Tourismus bricht ein
50 Prozent weniger Gäste

Flaute in der Gaststätte: Corona hat zu einem Einbruch in der Beherbergungs- und Gastrobranche geführt. Unternehmen sollten die Kurzarbeit jetzt nutzen, um ihre Beschäftigten weiterzubilden, so die Gewerkschaft NGG. | Foto: NGG
  • Flaute in der Gaststätte: Corona hat zu einem Einbruch in der Beherbergungs- und Gastrobranche geführt. Unternehmen sollten die Kurzarbeit jetzt nutzen, um ihre Beschäftigten weiterzubilden, so die Gewerkschaft NGG.
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Euskirchen (gr). Im ersten Halbjahr haben rund 71.000 Gäste den Kreis
Euskirchen besucht – das sind 50 Prozent weniger als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um
52 Prozent auf etwa 183.000. Das teilt die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen
des Statistischen Landesamtes. „Die Pandemie hat zu einer
beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten
Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz
schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen
nur langsam wieder an“, sagt Manja Wiesner, Geschäftsführerin der
NGG-Region Köln.

Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. „Die
Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch.
Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen
– in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt“, betont
Wiesner. Nach dieser „Durststrecke“ blickten viele Beschäftigte
nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison. Nach Angaben der
Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe im
Kreis Euskirchen rund 2.800 Menschen.

Allerdings habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der
Arbeitslosigkeit verhindern können. Dank staatlicher Hilfen sei eine
Pleitewelle im Gastgewerbe ausgeblieben. „Die Gewerkschaften haben
sich in Berlin seit Beginn der Pandemie für das Kurzarbeitergeld
starkgemacht und auch durchgesetzt, dass es bis Ende nächsten Jahres
verlängert wird. So kommen Beschäftigte und Betriebe besser durch
diese schwere Zeit“, sagt Wiesner. Entscheidend sei zudem, dass die
Leistung nach sieben Monaten auf 80 Prozent des Nettoverdienstes (für
Eltern 87 Prozent) ansteige. „Am Ende steht fest: Jeder Kurzarbeiter
ist ein möglicher Arbeitsloser weniger.“

Die Gewerkschaft NGG appelliert nun an die Unternehmen, die Kurzarbeit
für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen. „Wer wegen
Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen
Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den
Fachkräftemangel, der in Hotels und Restaurants unabhängig von der
Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der
Karriereleiter machen – etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, vom
Restaurantfachmann zum Hotelfachmann“, unterstreicht Wiesner. Zudem
müssten Beschäftigte auch im Gastgewerbe für die Digitalisierung
fit gemacht werden. Hier berge die Krise eine große Chance.

Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren im August bundesweit
377.000 Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes in
Kurzarbeit – das ist gut jeder dritte Arbeitnehmer (34 Prozent).
Dabei sind die vielen Minijobber der Branche nicht mitgerechnet. Sie
haben keinen Anspruch auf das Lohnausfallgeld.

In der gesamten Wirtschaft lag der Anteil der Kurzarbeitenden zuletzt
bei 14 Prozent. Während des Lockdowns zwischen Anfang März und Ende
April wurde laut Arbeitsagentur für neun von zehn
sozialversicherungspflichtige Beschäftige im Gastgewerbe Kurzarbeit
beantragt.

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RAG - Redaktion

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