„Steeve“ wurde besprüht
Streetworker fahren mit neuem Fahrzeug zu den Jugendlichen
Sankt Augustin -
„Das alte Teil war so durchgerostet, dass man es nicht mehr
gebrauchen konnte", erinnert sich Jessica Linden rückwirkend. Seit
vier Jahren ist sie als Streetworkerin für den „Verein zur
Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen" unterwegs. 2015 wurde
dann das lila Wohnmobil stillgelegt.
Nun konnte mit finanzieller Unterstützung der Stadt Sankt Augustin
ein neues „Streetwork-Mobil" angeschafft werden. Damit dieses Jedem
sofort ins Auge fällt, gestalteten die Jugendlichen und jungen
Erwachsenen gemeinsam mit dem Kölner Sprayer Kai (SEMOR)
Niederhausen, eine markante Optik. „Somit sind wir gut erkennbar,
wenn wir unterwegs sind". Zusammen mit Klaus Grätz ist Jessica Linden
als hauptamtliche Kraft im Stadtgebiet anzutreffen.
Unterstützt von zwei Honorarkräften fährt das Team bekannte Plätze
an, wo sich Jugendliche versammeln, und kommt auf diese Weise schnell
mit ihnen in Kontakt. „Wir sind ein fahrbares Jugendzentrum und
erreichen so diejenigen, die keine festen Einrichtungen aufsuchen. Wir
sprechen die Heranwachsenden an und stellen uns vor. Anschließend
können sie selbst entscheiden, ob sie unser Angebot annehmen". Das
Streetwork-Mobil ist perfekt ausgestattet. Mit Fernseher, Playstation,
einer Küche und gemütlichen Sitzgelegenheiten ist es ein cooler
Treffpunkt zum Entspannen und Austauschen. An zwei Tagen in der Woche
geht es zu festen Cliquen, die sich stets auf die Mannschaft freuen.
Denn die Arbeit geht weit über das bloße „Abhängen" hinaus.
Gemeinsame Projekte, Exkursionen und persönliche Beratungen gehören
ebenfalls zum Leistungsspektrum. Wenn es um Fragen zur Berufswahl
geht, Bewerbungsschreiben oder Behördengänge, die Streetworker sind
gerne für den Nachwuchs da.
Die Altersspanne der Klientel reicht von 13 bis 24 Jahre. „Wir haben
ein Projekt, bei dem wir uns mit den verschiedenen Kulturen und
Religionen, auch im Hinblick auf das Weltgeschehen, auseinandersetzen.
Hier geht es außerdem darum, Fake-News im Internet zu erkennen, denn
es gibt ja obendrein noch andere Quellen, wie etwa Zeitungen", so
Jessica Linden. „Das ist allerdings nur der theoretische Teil. Wir
organisieren ferner Ausflüge ins Museum oder ehemalige
Konzentrationslager". Die finanziellen Mittel dafür sind vorhanden.
Neben der Unterstützung der Stadt werden manche Vorhaben über den
Landschaftsverband gefördert. Es kommen aber auch freiwillige
Zuwendungen rein. „Die Ausstattung des Wohnmobils haben wird durch
Spenden angeschafft". Durch ein gut funktionierendes Netzwerk, mit
Kollegen und dem Jugendamt, wissen Jessica Linden und Klaus Grätz, wo
sie die Zielgruppe finden. Bei der Kontaktaufnahme gibt es nie
Probleme. „Wir sind ein offenes Angebot. Die Jugendlichen können
selbst entscheiden, ob sie es nutzen. Wir haben bisher nur positive
Erfahrungen gemacht". Den Kontakt mit dem Künstler SEMOR gab es
bereits bei einem älteren Projekt, daher war es kein Problem, den
Sprayer abermals anzusprechen. Die Aktion hat sich gelohnt. Nach gut
fünf Stunden hatte das Streetwork-Mobil ein neues Gesicht, das nicht
zu übersehen ist.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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