Augustiner Prinzenpaar
Peggy Lindemann und Emanuel Gmach entschieden sich spontan

Es war schon immer ein Traum, Prinzenpaar zu sein. Dass es dann aber plötzlich ganz schnell ging, damit hatten die beiden dann doch nicht gerechnet. | Foto: Wackers
  • Es war schon immer ein Traum, Prinzenpaar zu sein. Dass es dann aber plötzlich ganz schnell ging, damit hatten die beiden dann doch nicht gerechnet.
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Sankt Augustin -

Laut „Alaaf“ zu rufen, sei ihr am Anfang schwer über die Lippen
gekommen, gibt Prinzessin Augustina Peggy I. ehrlich zu und lacht
gleichzeitig verschmitzt.

„Pass auf meine Haare auf”, sagt sie zu ihrem Prinzgemahl Emanuel
I., als er ihr in den Mantel hilft. Eile ist angesagt, denn im Haus
der Nachbarschaft in Hangelar werden sie bereits erwartet. Unten
wartet schon ihr Gefolge. Zuerst geht es zum Karnevalstreffen des
Pflegeverbands Karren, dann weiter zum Gardetreffen nach Menden und
anschließend zum Abendessen in den „Dorfkrug“ der Familie Körner
nach Sankt Augustin. Man sieht dem Paar an, sie freuen sich. Dabei ist
auch das ganze Wochenende schon verplant. Mehr als die Hälfte der
Session haben die Tollitäten bereits hinter sich. Den Karneval sind
sie trotzdem noch nicht über.

Im Saal im Haus der Nachbarschaft wird bereits getanzt und gefeiert.
Die Stimmung ist schon fast auf dem Höhepunkt. Dann ziehen das Sankt
Augustiner Prinzenpaar und die Ehrengarde Hangelar ein. „Sie ist
einfach schön“, sagt ein Teilnehmer über Prinzessin Peggy I., die
beim Einzug händevoll Kamelle schmeißt. Eine großzügige Gabe des
Prinzenpaars. Und nach Vorstellung und Tanz des Nachwuchses der
Ehrengarde gibt es eine Polonaise durch den Saal. „Wir wollen die
Freude und den Frohsinn zu den Menschen bringen“, sagt Prinzessin
Augustina Peggy I. Überwältigt sei sie über den Jubel, der ihnen
als Sankt Augustiner Prinzenpaar zubrandet. „Im Kleid“, sagt sie,
„bin ich ein anderer Mensch“.

Dabei hatten der 46-jährige Vermögensberater der Steyler Bank und
die 42-jährige Gruppenleiterin bei einer Offenen Ganztagsschule in
Hennef nie daran gedacht, Prinzenpaar für die Karnevalssession
2017/18 zu werden. Bei einer Hüttengaudi im Oktober im Maiclub, saß
Emanuel Gmach an der Kasse und begrüßte die Karnevalisten mit „Die
Halle ist voll, macht mal“ und meinte damit „neue Majestäten“
anzuwerben. Es war der letzte, mögliche Termin vor dem 11. November,
dem Beginn der Karnevalssession.Zu diesem Zeitpunkt hatten die Sankt
Augustiner zum ersten Mal seit 1954 kein Prinzenpaar. Dieses hatte
seine Zusage nach Querelen und einer politischen Diskussion um einen
umstrittenen Facebook-Post des Prinzen zurückgezogen. Im Laufe des
Abends im Oktober geriet Gmachs Freundin Peggy Lindemann in der
Mülldorfer Mehrzweckhalle in die Fänge der Anwerber der Prinzengarde
und der Ehrengarde. Vier Jahre hatte sie sich als Schriftführerin
engagiert und erst im Sommer das Amt niedergelegt. „Heimlich
gewünscht habe sie sich schon lange, Prinzessin zu werden“, sagt
sie. Kurz vor Mitternacht macht sie ihrem Lebensgefährten klar, der
zu dieser Zeit immer noch an der Kasse sitzt: „machen wir es doch,
schließlich braucht Sankt Augustin ein Prinzenpaar“. Spontan stimmt
er zu. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Saal. Die
Vorstände werden aus dem Schlaf gerissen.

Der Holland-Urlaub mit den Kindern in den Herbstferien abgesagt. Ab
Sonntagmorgen klingelte das Telefon ununterbrochen, erinnert sich das
Paar schmunzelnd. Frank Meys, Präsident der Prinzengarde bittet sie
zur Vertragszeichnung nach Niederpleis, Fotos mussten gemacht werden
und Emanuel Gmach ließ private Orden prägen. Ihren ersten
offiziellen Termin hatten die Tollitäten am 11.11. um 19.11 Uhr bei
der Prinzenproklamation in der Realschule Niederpleis. 1,2 Tonnen
Wurfmaterial hat das Prinzenpaar inzwischen bestellt. Das entspricht
dem Wert eines Kleinwagens oder der Kreuzfahrt, die sich Peggy
Lindemann schon so lange wünscht. Eine Investition für sie, die sich
trotzdem lohnt. Denn für sie steht fest, sie wollen unbedingt im
Hangelarer und im Sankt Augustiner Zoch mitfahren. Nicht nur auf der
Bühne, auch privat sind sie ein Paar. Vor sechs Jahren verliebten sie
sich beim Pfarrfest an Fronleichnam in Mülldorf, erzählt Peggy
Lindemann lächelnd. Heute leben sie als Patchworkfamilie mit ihren
Kindern aus erster Ehe im ehemaligen Büro und Lager von Emanuel
Gmachs Großeltern. Sein Großvater mütterlicherseits hatte hier seit
den 1950er-Jahren eine Süßwarenhandlung. Natürlich lieferte die
Familie die Kamelle für den Karnevalszoch in Müllorf, der direkt an
ihrem Haus vorbeizog. Als sie das Amt als Prinzenpaar annahmen, sagt
Peggy Lindemann offen, wussten sie nicht, was auf sie zukommt. Bereut
haben sie es aber bisher nie, dass sie so spontan als Prinzenpaar
eingesprungen sind. Für die heiße Phase, zwischen Weiberfastnacht
und Rosenmontag wollen sich die beiden Urlaub nehmen. Und bis dahin
jeden einzelnen Termin als Prinzenpaar von Sankt Augustin in vollen
Zügen genießen.

- Patrizia Wackers

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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