Plakataktion
Denkanstoß für Handyeltern
Euskirchen - „Es macht mich so traurig, wenn ich hier auf dem Platz oder in
der Basilika die Messe feiere und so viele erhobene Mobiltelefone
sehe.“ Es waren deutliche Worte, die Papst Franziskus unlängst bei
der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom wählte. Der Pontifex
machte unmissverständlich klar, dass ihm der Handywahn schlichtweg zu
viel wird und betonte die Notwendigkeit zwischenmenschlicher
Kommunikation.
Doch bis in den Vatikan muss man gar nicht schauen. Denn solche Szenen
sind heutzutage vielerorts keine Seltenheit mehr. Immer häufiger sind
zum Beispiel Mütter und Väter dabei zu beobachten, wie sie ihrem
Smartphone mehr Aufmerksamkeit widmen als ihren Kindern. Ein Umstand,
der auch den Fachleuten der Stadt Euskirchen nicht entgangen ist.
„Bei Aufführungen im Kindergarten sehen die Kinder häufig nicht
mehr die Gesichter ihrer Eltern, sondern nur noch deren Handys“, hat
Alfred Jaax, der Leiter des Fachbereichs Schulen, Generationen und
Soziales bei der Kreisstadt, festgestellt.
Mit Plakaten, Postern und Postkarten will die Stadt Euskirchen deshalb
nun Eltern zum Nachdenken anregen. „Sprechen Sie lieber mit Ihrem
Kind.“ lautet der Slogan der Kampagne, die auch schon in anderen
Städten durchgeführt wurde, zum Beispiel in Augsburg, Münster und
Frankfurt am Main. Die Plakatmotive zeigen eine Mutter am Kinderwagen,
die auf ihr Handy starrt und keinen Blick für ihr Baby mehr übrig
hat, sowie einen Vater, der sein Kind zwar auf dem Arm trägt, aber
ebenfalls vollkommen auf das Display seines Smartphones fixiert ist.
„Wir wollen die Mütter und Väter dazu bringen, über die
Handynutzung nachzudenken“, sagt Bürgermeister Dr. Uwe Friedl.
„Denn Studien belegen, dass sich Kinder die direkte Aufmerksamkeit
ihrer Eltern wünschen“, ergänzt Melanie Barth vom Jugendamt der
Stadt Euskirchen. Eintausend Plakate und zweitausend Postkarten werden
in den kommenden Tagen und Wochen in Euskirchen in Umlauf gebracht.
Sie werden an alle Kindertagesstätten und Schulen der Kreisstadt
verteilt, aber auch an Kinderärzte, die ortansässigen
Wohlfahrtsverbände und das Kreisjugendamt. Auch in den Bussen der
Stadtverkehrsgesellschaft (SVE) werden die Plakate aufgehängt. Und
nicht zuletzt soll die Problematik auch mit den Elternräten der
Kindertagesstätten thematisiert werden.
„Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend rennen
oder uns sogar in die Erziehungsmethoden anderer Leute einmischen“,
betont Bürgermeister Friedl. Zumal ein Smartphone sicherlich auch
eine ganze Reihe an Vorteilen mit sich bringe. „Es geht uns vielmehr
darum“, so Friedl, „die Mütter und Väter für das Thema zu
sensibilisieren und deren Bewusstsein schärfen.“ „Denn“, so
Alfred Jaax, „Eltern sind die ersten Vorbilder ihrer Kinder. Deshalb
verdienen sie deren ungeteilte Aufmerksamkeit.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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