Das volle Leben digital
Stadtarchiv speichert jetzt auch Inhalte von Internetseiten
Sankt Augustin -
„Die Grundidee ist einfach gut", erklärt Michael Korn ganz
begeistert. Im Sankt Augustiner Stadtarchiv werden zukünftig auch
Webseiten digitalisiert. Dazu hat das Archiv für die digitale
Langzeitarchivierung eine neue Software bekommen. Hauptziel sei die
Dokumentation des öffentlichen Lebens.
„Es gibt keine feste Grenze, was archiviert wird und was nicht. Bei
vielen Sachen ist es eindeutig", erklärte Korn bei der
Projektvorstellung. Einen Webseiten-Katalog wird der Stadtarchivar
noch erstellen. Bereits seit November arbeitet er am Projekt. Von 180
Speicherversuchen waren 120 gelungen. „Wir sind relativ vorne mit
dabei", sagt Korn, sodass es noch zu Fehlern von Seiten der Software
komme, sie aber im Gegenzug ihre Erfahrungen direkt dem Hersteller
nennen. Besonders stolz ist Michael Korn vor allem darauf, dass sie
bundesweit eines der ersten Kommunalarchive sind, die digitale Inhalte
speichern.
Die Software namens Pablo wurde von der Bonner Firma Startext
entwickelt. Im Endeffekt erstellt die Software von der Webseite eine
Bild- und eine Struktur-Datei. Die Bilddatei als Rastergrafik habe
eine geringe Auflösung, damit alles am Bildschirm gut lesbar sei. In
der Struktur- oder xml-Datei kann die Volltextsuche auch Schlagwörter
finden. Das hängt davon ab, ob die Textbausteine auf den
Internetseiten auch wirklich als Text definiert waren. „Hauptsache
abgespeichert" heißt die Devise im Stadtarchiv. „Nichts ist
flüchtiger als das Internet", sagt Kern. „Wenn wir in 20 oder 50
Jahren wissen wollen, wie es damals aussah, müssen wir jetzt
abspeichern".
Ralf van Grinsven, Leiter der Stabsstelle Information und
Kommunikation, sieht vor allem diesen Vorteil, denn „man weiß nie,
was alle später wissen wollen". Zudem gibt es noch einen weiteren
Aspekt, denn im Internet seien mehr Daten vorhanden. „Früher gab es
ein Faltblatt und heute das volle Leben", vergleicht Korn die
Printprodukte mit dem Internet.
Gespeicherte Inhalte werden aus Datenschutzgründen ausschließlich im
Archiv verwendet. Abgegriffen werden Daten, die von Vereinen,
Institutionen und Firmen freiwillig herausgegeben werden. Blogs,
soziale Netzwerke, interne Bereiche, Fotos und Videos - die
interaktiven Elemente werden nicht gespeichert. Bei Dokumenten im
PDF-Format kommt es auf das Verhältnis von Datenvolumen zur
inhaltlichen Relevanz an.
Der Bezug von Vereinen, Verbänden und Firmen zu Sankt Augustin soll
deutlich sein. Die ersten Webseiten, die archiviert wurden, waren die
von Dolorgiet, dem Männerchor Menden und dem Fraunhofer Institut. Die
Speicherung soll regelmäßig erfolgen, momentan ist einmal im Jahr
angedacht.
„Das kann man nicht jeden Tag machen", sagt Korn. „Dafür dauert
das Speichern zu lang. Üblich sind pro Webseite zehn bis 20 Minuten.
Es gab aber bereits schon „große Unterschiede von 30 Sekunden bis
24 Stunden". Wenn es zu lange dauert, müssen die Mitarbeiter schauen,
woran es liegt. Generell ist die Speicherzeit abhängig von Struktur,
Ausgangsformat, URL und Anbieter. Die digitale Speicherung nehmen die
beiden Mitarbeiter des Stadtarchivs während ihrer alltäglichen
Arbeit vor. Die Stadt brauchte für die Digitalisierung der Webseiten
nur die Software zu bezahlen. Weitere Anschaffungen waren nicht
notwendig. Die Software-Kosten bewegen sich laut van Grinsven im
niedrigen vierstelligen Bereich.
Das Stadtarchiv ist für die zentrale Archivierung des Stadtlebens
zuständig. Aktuell gibt es hier um die 90.000 Datensätze mit Fotos,
Akten, Presseberichte, Flyer und weiteren analogen Daten.
- Monika Zierden
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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