In schwieriger Zeit
20. Ritter-Rost-Weihnachtsmatinee
Wesseling. Am 1. Advent war wieder die Ritter-Rost-Weihnachtsmatinee, die 20. Veranstaltung dieser Art. Die Wesselinger Autorin Helga Rost freute sich über den gut gefüllten Saal des Rheinforums. Aber die adventliche Matinee war etwas anders als sonst - im Angesicht des Krieges, der seit Februar in der Ukraine herrscht. Von "Heaven" sang der Chor Cantamus unter Helmut Ritter auf Englisch, und Helga Rost las ihr Gedicht 'Anblick eines Krieges", das sie schon bei den von RheinKlang 669 organisierten Wesselinger Lichtern im September präsentiert hatte. Die letzten Zeilen:
Und oft denken Menschen, die Kriege seien Zwang.
Doch alle, alle Kriege sollten auf immer vergehen,
wie in ihrem Song einst Marlene Dietrich sang:
„Wann wird man je versteh’n? Wann wird man je versteh’n.
Totenstille - kein Applaus. Und der Chor fiel ein mit "Es kommt ein Schiff geladen" im klassischen Arrangement mit Klavierbegleitung.
Aber dann ging es wie sonst weiter: die satirischen Geschichten von Helga Rost und die witzigen Weihnachtssongs des Cantamus-Chors unter Leitung von Helmut Ritter brachten eine sorglose, unterhaltende und zuweilen auch nachdenkliche Stimmung mit sich. Es wurde wieder ein vergnüglicher Einstieg in die Adventszeit, den die meisten Akteure auf der Bühne und die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem Besuch des 25. Wesselinger Weihnachtsmarkts auf dem Alfons-Müller-Platz verbunden haben.
Helga Rost brachte vier Geschichten, die alle von Kindern handelten: Da war die Schneekugel, die Johanna zum 9. Geburtstag am Nikolaustag bekam und die auf wundersame Weise half, die Entführer eines Schulkamerades auf der Flucht von Wesseling nach München im Schneechaos zu stellen. Und die sechsjährige Ann malte für ihre "Leih-Großmutter", die ihre Freundinnen um ihre Aufgaben in der Enkelbetreuung beneidete, ein Weihnachtsgemälde mit einem Weihnachtsmann im Taucheranzug und einem Unterwasser-Weihnachtsbaum. Der geliebte Onkel "Ompel", heute 98 Jahre alt, wird charakterisiert aus den Erinnerungen an die Kindheit in der Nachkriegszeit, als "Lesehilfe", weil die Tafel bei 50 Schülerinnen und Schüler zu weit weg war, wie er eine zweistündige Probefahrt mit einem roten Tretauto ermöglichte und der etwas von dem schon trocken gewordenen, aber selbst gekauften Marzipan-Köstlichkeiten aus dem Krämerladen abbekam. Und die letzte Geschichte handelte von einem Krippenspiel, das etwas anders als geplant verlief: das zweijährige Bärbelchen krabbelte bei "Ihr Kinderlein kommet" auf die Bühne und tanzte mit der Christuskind-Puppe. Und das Publikum lachte, schunkelte im Walzertakt und rief Alaaf.
Der Chor sang vom "Wunschzettel 2.0", bei dem Wünsche erfüllt werden, die man nicht kaufen kann, vom Weihnachts-Blues beim Geschenke-Stress, von Weihnachtsträumen nach dem Motto "Dann ist alles möglich, wenn Du daran glaubst" und den Lobgesang "Gloria in excelsis deo". Die A Cappella Lieder wurden leise von Helmut Ritter am Klavier mit der linken Hand begleitet - zur Unterstützung der sechs Herren, damit die Sopran-Stimmen nicht zu sehr dominierten.
Nach einer Stunde gab es viel Applaus für alle auf der Bühne. Und dann als Zugabe - mit Helga Rost im Chor - "Happy Christmas" von John Lennon:
And so this is Christmas
For weak and for strong
For rich and the poor ones
The war is so long
And so happy Christmas (war is over)
For black and for white (if you want it)
For yellow and red ones (war is over)
Let's stop all the fight (now)
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.