Sich mal gegenseitig auf die Schulter klopfen
Die Folgen der Pandemie
Euskirchen - Die Corona-Pandemie betrifft alle Menschen, ganz gleich ob man alleine
lebt, als Paar oder als Familie. Dem Team der katholischen Ehe-,
Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) in Euskirchen ist und war es
durch den intensiven Einsatz von Telefon- und Videoberatung möglich,
die Beratungsarbeit ungemindert auch während des Lockdowns
fortzusetzen. In der Beratungsarbeit wird deutlich, welche Folgen das
Leben unter Pandemiebedingungen hat.
(me). In besonderer Weise fällt in den Beratungsgesprächen auf, wie
sehr Familien mit kleinen Kindern und Schulkindern belastet sind, da
sie die Kinderbetreuung, das Home-Schooling und die Berufstätigkeit
der Eltern gleichzeitig bewältigen mussten und müssen. Besonders
hart wird die Situation in Familien erlebt, in denen Kinder einen
verstärkten Förderbedarf haben.
Es wird in den Gesprächen aber auch deutlich, wie unterschiedlich
Menschen in der Krise reagieren. Während der eine in stoischer Ruhe
seinen Alltag fortsetzt, beginnt eine andere höchst aktiv das Leben
in den neuen Bedingungen zu organisieren und zu optimieren. Während
die eine die Bedrohung durch das Virus gerne als gering ansehen
möchte, reagiert jemand anders hoch alarmiert. Während manche
Menschen sich stärker in sich zurückziehen und Lethargie verspüren,
reagieren andere eher gereizt.
„Wir lernen in der Pandemie viel darüber, was unsere individuelle
Reaktionsweise auf bedrohliche Situationen ist. Ungewissheit ist für
die menschliche Psyche besonders schwer auszuhalten. Dass bisher alle
zeitlichen Perspektiven im Verlauf der Krise korrigiert wurden, führt
zunehmend zu Ermüdung. Jemand hat die Situation mit einem
Marathonlauf verglichen, bei dem die Ziellinie immer wieder verlegt
wird. Bei einem solchen Lauf können sich die Läufer ihre Kraft nicht
einteilen“, fasst die Beratungsstelle zusammen.
In den Paarbeziehungen und in den Familien zeichnen sich verschiedene
Tendenzen nach Monaten der Pandemie deutlich ab. Viele Paare und
Familien bemühen sich unter dem Eindruck der Belastung stark um ein
harmonisches Miteinander. Das ist sinnvoll, führt aber häufig dazu,
dass Konfliktthemen nicht besprochen und verschoben werden. Gerade die
Eltern jüngerer Kinder haben es schwer, anstehende Themen in dem
dicht getakteten Alltag in Ruhe zu besprechen. Werden zu viele
Konflikt- und Klärungsgespräche verschoben, so birgt dies Gefahren
für die Beziehungszufriedenheit.
Häufig berichtet wird aber auch, dass Probleme in der Paarbeziehung
oder in der Eltern-Kind-Beziehung unter den Lebensbedingungen der
Pandemie wie unter einem Brennglas deutlicher erscheinen. Die Pandemie
wirkt dann als Krisenbeschleuniger.
Beziehungsprobleme, die schon länger bestanden, lassen sich nun nicht
mehr übersehen.
Gerade dieses Phänomen hat in der Beratungsarbeit zu einem merklichen
Anstieg der Beratungsanfragen geführt.
Noch eine weitere Tendenz zeichnet sich glücklicherweise deutlich ab.
Familien verbringen viel mehr Zeit miteinander, erleben sich
intensiver und entwickeln oder reaktivieren gemeinsame Aktivitäten,
die allen Freude bereiten. Paare und Familien merken in dieser Zeit,
dass sie sich aufeinander verlassen können. Und das kann sehr
bestärkend sein. Die menschliche Psyche ist so veranlagt, dass wir
eher die Probleme in den Vordergrund rücken. Also darf man sich
gerade in diesen belasteten Zeiten immer wieder vor Augen führen, was
alles gut läuft. Es ist wichtig, sich gegenseitig auch mal „auf die
Schulter zu klopfen“, weil man so viel gemeinsam hinbekommt.
Paare sollten die Zeit zu zweit nicht auf das Ende der Pandemie
verlegen, sondern auch unter diesen Bedingungen zumindest nach kleinen
Inseln für die Paarbeziehung zu suchen.
Erst wenn die vielfältigen Beschränkungen des Alltags nach und nach
zurückgehen, wird zeitversetzt deutlich werden, welche Folgen das
Leben während der Pandemie hinterlassen hat.
Bei starken Belastungen ist es sinnvoll, professionelle Unterstützung
in Anspruch zu nehmen.
Die Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen
(EFL) bietet Paar-, Einzel- und Familienberatung (für Familien mit
erwachsenen Kindern) an und ist erreichbar unter www.efl-euskirchen.de
oder (02251) 51070 sowie unter www.onlineberatung-efl.de .
Außerdem ermöglicht die Beratungsstelle interessierten Paaren den
Zugang zu einem onlinebasierten Paarcoaching unter
www.efl-paarbalance.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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