Extremsportler Torsten Weber
Mit dem Fahrrad quer durch Deutschland

Torsten Weber hat ehrgeizige Pläne: Innerhalb von 48 Stunden möchte er mit dem Fahrrad von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen fahren. | Foto: Tom Steinicke
  • Torsten Weber hat ehrgeizige Pläne: Innerhalb von 48 Stunden möchte er mit dem Fahrrad von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen fahren.
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Euskirchen-Großbüllesheim - Mit einer gemütlichen Fahrradtour hat das nun wirklich nichts mehr
zu tun. Es klingt vielmehr nach einer körperlichen und vor allem
mentalen Herausforderung: Torsten Weber will von Flensburg nach
Garmisch-Partenkirchen fahren. 1100 Kilometer! Mit dem Fahrrad!
Innerhalb von 48 Stunden! Der 39-jährige Großbüllesheimer hat einen
Schnitt von 30 Stundenkilometern angepeilt, um unter der Grenze von
zwei Tagen zu bleiben.

Allerdings muss er sich laut Regelwerk an die Straßenverkehrsordnung
halten - und somit an jeder Ampel, die „Rot“ zeigt, stoppen.
Außerdem darf sich der Extremsportler keinen Windschatten geben
lassen - weder von seinem Begleitfahrzeug, das ihn das gesamte Rennen
begleitet, noch von anderen Radfahrern, die zufällig auf derselben
Strecke unterwegs sind.

Die erste Ruhepause will er nach 36 Stunden einlegen. Eventuell will
er sich sogar eine Viertelstunde Schlaf gönnen. „Der Schlaf wirkt
sich nicht auf den Körper aus. Dafür müsste ich mehrere Stunden
schlafen. Er soll eher der mentalen Regeneration dienen“, berichtet
Weber, der am 29. Juni 2018 beim „Race across Germany“ starten und
sich idealerweise für seinen ganz persönlichen Traum qualifizieren
will: das „Race across America“. „Das ist noch mal eine Spur
härter. Im Durchschnitt ist man dabei zehn Tage quer durch die USA
unterwegs. Dagegen klingt das Rennen durch Deutschland nach einem
Kindergeburtstag“, sagt Weber schmunzelnd.

Auch finanziell wäre das Rennen in den USA eine andere Hausnummer.
Etwa 25.000 Euro koste die Teilnahme. Beim Rennen im kommenden Sommer
werden es laut Weber knapp 10.000 Euro sein - inklusive eines extra
für ihn angefertigten Rennrades. „Es wird eine Art Spezial-Rennrad.
Es muss die perfekte Mischung aus Aerodynamik und Komfort sein“,
sagt Weber: „Es wird mit einem Triathlon-Lenker ausgestattet sein,
gleichzeitig aber eine Federung am Vorderreifen verbaut haben. Die
Laufräder werden eine Mischung aus Mountainbike- und Rennradreifen
sein.“

Er rechne damit, dass die Spezialanfertigung etwa 6000 Euro kosten
wird. Allein der Sattel wird reines Hightech sein. Webers
Gesäßmuskel wird mit Sensoren millimetergenau vermessen, um
anschließend einen maßgefertigten Sattel herzustellen. Während das
Rad noch zusammengebaut wird, ist die Vorbereitung des Unternehmens
„Rennen durch Deutschland“ in der Theorie abgeschlossen - sogar
der Trainingsplan steht schon. Im November geht es aufs Rad. 15
Stunden Training pro Woche hat Weber anvisiert. Bis Juni will er auf
etwa 13.000 Trainingskilometer kommen.

Um die schweißtreibenden Trainingsstunden mit der Familie unter einen
Hut zu bekommen, hat Weber jede Woche strukturiert. Seine Frau wisse
genau, für wann er eine Trainingsfahrt oder den Besuch im
Fitnessstudio geplant habe. Schließlich muss bis zum Start auch noch
die Oberkörpermuskulatur gesondert trainiert werden, damit sie der
Belastung von 48 Stunden im Sattel bei fast monotoner Körperhaltung
standhält. „Natürlich leidet das Familienleben darunter, aber ich
werde von ihr sensationell unterstützt“, sagt der zweifache Vater.

Das Rennen wird mit seinen 8000 Höhenmetern eine körperliche Tortour
und für Weber und seine Begleiter eine logistische Meisterleistung.
„Wir erfahren die genaue Streckenführung erst kurz vor dem Rennen.
Es wird wie bei der Fahrschule sein“, erklärt Weber: „Über einen
Knopf im Ohr bekomme ich aus dem Auto Anweisungen, wo ich abbiegen und
welche Ausfahrt ich im Kreisel nehmen muss.“

Das Begleitfahrzeug muss von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen
hinter Weber fahren. Der Radsportler hat das Team extra so breit
aufgestellt, dass im Wagen eine Art „Schichtbetrieb“ herrscht.
Alle zwölf Stunden soll die Crew gewechselt werden. „Das wird alles
genau getaktet sein. Teilweise schlafen die Betreuer im Hotel. Sie
haben es also etwas bequemer als ich“, sagt Weber.

In den kommenden Wochen und Monaten soll es sogar Trainingsfahrten mit
der Crew geben. „Es gibt für einen Fahrer nichts Schlimmeres als
ein nicht funktionierendes Team. Deshalb werden wir Abläufe
trainieren. Es ist ja für uns alle eine besondere Herausforderung“,
so der Rennfahrer, der noch wichtige Tipps von Pierre Bischoff
erhalten wird. Der Extremsportler hat im vergangenen Jahr das „Race
across America“ gewonnen und will Weber zu Hause besuchen. „Der
Austausch mit anderen Sportlern ist genauso wichtig, wie sich quälen
zu können“, sagt Weber. Quälen kann sich der Großbüllesheimer,
sonst wären ihm 24-Stunden-Rennen wohl auch nicht zu langweilig
geworden.

Einen Teil der Kosten für das Extrem-Radrennen „Race across
Germany“ will Torsten Weber über eine Sponsorensuche im Internet
reinholen. Dafür will der 39-Jährige in den kommenden Wochen unter
der Crowdfunding-Plattform
www.fairtrade.de für sein
Vorhaben Geld sammeln. Weber hofft, dass mindestens 2000 Euro
zusammenkommen. „Wenn es mehr wird, werde ich die Hälfte der Summe,
die die 2000 Euro überschreitet, der Hilfsgruppe Eifel spenden. Die
andere Hälfte will ich für andere Renn-Projekte beiseite legen“,
sagt er.

Von den 2000 Euro sollen unter anderem die Unterkunft der Begleitcrew,
das Startgeld und - wenn möglich - die Benzinkosten für das
Begleitfahrzeug finanziert werden.

- Tom Steinicke

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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