maier
ist einer von ihnen. Er begleitet einen 13-jährigen Jungen mit
Behinderungen in dessen Alltag an einer Förderschule in Sankt
Augustin. „Eine super Erfahrung“, findet er.
Seit knapp einem Jahr sind der 19-jährige Paul Maier aus Troisdorf
und der der Siebtklässler Max ein Team. Bei allem im Schulalltag, bei
dem Max aufgrund seiner Behinderung Unterstützung benötigt, steht
ihm der Integrationshelfer, wie Schulbegleiter auch oft genannt
werden, zur Seite. Zum Beispiel im Deutschunterricht: Die Klasse soll
die Seite 29 der Tageszeitung aufschlagen und mit einem Textmarker
Adjektive unterstreichen. Paul Maier sucht die Seite, faltet die
Zeitung und legt sie vor Max auf die Ablage von dessen
Elektrorollstuhl. Er nimmt die Kappe eines Textmarkers ab und reicht
diesen an. Jetzt kann Max voll und ganz am Unterricht teilhaben.
„Für die Schüler sind wir FSJ-ler eine Mischung zwischen Kumpel
und Autoritätsperson, vielleicht ein bisschen wie ältere
Geschwister“, berichtet Paul Maier. „Wir haben oft viel Spaß
miteinander. Gleichzeitig möchte ich Max dabei unterstützen,
unabhängiger von meiner Hilfe zu werden.“ Der FSJ-ler ist ein
fester Teil der Klasse, so dass ihn Max‘ Lehrerin auch
selbstverständlich anspricht, als es um für sein Alter typische
Themen wie etwa die Führerscheinprüfung geht.
Die Aufgaben des Freiwilligen sind klar definiert: Er hilft im
Schulalltag, bei der Kommunikation und Mobilität sowie beim sozialen
Miteinander in der Klasse. Alles Pflegerische gehört nicht zu seiner
Verantwortung. Für Paul Maier steht die soziale und pädagogische
Aufgabe im Vordergrund: „Anfangs musste ich erst Max‘ Fähigkeiten
genau kennenlernen, um einzuschätzen, wo er Unterstützung benötigt.
Schnell haben wir Vertrauen aufgebaut und so kann sich Max voll und
ganz auf mich verlassen.“ Und wenn es doch mal zu Problemen kommen
sollte, weiß Paul Maier nicht nur die Lehrer, sondern auch das Team
des diakonischen Trägers Der Karren hinter sich.
Der 19-Jährige ist nämlich zwar in der Schule tätig, absolviert das
FSJ aber beim Karren, der seit 35 Jahren Menschen mit Behinderungen in
Sankt Augustin und Umgebung betreut, berät und begleitet. Über 100
Schulbegleiter sind beim Karren tätig – manche als FSJ-ler, andere
im Rahmen eines Minijobs oder einer Teilzeitstelle.
Weil Schulbegleiter und Schüler sehr viel Zeit miteinander
verbringen, ist es wichtig, dass hier die Chemie stimmt. „Wir bieten
den Freiwilligen zwei Hospitationstage an. So können sie schauen, ob
ihnen die Aufgaben zusagen. Auch das zu betreuende Kind hat ein
Mitspracherecht: Wenn es meint, dass eine Person nicht so gut zu ihm
passt, berücksichtigen wir das und schlagen beiden Seiten eine andere
Option vor“, erläutert Annette Schiff, Fachleiterin beim Karren
für die Schulbegleitungen.
Das Schuljahr ist zwar bald schon zu Ende, aber Max und Paul Maier
müssen sich noch nicht verabschieden. Der FSJ-ler hat beschlossen,
noch ein weiteres Jahr als Schulbegleiter für Max zu arbeiten. Danach
möchte er Sozialarbeit studieren, denn seinen Traumberuf - die Arbeit
mit Menschen mit Behinderungen - hat er während seines
Freiwilligendienstes gefunden.
Das Freiwillige Soziale Jahr richtet sich an alle, die die Schule
beendet haben und jünger als 27 Jahre sind, ein
Bundesfreiwilligendienst steht auch älteren sozial engagierten
Menschen offen. Die Freiwilligendienste dauern in der Regel zwölf
Monate, aber auch Einsätze von sechs bis 24 Monaten sind möglich.
Aktuell sucht Der Karren noch für das Schuljahr 2018/19 FSJ-ler als
Integrationshelfer an Förder- und Regelschulen. Weitere Informationen
unter www.karren.de. Auch andere
soziale Träger bieten FSJ-Stellen im Rhein-Sieg-Kreis an.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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