Benefiz-Torwandschießen
Nur 16 Treffer bei 216 Versuchen
Euskirchen-Wißkirchen - „Das ist ja Wahnsinn!“ Wolfgang Weber war schlichtweg baff. Mit
gutem Grund, denn der Ex-Profi des 1.FC Köln hatte die große Ehre
zusammen mit Hubert Kreuer und Jürgen Sauer, Vorsitzender und
Ehrenvorsitzender des SC Wißkirchen, einen opulenten Scheck über
5800 Euro an Markus Ramers, den Vorsitzenden des Vereins „Vielfalt
leben im Kreis Euskirchen“ (VieLe), zu überreichen. Diese Summe war
beim diesjährigen Benefiz-Torwandschießen zusammengekommen, das
traditionell den Auftakt der Wißkirchener Sportwoche bildete.
Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche mehr oder weniger bekannte
Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Sport nach
Wißkirchen gekommen, um für einen guten Zweck zum Duell an der
Torwand anzutreten. Beim Versuch „drei unten und drei oben“ zu
versenken, lieferten allerdings die meisten der 36 Teilnehmer eine
komplette Nullrunde ab. Ob Landrat Günter Rosenke oder Bürgermeister
Dr. Uwe Friedl, der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem oder
SPD-Kreisparteichef Markus Ramers, ob Kreisparkassen-Vorstand Udo
Becker oder der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Josef Reidt,
– bei allen blieb es letztendlich beim bloßen Versuch, einen
Treffer zu erzielen.
Zur Ehrenrettung der Herren sollte jedoch nicht verschwiegen werden,
dass es sich bei der Wißkirchener Torwand anscheinend um ein Exemplar
für Linksfüßer handelte. Denn anders als beim Original im
ZDF-Sportstudio und auch anders als all den Jahren zuvor, befanden
sich die Löcher diesmal nicht unten rechts und oben links, sondern
genau umgekehrt – also unten links und oben rechts. Dies dürfte die
einzig plausible Erklärung dafür sein, dass am Ende des Abends von
216 Versuchen nur ganze 16 Mal das Runde durchs Runde geflogen war.
Für immerhin einen Treffer durften sich zum Beispiel
„e-regio“-Chef Christian Metze und „Zaun
Baustoffe“-Geschäftsführer Norbert Stemmler feiern lassen. Und
auch Wolfgang Weber war bei sechs Versuchen einmal erfolgreich und gab
damit Bürgermeister Dr. Uwe Friedl im direkten Duell das Nachsehen.
Die FC-Legende war von Jürgen Sauer, dem Erfinder und Organisator des
Wißkirchener Benefiz-Torwandschießens, als Schirmherr für die
publikumsträchtige Veranstaltung gewonnen worden - mit der Aussicht
auf ein leckeres Stück Erdbeerkuchen, das er dann auch mit
sichtlichem Genuss zu sich nahm.
Weber hat mit dem 1.FC Köln zweimal die Deutsche Meisterschaft und
dreimal den DFB-Pokal gewonnen. Er hat 53 Länderspiele für
Deutschland bestritten und dabei zwei Tore erzielt - unter anderem
eines gegen England im Weltmeisterschaftsendspiel 1966, das
insbesondere wegen des Wembley-Tores auf ewig seinen Platz in den
Fußballgeschichtsbüchern haben wird. In Wißkirchen präsentierte
sich „Bulle“ Weber, mittlerweile 73 Jahre alt, sehr volksnah und
hatte für die etwas weniger talentierten Teilnehmer sogar den einen
oder anderen guten Tipp parat - wenngleich es letztlich an der
Umsetzung haperte.
Keine Tipps benötigte hingegen der diesjährige Gewinner. Wie schon
in den Jahren 2010 und 2013 hatte der Autor dieser Zeilen ordentlich
Zielwasser zu sich genommen und versenkte das Leder gleich dreimal –
zweimal unten und einmal oben. Ein Kunststück, das in den vergangenen
15 Jahren erst drei Personen in Wißkirchen gelungen ist: dem
Journalisten Rudolph Greuel (2008), dem ehemaligen SC-Chef Dirk Esser
(2009) und dem diesjährigen Triumphator (2010). Letzterer ist damit
nicht nur der einzige Teilnehmer, der schon zum zweiten Mal drei
Treffer erzielen konnte, sondern mit nunmehr drei Siegen auch der
Rekordgewinner.
Gegen diese Abgebrühtheit war an diesem Abend schlichtweg kein Kraut
gewachsen. Kreispressesprecher Wolfgang Andres hatte zwar im direkten
Duell mit einem Treffer gut vorgelegt und ordentlich Druck aufgebaut,
doch letztendlich reichte es für ihn in diesem Torwandklassiker nur
zu einer Statistenrolle. Der Gewinner hingegen durfte sich über einen
von Bundesinnenminister Thomas de Maizière gestifteten Ehrenpreis
freuen.
Aber ob nun drei, zwei, ein oder null Treffer - letztendlich zählte
der olympische Gedanke: „Dabei sein ist alles!“ Denn natürlich
ist das Torwandschießen, das der SC Wißkirchen nun schon zum 15. Mal
zum Auftakt seiner Sportwoche durchgeführt hat, ganz gewiss keine
bierernste Geschichte. Wichtiger als die Treffsicherheit an der
Torwand ist stets die Spendenfreudigkeit der Protagonisten, denn die
Veranstaltung ist zwar immer recht unterhaltsam, unter dem Motto
„Gemeinsam stark für Kinder“ stehend verfolgt sie aber auch immer
einen ernsten Hintergrund. In diesem Jahr ging der Erlös an den
Verein „Vielfalt leben im Kreis Euskirchen“ (VieLe), der das Geld
für die Durchführung eines Workshops für neu zugewanderte
Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren in den Sommerferien
verwenden möchte. Umso erfreulicher, dass diesmal die beachtliche
Spendensumme von 5800 Euro für diesen Zweck zusammenkam.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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