Ablenkung im Pferdestall
Pferdesportgemeinschaft hatte Elterninitiative eingeladen

Nach einem rundum gelungenen Tag mit den Pferden durfte für die Kinder, ihre Geschwister und Eltern das Gruppenfoto nicht fehlen. | Foto: EKKK
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Sankt Augustin/Oberscheuren - Lisa sitzt stolz im Sattel, hält die Zügel in der Hand und strahlt
über beide Ohren. Christiane passt auf, dass sie im Sattel bleibt und
Sandra führt das braune Pferd im Schritt durch die Reithalle. Ein
perfektes Gespann und der Traum aller kleinen Pferdefreunde.

Das gleiche Bild ergibt sich an diesem Nachmittag noch einige Male. Im
Stall Pelz in Königswinter-Oberscheuren ist Reiternachmittag für 17
Kinder, Geschwisterkinder und ihre Eltern. Eingeladen hatte der Verein
Pferdesportgemeinschaft (PSG) Stall Pelz die Elterninitiative
krebskranker Kinder aus Sankt Augustin.

Die siebenjährige Elena kann sich von den vielen Pferden gar nicht
losreißen. Mama Heike Herms beobachtet ihre Tochter, macht Fotos und
freut sich einfach. „Sie musste so viel zurückstecken, da ist es
für sie heute bei den Pferden besonders schön und dass wir mal etwas
alleine machen“. Herms vierjähriger Sohn, Elenas Bruder, war an
Krebs erkrankt und hat seine Therapie gerade hinter sich gebracht.
„Er ist aber kein Pferdefreund.“ Für Heike Herms und Elena der
perfekte Tag zum Durchatmen. „Selbst, wenn man zuhause ist, kann man
nicht viel machen“. Aber die Siegburgerin sieht das Ganze noch viel
emotionaler: „Es gibt viele Menschen, die einem viel Gutes tun“
und vor allem auch, wenn sie einen nicht kennen. Bereits zum vierten
Mal genossen die kleinen Patienten mit ihren Familien ein paar
unbeschwerte Stunden auf der Hofanlage. Pferde putzen, satteln und
trensen: Das stand heute genauso auf dem Programm wie ein paar Runden
im Sattel zu verbringen. Im Einsatz waren dazu acht Pferde. „Es sind
keine Therapiepferde, sondern Sport- und Freizeitpferde“, sagt
PSG-Kassenwartin Katharina Riede. Diese würden von den Einstellern
zur Verfügung gestellt. Um das Unfallrisiko zu minimieren führen die
Einsteller selbst ihre Pferde und weitere Betreuer helfen, die Kinder
festzuhalten.

Die Idee für den Reiternachmittag stammte von Einstellerin Alexandra
Röder. Sie war selbst vor über 20 Jahren Patientin in der
Kinderklinik und lernte die Elterninitiative kennen. „Sie
unterstützt uns auch heute immer noch“, sagt
PSG-Breitensportbeauftragte Stefanie Natrop. Röder ist in der
Pferdebranche im Fahrsport bekannt. Bei den Einspänner-Fahrern mit
Handicap wurde sie 2014 im englischen Sandringham Weltmeisterin, 2016
Vize-Weltmeisterin und heute ist sie amtierende Deutsche Meisterin in
gleicher Disziplin.

Als 2015 sieben Pferdefreunde die Pferdesportgemeinschaft als eigenen
Verein mit Gemeinnützigkeit gründeten, wurde die Satzung direkt
eingehend bearbeitet. „Ein Tag im Jahr widmen wir gehandicapten
Kindern“, sagt Riede. Es sei eine „Herzensangelegenheit“, für
die sie sich ganz bewusst entschieden hätten. „Das waren
Eindrücke, die wir nicht vergessen wollten“, erinnert sie sich an
die damalige Premiere des Reiternachmittags. „Das ist super
angekommen im Stall wie auch bei den Kindern und Eltern“, weiß auch
zweiter Vorsitzender Daniel Schmitz. In der Pferdesportgemeinschaft
ist es „bunt gemischt“. Heute zählen rund 60 Mitglieder vom
Freizeit- bis zum Turnierreiter zum Verein. Die Organisation des
Reiternachmittags läuft im Vorfeld über den Vorstand, die
Essenspenden und teilnehmenden Pferde stammen aus der
Stallgemeinschaft. „Die Einsteller machen gerne mit“, so Daniel
Schmitz. Nicht zu vergessen sei aber auch Thorsten Pelz, ebenfalls
Mitglied und Besitzer des Ausbildungs- und Pensionsstall, der für
diese Stunden seine Anlage zur Verfügung stellt. „Als Dank machen
wir in ein paar Tagen eine Putzaktion im Stall".

Rund 15 Helfer unterstützten an diesem Tag die
Pferdesportgemeinschaft und damit auch die Elterninitiative. Deren
Vorsitzende Manuela Melz erinnert sich noch gut an den ersten Besuch
auf dem Hof. Damals seien 30 Kinder, Eltern und Geschwisterkinder
dabei gewesen. „Sogar die Eltern wollten auf die Pferde“.

Als Einstellerin Jennifer Lübke davon hörte, wollte sie ebenfalls
helfen. Ihr Odin genießt die Aufmerksamkeit der Kinder. Seit Januar
steht das Fjordpferd hier im Stall. Odin mit seinem „bärigen
Gemüt“ ist laut der Neunkirchenerin Kind erprobt. „Es hat mir gut
gefallen“, sagt Jennifer Lübke. „Wir machen mit Sicherheit noch
einmal mit“. Und Odin? Er freut sich über ganz viele neue kleine
Freunde und vor allem seine Möhren. Am Ende überraschte die
Pferdesportgemeinschaft die Kinder mit eigenen Turnierschleifen für
die Teilnahme.

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Redakteur/in:

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