Humboldtstraße Zwei
Literarische Spurensuche mit Harald Gesterkamp

Harald Gesterkamp stellt seinen Roman „Humboldtstraße Zwei“ in Euskirchen vor. | Foto: Heinrich Buttler
  • Harald Gesterkamp stellt seinen Roman „Humboldtstraße Zwei“ in Euskirchen vor.
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Euskirchen-Stotzheim - Der Bonner Schriftsteller Harald Gesterkamp liest am 13. März im
Dreifachwerk in Euskirchen-Stotzheim aus seinem Familienroman
„Humboldtstraße Zwei“.

(me). Der Schriftsteller und Deutschlandfunk-Redakteur Harald
Gesterkamp stellt am Freitag, 13. März, im Dreifachwerk seinen Roman
„Humboldtstraße Zwei“ vor. Die Lesung beginnt um 18.30 Uhr in der
Selmenstraße 17.

In dem Buch wird beispielhaft am Schicksal einer Familie die deutsche
Geschichte zwischen 1934 und 2014 geschildert. Auf drei Zeitebenen
erzählt Gesterkamp vom Nationalsozialismus, von Krieg und
Vertreibung, von der Nachkriegszeit im Rheinland sowie vom Umgang mit
dem Alter in der Gegenwart. Teilweise spielt der Roman in Köln und
Bonn - und zwar sowohl in den 50er Jahren als auch in der Gegenwart.
Beschrieben wird unter anderem eine Fahrt mit der Isetta über die
„Diplomatenrennbahn“, die B9 von Bonn nach Bad Godesberg.

Gleichzeitig kombiniert Gesterkamp Themen wie Spurensuche, Krieg und
Vertreibung mit dem Thema Menschenrechte. Bei aller Unterhaltung wird
der Leser somit nicht geschont: Gräueltaten wie die Pogromnacht 1938
in Breslau, die Ermordung von Behinderten in Hitler-Deutschland
spielen ebenso eine Rolle wie das Schicksal der aus der Heimat
vertriebenen Schlesier. Und Gesterkamp verweist literarisch geschickt
auch auf andere Vertreibungen, etwa die der Griechen aus der Türkei
nach dem Ersten Weltkrieg, die der Muslime im Bosnien-Krieg oder die
der Rohingya in Myanmar. Das macht das Buch bedrückend aktuell.
Geholfen hat Gesterkamp dabei seine frühere Tätigkeit als Redakteur
beim Amnesty Journal.

In dem Roman ist Andreas, ein in Bonn lebender Pressesprecher des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes, auf der Suche nach Spuren
seiner Familie. Er stößt auf seinen Großvater Erich Plackwitz, der
in den Dreißiger Jahren als Richter am Amtsgericht in Jauer, einer
Kleinstadt in Schlesien, tätig war. Erich verachtet Hitler und den
Nationalsozialismus, dennoch muss er hilflos zusehen, wie sich
Deutschland vom Rechtsstaat immer mehr zum Unrechtsstaat entwickelt.
Seine Tochter Elise, die eigentliche Hauptfigur des Buches, liebt ihr
Elternhaus in der Humboldtstraße Nr. 2, doch muss sie es nach Schule,
Studium und Flakhelferinneneinsatz aufgeben. Nach dem Krieg fasst sie
in Westdeutschland Fuß, macht eine Ausbildung, heiratet in Köln und
gründet eine Familie. Doch die Sehnsucht nach Schlesien brodelt
weiter in ihr. Ihr Sohn Andreas kann das nicht nachvollziehen. Erst
als seine Mutter alt ist und mit einer tödlichen Krebsdiagnose
konfrontiert wird, beginnt er sich für ihre Lebensgeschichte zu
interessieren. Ein Kriegstagebuch hilft ihm dabei. Zugleich verspürt
er Ängste, die er sich nicht erklären kann. So greift Gesterkamp
auch das aktuelle Thema der Kriegstraumatisierung auf, die sich über
Generationen fortsetzen kann.

„Humboldtstraße Zwei“ ist Gesterkamps erster Roman und war für
den Georg-Dehio-Buchpreis vorgeschlagen. Für den Autor war die eigene
Familiengeschichte so etwas wie ein Auslöser für die Entstehung des
Buches. Herausgekommen ist aber ein Roman, wie er betont, keine
Biografie. Harald Gesterkamp: Humboldtstraße Zwei, Verlag Tredition,
Hamburg, 468 Seiten, 19,99 Euro. ISBN: 978-3-7345-3658-8

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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