Geburtshilfe schließt vorzeitig
Personalengpässe führten zu schneller Entscheidung

Sankt Augustin - Entgegen der bisherigen Planungen sieht sich die Asklepios Klinik
Sankt Augustin gezwungen, die Geburtshilfe ab sofort zu schließen.
Grund dafür ist die sich weiter zuspitzende Personalsituation, die
einen Betrieb im Sinne der Schwangeren nicht mehr gewährleistet. Ein
Teil der Beschäftigten hat sich bereits beruflich neu orientiert, so
dass die erforderliche Personaldecke für eine geordnete Versorgung
von Müttern vor, während und nach der Entbindung nicht mehr
vorgehalten werden kann.

Bereits im Januar hatte ein krankheitsbedingter Personalmangel dazu
geführt, dass vorübergehend keine Risikoschwangeren in der Asklepios
Klinik Sankt Augustin entbunden werden konnten. „In den vergangenen
Tagen sind weitere Kündigungen bei uns eingegangen. Vor diesem
Hintergrund ist eine durchgängige Personalplanung nicht mehr
möglich, was für die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
eine hohe Belastung darstellt“, erklärt Kim Jericho,
Geschäftsführerin der Asklepios Klinik Sankt Augustin. „Wir
können unseren Patientinnen in der Geburtshilfe keine adäquate
Versorgung mehr bieten, weshalb wir uns gemeinsam mit der Abteilung
für Geburtshilfe für eine sofortige Schließung aussprechen mussten.
Wir bedauern diesen Schritt außerordentlich, er ist aber
unumgänglich.“

„Eine Weiterführung der Abteilung unter den gegebenen Bedingungen
würde werdende Mütter und insbesondere auch Risikoschwangere
gefährden“, so Petra Hohmann, Sprecherin der Geschäftsführung der
Asklepios Klinik Sankt Augustin. „Das können wir nicht
verantworten, daher sind wir überzeugt, dass wir durch ein schnelles
Handeln und die Information werdender Mütter zur Sicherheit dieser
Entbindungen beitragen".

Die ursprüngliche Planung, Kaiserschnittentbindungen bei Müttern mit
kritisch kranken Kindern in der Asklepios Klinik Sankt Augustin
durchzuführen, wird aktuell geprüft. Bis zur positiven Bestätigung
durch die Entscheidungsgremien können diese Geburten in Sankt
Augustin nicht durchgeführt werden. „Wir hoffen, dass wir in naher
Zukunft eine Bestätigung unserer Planungen erhalten und damit eine
direkte Überführung der kranken Neugeborenen in die jeweilige
Fachabteilung unseres Hauses gewährleisten können“, so Kim
Jericho.

Reaktion der CDU Sankt Augustin

Vorzeitige Schließung der Geburtsstation ist Folge der
Unternehmenspolitik

Die Kinderklinik Sankt Augustin hat heute per Pressemitteilung
mitgeteilt, dass sie die Geburtsstation entgegen der eigentlichen
Pläne sofort schließen muss. Als Grund nennt Asklepios die
berufliche Umorientierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
diesem Bereich. Ein reibungsloser Ablauf sei nicht mehr zu
organisieren. Damit verpuffen alle Hoffnungen auf einen Erhalt der
Geburtsstation endgültig.

Diese Probleme der Kinderklinik sind hausgemacht. Es war ja abzusehen,
dass die Mitarbeiter nicht warten bis ihnen eine betriebsbedingte
Kündigung ins Haus flattert, sondern sie haben sich direkt nach
Bekanntwerden der Schließungspläne für die Abteilungen der
Geburtshilfe und der Neonatologie nach neuen Arbeitsplätzen
umgeschaut. Dass jetzt die Personaldecke dünn wird ist also ein
hausgemachtes Problem der Klinikleitung. Das war absehbar. 

Die geplante und von der CDU grundsätzlich abgelehnte Schließung der
Stationen kann nun nicht mehr geordnet stattfinden. Die umliegenden
Krankenhäuser müssen die Geburten nun direkt und ohne große
Vorbereitung auffangen. Personaleinstellungen müssen nun viel
schneller gehen und Kapazitäten können nicht planmäßig vorher
ausgebaut werden. 

"Damit ist das Konzept der Klinikleitung krachend gescheitert", so
Sascha Lienesch, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. "Leider
spielen die verständlichen Kündigungen von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern dem Konzern in die Karten. Wer will jetzt der
Klinikleitung vorwerfen, die Schließung vorzuziehen, wenn der Betrieb
nicht mehr reibungslos organisiert werden kann? Das Wohl der Mütter
und der Neugeborenen steht natürlich an oberster Stelle". Dass es
überhaupt dazu gekommen ist, hat die Klinik selbst zu verantworten.

"Wir erwarten nun eine zügige Klärung der
Beschäftigungsverhältnisse für die übrigen Mitarbeiter der
Abteilungen, die noch keinen neuen Job gefunden haben. Darüber hat
die Klinikchefin kein Wort verloren. Hier muss die Kinderklinik aktiv
und ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und den Mitarbeitern
helfen. Auch ggf. eine Weiterbeschäftigung in anderen Abteilungen der
Klinik muss angeboten werden.", so Lienesch abschließend.

Reaktion der SPD Sankt Augustin

SPD fordert neue gesetzliche Regelungen für die
Gesundheitspolitik

Das vorzeitige Aus für die Geburtshilfe und Neonatologie war leider
absehbar, nachdem der Asklepios-Konzern im Dezember die Schließung
zum 30. Juni 2017 angekündigt hat. „Wir können die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen, die schnellstmöglich auf
Job-Suche gegangen sind“, sagt SPD-Fraktionschef Marc Knülle.
„Die verbleibenden ca. 45 Beschäftigten brauchen jetzt kurzfristig
eine neue Perspektive. Wir fordern Asklepios auf, auf Kündigungen zu
verzichten und gemeinsam mit den Betroffenen neue Stellen zu
suchen“, appelliert Knülle an den Konzern.

Kein Verständnis hat die SPD Sankt Augustin dafür, dass die hiesige
CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz das Thema zum Wahlkampf
missbraucht und die Landesregierung öffentlich attackiert. „Frau
Milz fordert hier offenkundig zum Rechtsbruch auf. Ihr muss doch klar
sein, dass die NRW-Gesundheitsministerin Steffens (GRÜNE) die
Schließung auf der heutigen gültigen gesetzliche Grundlage nicht
verhindern kann“, so Knülle. „Selbst Bürgermeister Schumacher
(CDU) hat sachlich richtig erkannt, dass das
Bundesgesundheitsministerium am Grundsatz der Versorgung etwas ändern
muss, wie der Presse entnehmen war“, so Knülle weiter.
„Vielleicht sollte Frau Milz mit ihrem Bundes-Parteifreund und
Gesundheitsminister Gröhe eine zukunftsfähige Lösung suchen, als
auf dem Rücken der Familien beim Thema Kinderklinik Wahlkampfgetöse
zu betreiben“, formuliert Knülle verärgert.

Das die SPD in Sankt Augustin das Vorgehen des Konzerns kritisiert und
die Schließung ablehnt, hat die Fraktion mit der Zustimmung zur
gemeinsamen Resolution im Stadtrat bereits deutlich gemacht. Sankt
Augustiner Vertreter der SPD für die Landespolitik. Denis Waldästl,
hat mit seinen Fragen zur Kinderklinik den Finger in die Wunde gelegt
und deutlich gemacht, dass es sich um eine unternehmerische
Entscheidung handelt und der Asklepios – Konzern die Schließung
erst nach der Bindungsfrist von Fördermitteln realisiert. „Die CDU
predigt Privat vor Staat, aber wenn Private eine Entscheidung treffen
die ihnen nicht passt, dann sind der Staat, insbesondere die SPD und
Grüne geführte Landesregierung haben aus ihrer Sicht Schuld. Das ist
keine seriöse Politik“, stellt Knülle fest.

Die SPD Sankt Augustin wird sich weiterhin intensiv dafür einsetzen,
dass eine ausreichende Versorgung für Geburten im Rhein-Sieg-Kreis
gegeben ist und den regionalen Planungsprozess der
Krankenhausversorgung eng begleiten. Des Weiteren werden wir uns
innerhalb der SPD auf Landes- und Bundesebene dafür einsetzen, dass
die Geburtshilfe und Neonatologie finanziell gestärkt wird und als
fester Bestandteil der Grundversorgung aufgenommen wird“, sichert
SPD-Parteivorsitzender, Denis Waldästl zu.

Reaktion der CDU-Kreistags-Fraktion

Die Asklepios-Klinik Sankt Augustin verkündete die sofortige
Schließung ihrer Geburtsstation, die eigentlich erst für Juni
vorgesehen war. Dies trifft vor allem die Menschen im östlichen
Rhein-Sieg-Kreis, die in Zukunft zur Entbindung von
Risikoschwangerschaften eine längere Anfahrtszeit mit erhöhter
Staugefahr bis zu den spezialisierten Kliniken in Bonn in Kauf nehmen
müssen.

Die Kreistagsfraktionen von CDU und GRÜNEN erkundigen sich mit einer
Anfrage an Landrat Sebastian Schuster nach den möglichen Folgen und
dem Umgang mit ihnen. Insbesondere wollen sie wissen, ob der momentane
Bestand an Spezialfahrzeugen und Ausrüstung ausreicht, um die
eventuell erhöhten Transportzahlen von Schwangeren und Neugeborenen
bewältigen zu können.

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„Wenn nun mehr Frauen und Paare verlängerte Anfahrtszeiten und den
Aufenthalt in einer einfachen Geburtsklinik in Kauf nehmen müssen,
muss für einen gesicherten Transport von Neugeborenen und Schwangeren
gesorgt werden“, meint Björn Franken, Kreistagsabgeordneter und
CDU-Landtagskandidat aus Ruppichteroth.

Um die Versorgung der Schwangeren und Neugeborenen auch kurzfristig
weiterhin zu gewährleisten, soll es eine Kooperation zwischen der 
Asklepios-Klinik Sankt Augustin und den GFO-Kliniken geben, die die
beiden Troisdorfer Krankenhäuser sowie das Bonner Marienhospital
betreiben.

Pressemitteilung der Bezirksregierung Köln

Die geburtshilfliche Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis steht auf
festen Füßen

 

Bestmögliche Mutter-Kind-Betreuung durch Beteiligung der
Krankenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn sichergestellt. Am 13.
Februar hat die Asklepios-Klinik Sankt Augustin die Bezirksregierung
darüber in Kenntnis gesetzt, dass aufgrund von Personalengpässen ein
Aufrechterhalten der geburtshilflichen Abteilung nicht mehr möglich
ist. Daraufhin hat die Bezirksregierung alle Krankenhäuser mit
geburtshilflichen Abteilungen im Rhein-Sieg-Kreis und in der Stadt
Bonn (per E-Mail und telefonisch) informiert und darum gebeten, dass
diese Krankenhäuser sich auf diese Situation einstellen. Alle
angesprochenen Geschäftsführer bzw. Vertreter der Krankenhäuser
haben dies zugesagt.

In einer kurzfristig anberaumten Besprechung haben die anwesenden
Krankenhäuser bekräftigt und deutlich gemacht, alle werdenden
Mütter und die Neugeborenen auch weiterhin bestmöglich zu versorgen.
Zwischenzeitlich hat die Asklepios Klinik Sankt Augustin die
Landesverbände der Krankenkassen darüber unterrichtet, dass die
geburtshilfliche Abteilung nicht mehr aufrechterhalten wird.
Gleichzeitig hat sie die Erarbeitung eines regionalen
Planungskonzeptes unter Einbeziehung der geburtshilflich tätigen
Krankenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis (St. Johannes Krankenhaus, St.
Josef-Hospital, Kath. Krankenhaus im Siebengebirge) beantragt. In
einer engen Kooperation zwischen den beteiligten Krankenhäusern soll
künftig die geburtshilfliche Versorgung im Kreisgebiet sichergestellt
werden.

Die Bezirksregierung wird die Krankenkassenverbände bitten, darüber
hinaus die anderen umliegenden Krankenhäuser, insbesondere in der
Stadt Bonn, in das Verfahren mit einzubeziehen.

Folgende Krankenhäuser stehen bereit:

GFO- Kliniken Troisdorf:

- Betriebsstätte St. Josef, Troisdorf

- Betriebsstätte St. Johannes, Troisdorf-Sieglar Katholisches
Krankenhaus im Siebengebirge, Bad Honnef Gemeinschaftskrankenhaus St.
Elisabeth/St. Petrus/St. Johannes, Bonn

GFO-Kliniken Bonn:

- Betriebsstätte St. Marien, Bonn

Johanniter-Krankenhaus, Bonn

Krankenhaus Porz am Rhein, Köln

Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg

Universitätsklinikum Bonn

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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