Konzert für Notschlafstelle
Zauber des Posthorns
Euskirchen - Ein Konzert für Obdachlose - dieser Geburtstagswunsch von Annette
Schuster an ihren Mann war vor acht Jahren Auslöser für das erste
Benefiz-Kirchenkonzert zugunsten der Caritas-Notschlafstelle. Rund 300
Konzertbesucher konnten jetzt an Allerheilgen in der Euskirchener
Herz-Jesu-Kirche von Caritasvorstand Bernhard Becker im Namen der
Initiatorin begrüßt werden.
(red). Annette Schuster führte durch das Programm, das das Publikum
mit Trompete, Klarinette, Posthorn und Orgel mitnahm auf eine
musikalische Reise durch die Welt der klassischen Musik. „Jetzt
beginnt die kalte Jahreszeit, jetzt geht es für wohnungslose Menschen
buchstäblich ums Überleben. Deshalb danke ich Ihnen für Ihr
kommen“, so Schuster. Das „Kernteam“ bilden seit acht Jahren die
beiden Konzerttrompeter Jürgen Schuster, Mitglied des
WDR-Funkhausorchesters und Daniel Ackermann, freischaffender Künstler
sowie Regionalkantor Manfred Sistig. Mit Ackermann, Sistig und
Schuster spielte der renommierte Musiker Dirk Schultheis, auch er ein
Mitglied des WDR-Funkhausorchesters, unter anderem Werke von Johann
Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Igor Strawinsky und Gustav
Mahler.
Als besonderes Highlight spielte Jürgen Schuster Soli auf dem Corno
da Caccia, auch Posthorn genannt. Dieser „Zauber des Posthorns“
– so auch der Titel des diesjährigen Konzerts – schuf eine ganz
besondere Atmosphäre in der vollbesetzten Herz-Jesu-Kirche.
Vor dem letzten Stück des Konzerts berichtete Becker über die Arbeit
der Wohnungslosenhilfe und bat die Konzertbesucher um eine Spende für
die Notschlafstelle, die eine jährliche Unterfinanzierung von 40.000
Euro mit Spenden und Eigenmitteln auffangen muss. Auf den Stufen zum
Altar hatte er Lichter und gerahmte Fotografien positioniert, die an
kürzlich verstorbene Klienten der Wohnungslosenhilfe erinnerten.
Da war Sindy (alle Namen geändert), eine junge Frau, die nach
jahrelanger Sucht clean war und in diesem Jahr durch eine Überdosis
bei einem Rückfall verstorben ist, oder Otto, ehemals selbstständig,
verheiratet, zwei Kinder. Er konnte irgendwann dem Druck nicht mehr
standhalten, rutschte ab in Sucht und Wohnungslosigkeit. Hermann
schließlich wurde sehr früh abhängig, seine Frau verstarb, er
verlor seinen Job und war schließlich wohnungslos. Zuletzt hatte er
sich gefangen, arbeitete sechs Stunden täglich im
Beschäftigungsprojekt „MO.S.ES+“ mit, das die Caritas für
Menschen am Rande anbietet „Die von uns betreuten Wohnungslosen sind
Menschen wie du und ich. Es ist wichtig, dass diese Menschen hier und
heute einen Platz haben.“
„Außerdem möchte ich mich bei allen bedanken, die uns mit Spenden,
aber auch persönlichem Engagement, übers Jahr unterstützen“,
betonte Becker. Stellvertretend benannte er die Ärztin, die
kostenlose Sprechstunden in der Wohnungslosenhilfe anbietet, oder die
beiden Friseurinnen und die Fußpflegerin, die regelmäßig
ehrenamtlich für wohnungslose Menschen im Einsatz sind.
Der Konzertabend endete mit stehenden Ovationen für die Künstler.
Insgesamt kamen 2.809 Euro für den Erhalt der Notschlafstelle
zusammen. Becker dankte mit seinem Vorstandskollegen Martin Jost der
Initiatorin Annette Schuster und den Musikern mit Blumensträußen,
die in Vasen steckten, die von den Wohnungslosen graviert worden
waren, für ihr Engagement.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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