Kunst von Menschen mit Behinderungen
Zahlreiche Besucher beim bunten Kulturmarkt

Kreatives aus der Lehrküche gab es am Fruchtaufstrich-Stand. | Foto: Eifeler Presse Agentur
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Euskirchen-Kuchenheim - (epa) Bunt, rhythmisch und poetisch ging es beim dritten Kunst- und
Kulturmarkt der Nordeifelwerkstätten (NEW) am vergangenen Samstag zu:
Am Standort Kuchenheim der betreuten Werkstätten für Menschen mit
Behinderungen konnten Besucher erleben, dass die Beschäftigten bei
den NEW nicht nur Dienstleistungen von Verpacken über Drucksachen,
Logistik und Gartenbau bis Näharbeiten bieten, sondern auch ihrer
Kreativität freien Lauf lassen können. Ob Bilderausstellung,
handgemachte Bonbons und selbstgekochte Fruchtaufstriche oder Textiles
von dekorativ bis alltaugstauglich aus dem Nähstudio – die
vielfältigen Begabungen der Menschen bei den NEW wurden in den
Räumlichkeiten der NEW sichtbar.

So las Autor und Fachkraft im Druckzentrum Jürgen Schmidt zusammen
mit den NEW-Angehörigen Maria Mager und Franz-Willi Brock selbst
verfasste Texte, die viele Zuhörer sichtlich berührten. Etwa die
Geschichte der Grünländer, die Maria Mager vortrug: Die hatten ihr
gesamtes Land in Grün gehalten, aßen nur Grünes, färbten sich
sogar die Haare grün, strichen so ihre Häuser und fuhren nur grüne
Autos – bis eine Familie kam, die es bunt liebte, ihr Haus
mehrfarbig strich, im Garten bunte Blumen pflanzte. Die Grünländer
waren so erbost darüber, dass sie die „Anderen“ vorluden – die
freuten sich aber über die vermeintliche Kennenlern-Einladung und
brachten bunte Speisen mit. Nach anfänglicher Skepsis ließen sich
die Grünländern auf die bunte Vielfalt ein und entdeckten selbst an
sich farbigere Seiten. Die Lesungen übersetze Gebärdendolmetscher
Albert Engels simultan in Gesten.

Auch Alexander Schikora betreut alltäglich NEW-Beschäftigte im
Druckzentrum, in der Freizeit spielt der Hobby-Musiker aber mehrere
Instrumente in verschiedenen Bands oder komponiert im Heimstudio neue
Songs. Zusammen mit Beschäftigten gründete er kurzerhand eine
Trommelgruppe. Die sorgte auf den als Cajons bekannten Trommelkisten
mit der Band „NEW-Cajon-Combo“ für mitswingende Zuhörer.

Peter Stollenwerk ist einer der Trommelmusiker und sagte nach seinem
ersten Auftritt: „Das war toll. Wir haben seit einem halben Jahr
geprobt und konnten auch eigene Ideen einbringen.“ Musikerkollege
Daniel Scheffler freute sich über den Zusammenhalt in der Gruppe:
„Wir haben uns als Team erlebt. Es ist etwas ganz anderes, Musik nur
aus der Stereo-Anlage zu hören oder selbst zu machen.“ Das Ganze
sei ausbaufähig, Samba-Rasseln und Gitarre seien als Instrumente ja
schon bei den Konzerten dazu gekommen – über weitere Auftritte
würde sich die Band sehr freuen.

Markus Wilden, Leiter der Werkstattstandorte Kuchenheim und Kall:
„Ich finde es sehr gut, dass die Beschäftigten hier ihre kreativen
Talente zeigen können. Großes Lob geht aber auch an die Mitarbeiter,
die mit viel persönlichen Einsatz ihre außerberuflichen Fähigkeiten
einbringen, ob im Nähstudio, der Lehrküche oder bei den Lesungen.“
Aus den Texten der Mitarbeiter etwa hatte der Bad Münstereifeler
Autor Jürgen Schmidt, aus dessen Feder auch der Eifel-Krimi
„Lesereise in den Tod“ stammt, vor zwei Jahren ein kleines Buch
mit dem Titel „Eine Portion Leben süß-sauer“ zusammengestellt.

Außerdem gab es beim Kunst- und Kulturmarkt Mitmachaktionen wie Malen
für Kinder, aber auch Hinter-Glas-Kunst zum Selbermachen für die
Erwachsenen. Wilden: „Das ist ein wichtiger Tag für Mitarbeiter und
Beschäftigte, denn dabei können sie sich der Öffentlichkeit
präsentieren.“ Er dankte auch dem „Erfinder“ des Marktes, dem
ehemaligen Leiter Soziale Dienste Rodger Ody, der den Markt auch für
ein steigendes Selbstwertgefühl der Beschäftigten konzipiert habe.
„Er hat hier 17 Jahre lang viele wichtige Impulse gegeben“, so
Wilden. Neben der Beschäftigung an mehreren Standorten im Kreis
Euskirchen in verschiedensten Sparten wie etwa Saunabau oder
Landschaftspflege bieten die NEW auch Ausbildung und Beschäftigung in
Lebensmittelmärkten oder Kantinen und unterhalten sogar eine eigene
Jobagentur, um auch Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt
anzubahnen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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