Schlaflose Nächte
"Abfackeln" bei der LyondellBasell sorgt für Unruhe

„Könnte auch ein Bild aus „Fallout 76“ sein", schrieb ein User auf Facebook zu diesem Foto, welches Andreas Riem im Norden von Wesseling Montagnacht um 1 Uhr aufgenommen hat. | Foto: Andreas Riem
  • „Könnte auch ein Bild aus „Fallout 76“ sein", schrieb ein User auf Facebook zu diesem Foto, welches Andreas Riem im Norden von Wesseling Montagnacht um 1 Uhr aufgenommen hat.
  • Foto: Andreas Riem
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Wesseling - Ein Flammenschein, der hunderte von Metern in die Höhe schießt, dazu
ein Fauchen und Poltern, dass ringsherum die Bilder an den Wänden
wackeln. Nein, wir sind nicht in einem Endzeitstreifen a la „Mad
Max“, so war es erst Sonntag- und dann Montagnacht in der
Chemiestadt Wesseling.

Zweimal kam es es beim Chemiegiganten LyondellBasell zu
Anlagenstörungen, und die Menschen rund um das Werk wurden aus ihrem
Schlaf gerissen und manche gerieten in Panik, denn aus der Hochfackel
schossen riesige Flammen in den nächtlichen Wesselinger Himmel.

Allerdings dient genau dieses Abfackeln der Gase der Sicherheit der
Menschen in der Region. Denn sobald es nur das kleinste Anzeichen für
eine Anlagenstörung gäbe, seien die Mitarbeiter angehalten, die
Produktion runterzufahren, sagte Andreas Anker, Chef der
Öffentlichkeitsarbeit bei der LyondellBasell.

Und dann müssten die Kohlenwasserstoffe, welche sich „mit hohem
Druck“ in den Anlagen befinden, sofort zur Fackel geleitet werden,
um dort möglichst rückstandsfrei zu verbrennen, erläuterte Anker.

Laut Anker kam es Sonntagnacht zu einer Störung in einer der dem
Cracker nachgeschalteten Produktionsanlagen und Montagnacht folgte
dann die Störung im großen Cracker selbst. „Im Volksmund würde
man sagen, wir machen dann eine Vollbremsung“, so Anker, der
erklärte, dass in beiden Fällen das in den Anlagen vorhandene Gas
zur Fackel geleitet, und dort mit zugesetzten Wasserdampf
rückstandslos verbrannt wurde.

Allerdings dauere es einen Moment, bis der Wasserdampf dazu komme,
deswegen gebe es am Anfang der Verbrennung die große schwarze
Rußwolke, die man sehe, so der 57-Jährige.

Der Vergleich mit dem Ausstoß von Dieselqualm, wie er in sozialen
Medien getätigt wurde, „hinke“ allerdings: „Wir verbrennen ja
keinen Feinstaub“, so der Firmensprecher.

Das Abfackeln der Gase kostet die LyondellBasell viel Geld. Wie viel,
käme auf die Menge an, so Anker, aber es sei schon „erheblich“.
Auch aus diesem Grund hat das Unternehmen vor einigen Jahren eine
Fackelrückgasgewinnung in das System integriert, sprich, die
Fackelgase gehen zum Kraftwerk und werden dort weiterverwendet.
Natürlich entstehen auch Verluste durch den aktuellen
Cracker-Stillstand, auch wenn der zweite Cracker arbeiten kann und es
auch noch Vorräte im Werk gebe.

Was genau zu der Anlagestörung geführt habe, sei nun Gegenstand der
Untersuchung, so Anker, der hofft, dass das erneute Anfahren des
Crackers ohne Abfackeln vonstatten gehen könne. Wann das ist, konnte
er noch nicht sagen.

Ebenfalls verbessert werden soll das Informationssystem für die
Bevölkerung. Dass nach dem Auftauchen der Störung nichts auf der
Homepage gestanden habe, hänge damit zusammen, dass diese von Amerika
aus betrieben würde.

Immerhin kann man sich in einen Nachbarschaftsverteiler eintragen
lassen, um so per Mail über Störungen informiert zu werden:
oeffentlichkeitsarbeit.wesseling@lyb.com.

„Unsere Anlagen genügen den höchsten Sicherheitsanforderungen“,
sagte Werksleiter Tassilo Bader: „Die Fackelsysteme sind eines der
wichtigsten Sicherheitssysteme am Standort und integraler Teil unseres
umfassenden Sicherheitskonzepts. Wir bedauern diese Unannehmlichkeit
und bitten die Nachbarn für die Geräuschentwicklung um
Entschuldigung.“
 

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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