Kinderfeuerwehr Euskirchen

Lebensretter von morgen gesucht

Euskirchen - „Ich will Feuerwehrmann werden!“ Nicht nur der kleine Drache
„Grisu“ hegte in den 70er Jahren diesen Kindheitstraum in der
gleichnamigen Zeichentrickserie, auch heute noch möchten sich viele
Mädchen und Jungen, „wenn sie groß sind“, der Feuerwehr
anschließen.

Doch so groß müssen sie gar nicht mal werden, um sich den
Floriansjüngern anschließen zu können. Seit dem Inkrafttreten des
neuen Brandschutzgesetzes (BHKG) im Januar 2016, ist es in
Nordrhein-Westfalen möglich, Kinder ab sechs Jahren in die Feuerwehr
aufzunehmen - in die Kinderfeuerwehr wohlgemerkt. In Zülpich wurde
voriges Jahr die erste Kinderfeuerwehr im Kreis gegründet, nun
möchte die Kreisstadt Euskirchen nachziehen und ebenfalls neue Wege
in der Nachwuchsgewinnung und -förderung gehen und sich so
frühzeitig um die Lebensretter von morgen bemühen.

Das Wichtigste stellte Dr. Uwe Friedl gleich zu Beginn klar: „Nein,
die Kinder sollen natürlich NICHT löschen oder mit einem großen
Bolzenschneider arbeiten“, betonte der Bürgermeister bei der
Vorstellung der Euskirchener Kinderfeuerwehr. Vielmehr gehe es darum,
Mädchen und Jungen im Grundschulalter spielerisch an das Thema
„Feuerwehr“ heranzuführen. „Trotzdem“, so Friedl weiter,
„hoffen wir natürlich, dass bei dem einen oder anderen aus der
Mitgliedschaft bei der Kinderfeuerwehr der Wunsch erwächst, sich der
Freiwilligen Feuerwehr oder sogar der Berufsfeuerwehr
anzuschließen.“

Denn wie viele andere Vereine und Institutionen plagen natürlich auch
die Feuerwehr Nachwuchssorgen. Deshalb wolle man die durch die
Gesetzesänderung geschaffene Möglichkeit nutzen und frühzeitig in
die Nachwuchsgewinnung einsteigen, so Peter Jonas, der Leiter der
Feuerwehr Euskirchen.

Ein knappes Jahr wurde in die Vorbereitung investiert. Im ersten
Schritt wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die dann ein Konzept
erarbeitet hat. Dabei haben die Euskirchener Wehrleute auch auf die
Erfahrungswerte von benachbarten Feuerwehren zurückgegriffen, bei
denen bereits eine Kinderfeuerwehr existiert, also zum Beispiel in
Zülpich, aber auch in Nörvenich und Nideggen.

Außerdem galt es einen geeigneten Standort für die Durchführung der
Gruppenstunden zu finden. „Wir haben uns alle
Feuerwehrgerätehäuser im Stadtgebiet angeschaut“, berichtete
Jessica Walz. Sie wurde von Bürgermeister Friedl zur ersten
Stadtkinderfeuerwehrwartin von Euskirchen ernannt. Unterstützt wird
sie bei ihrer Arbeit von Simone Struben als Stellvertreterin. Bei den
Besichtigungen der Gerätehäuser, so Jessica Walz weiter, sei es
nicht nur um die Größe der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten
gegangen, sondern etwa auch um Erreichbarkeit, Parkplatzkapazitäten
und Barrierefreiheit.

Schlussendlich wurde entschieden, dass die Gruppenstunden in
Flamersheim stattfinden sollen. „Das Gelände ist eingezäunt und
uns steht dort steht auch ein großer Garten für Aktivitäten im
Freien zur Verfügung“, sagt Jessica Walz.

Zu den Hauptthemen der Gruppenstunden, die zunächst einmal monatlich
am zweiten Samstag stattfinden sollen, gehören neben viel Spiel und
Spaß eine kindgerechte Brandschutzerziehung, das Erlernen von
Erste-Hilfe-Maßnahmen, sowie das Arbeiten und Lernen im Team. „Es
wird aber nicht alles nur um die Feuerwehr drehen, sondern es sind
auch andere Aktivitäten geplant, beispielsweise zur Vermittlung von
Sozialkompetenz“, erläutert Simone Struben. Und ganz sicher werde
man auch mal in die Eisdiele gehen.

Zum Betreuerteam der Kinderfeuerwehr gehören neben Jessica Walz und
Simone Struben noch Johanna Rhiem, Diana Schmitz, Anke Sander, Jessica
Siegel und Wilfried Walz. „Was nun noch für einen optimalen Start
fehlt, sind interessierte Kinder aus dem gesamten Stadtgebiet“, so
Feuerwehrchef Jonas. Mit maximal 30 Mädchen und Jungen im Alter von
sieben bis acht Jahren wolle man zunächst starten. Bei entsprechender
Nachfrage sei später eine Erweiterung geplant - und zwar sowohl von
der Anzahl als auch vom Alter.

Denn grundsätzlich richtet sich eine Kinderfeuerwehr an Kinder von
sechs bis zehn Jahren. Jonas: „Dafür brauchen wir allerdings auch
noch weitere Betreuerinnen und Betreuer.“ Dazu müsse man kein
aktives Mitglied der Einsatzabteilung sein. „Neben der persönlichen
und fachlichen Eignung genügt eine Mitgliedschaft in der
Unterstützungsabteilung der Feuerwehr Euskirchen.“

Wenn alles wie geplant läuft, wird die Kinderfeuerwehr schon bald den
Unterbau für die Jugendfeuerwehr bilden, die mittlerweile eine
etablierte Abteilung der Euskirchener Wehr ist und zurzeit rund
einhundert Mitglieder hat. Auch bei der Jugendfeuerwehr stehen
verschiedenste Freizeitaktivitäten auf dem Programm, aber die
Jugendlichen werden auch schon auf den Einsatz in der Feuerwehr
vorbereitet, sodass sie nach Erfüllung der rechtlichen
Voraussetzungen bei entsprechendem Alter und Qualifikation in der
Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr eingesetzt werden können.
„Zurzeit treten etwa 60 Prozent in die Einsatzabteilung über“,
berichtet Jugendfeuerwehrwart Dieter Walz.