Stadtmauer
Stein für Stein zu neuem Glanz

Helmut Lönenbach ist eigentlich schon Rentner, doch er gibt sein Wissen gerne noch weiter und arbeitet bei der Sanierung der Euskirchener Stadtmauer mit.  | Foto: Petra Grebe
  • Helmut Lönenbach ist eigentlich schon Rentner, doch er gibt sein Wissen gerne noch weiter und arbeitet bei der Sanierung der Euskirchener Stadtmauer mit.
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EUSKIRCHEN - (pg). Bald ist es vollbracht: Die Sanierung der historischen
Euskirchener Stadtmauer ist nach zehnjähriger Arbeit nahezu
abgeschlossen. Zurzeit wird der vierte und letzte Bauabschnitt
bearbeitet. Dazu zählen die Bereiche Kirchwall, Neutorwall,
Kessenicher Torwall Kahlenturm, Disternicher Torwall und Rüdesheimer
Torwall zählen dazu. Vorsichtig säubern die Mitarbeiter des
Schönauer Bauunternehmens Mahlberg die Fugen, um sie von allem zu
befreien, was dort nicht hingehört: Zement, Pflanzenwurzeln oder
Efeu. Hinterher wird dann wieder neu verfugt.

Es sei wichtig gewesen, eine Firma zu finden, die sich mit diesen
Materialien auskennt, erklärt Projektleiter Paul Höhl. Er hatte 2006
die Stadtmauer begutachtet und festgestellt, dass die Standsicherheit
der Mauer langfristig nicht mehr gewährleistet war. „Wenn erst
einmal ein Riss da ist, geht es schnell mit dem Verfall. Efeu ist der
größte Feind von historischen Gemäuern", erklärt Corinna Relles
von der Unteren Denkmalbehörde, die das Projekt begleitet. Die Mauer
zerfiel an manchen Stellen schon in ihre Einzelteile und die
Mauerkrone war nicht gesichert. Umfangreiche Mauerwerksarbeiten, wie
zum Beispiel das Auffüllen der Hohlräume mit passenden
Bruchsteinmaterial, das Absichern der Mauerkrone oder die Festigung
der Sohle zählten dazu.

Die Arbeiten wurden in vier Bauabschnitte geteilt, drei sind schon
abgeschlossen. Für die Stadt ein großer finanzieller Aufwand, doch
durch Fördergelder von Bund und Land können die Sanierungsarbeiten
geleistet werden. Die ersten drei Abschnitte kosteten die Kreisstadt
112.000 Euro. Zuviel für den städtischen Etat, doch da das Land die
Hälfte beisteuert, konnte der Erhalt der historischen Stadtmauer in
Angriff genommen werden.

Auch der letzte Bauabschnitt ist finanziell gesichert. 65.000 Euro
fallen hier noch einmal an. Dieses Mal beteiligt sich der Bund zur
Hälfte an den Kosten. Der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif
unterstützte das Vorhaben und konnte 32.000 Euro Fördergelder
sichern. Dies freut nicht nur Bürgermeister Dr. Uwe Friedl.

Die Kreisstadt hat vor Jahren Flächen, die sich direkt vor der
Stadtmauer befinden extra gekauft, um die historische Grabenanlage von
einer Bebauung freizuhalten. Dadurch bleiben die noch vorhandenen
Teile der Stadtmauer weiterhin sichtbar. Von den ehemals 1450 Metern
sind heute noch rund 700 Meter erhalten. Die Anlage mit ihren
teilweise vorgelagerten Wallanlagen und den unterschiedlichen Türmen
sei etwas Besonders und habe eine überregionale Bedeutung, sagt
Corinna Relles.

Die Mitarbeiter der Firma Mahlberg sind gut im Zeitplan. Bis Ende
Oktober soll die Sanierung abgeschlossen sein. „Das schaffen wir
auch", sagt Relles. Die Schönauer kennen sich mit der Sanierung
historischer Gemäuer gut aus. Helmut Lönebach war mehr als 40 Jahre
bei der Firma beschäftigt, bevor er in den Ruhestand ging. Doch
manchmal ist er immer noch dabei und unterstützt die jungen Gesellen
und zeigt ihnen wie es geht. Manchmal müsse man die Fugen etwas
vergrößern, um sie säubern, erklärte der Fachmann, „natürlich
ganz vorsichtig." Und so arbeiten sie sich Stück für Stück an der
historischen Mauer vor.

Historie

1302 erhielt Euskirchen die Stadtrechte, war aber zu dieser Zeit nur
mit einem umlaufenden Graben und Wall geschützt. Zwanzig Jahre
später, im Jahr 1322, erhielt die Stadt das Marktrecht und wurde
dadurch bedeutender und vergrößerte sich. Die heutige
Stadtbefestigung stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Ihre Mauern und Türme wurden mit Bruchsteinen aus der Region erbaut.
Im 17. Jahrhundert wurde die eigentliche Bedeutung der schützenden
Mauer hinfällig und sie zerfiel langsam.

Im 19. Jahrhundert wurden sogar schon Teile davon im Rahmen der
Planungen für eine Stadterweiterung abgerissen. Aus heutiger Sicht
ist es ein Glücksfall, dass die damalige Aufsichtsbehörde in Köln
einschritt und den kompletten Abriss verhinderte. Die 1450 Meter lange
Stadtbefestigung umfasste sieben Wehrtürme und vier Stadttürme. Drei
runde Türme - Dicker Turm, Kahlenturm und Fresenturm - sind noch
erhalten und werden genutzt. Zwei halbrunde Türme - der Pitschenturm
und der Turm an der Kirche St. Martin - sind sehr gut erhalten. (pg)

 

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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