Achtes RheinKlang 669 Wohnzimmerkonzert in Mines Spatzentreff
Akkordeon-Trio Plus begeisterte
Wesseling. Nach der Sommerpause präsentierte RheinKlang 669 ein besonderes Wesselinger Wohnzimmerkonzert in Mines Spatzentreff: das Akkordeon-Trio Plus, eine Formation des Akkordeon-Orchesters Wesseling, spielte abwechslungsreiche Musik von Klassik über Tango und Musette, Klezmermusik und Balkan-Folk bis zu originaler Tanzmusik. Für Melodie und Rhythmus sind in erster Linie die drei Akkordeonisten zuständig: Anita Brandtstäter, Elena Taran und Werner Mutz. Elena Taran spielt ein Bajan, ein Knopfakkordeon im russischen B-Griff-System. Für das Fundament und die rhythmische Erdung sorgten Urs Wiehager-Dietz am Kontrabass und Olek Gelba, Drums.
Die fünf Musiker trafen auf ein aufmerksames und beifallfreudiges Publikum, das Mandy Rechenberger für den Veranstalter begrüßte. Dabei war es auch bei den ruhigen und langsamen Nummern mucksmäuschenstill. Der Service in Mines Spatzentreff versucht immer, die Konzertatmosphäre zu unterstützen. Die Pausen werden genutzt, um Bestellungen entgegenzunehmen und auszuliefern. Schöne Ausflüge in die Klassik brachten das tänzerische Rondeau von Purcell, das fröhliche Allegro im Fugenstil aus der "Sonata a quattro" von Corelli und das bekannte Adagio von Albinioni.
Für Akkordeon typisch sind ja Tango und Musette. So hatten die Musiker drei sehr unterschiedliche Tangos des argentinischen Bandoneonspielers Astor Piazzolla einstudiert, den lyrischen "Oblivion", den rhythmischen "SVP - S'il vous plaît" und - last not least - den wohl bekanntesten, ekstatischen "Libertango". Ein "Tango nuevo nuevo", wie ihn Brandtstäter in ihrer Moderation scherzhaft bezeichnete, stammt vom französischen Richard Galliano, dem bekannten Jazz-Akkordeonisten: der schnelle "New York Tango" mit einem treibenden, rhythmischen, zweitaktigen Thema. Als Zugabe glänzte das Akkordeon-Trio Plus dann mit dem klassischen Tango "Olé Guapa" von Malando. Ein wunderschöner Musette ist immer wieder "Indifference" von Joseph Colombo und Toni Murena.
Klezmermusik klingt auch in dieser Besetzung gut, obwohl Geige und Klarinette fehlen. Die Wurzeln dieser Musik liegt in den osteuropäischen Kleinstädten mit hohem jüdischen Anteil. Sie schluchzt, sie weint, sie kann einen aber auch vor Freude einfach mal zum Tanzen bringen. Eine Klezmer-Suite enthielt solch facettenreiche Musik: das bekannte "Battare Prociutto", das melodiöse "Avinu malkenu", ein jüdisches Gebet, und den israelischen Tanz "Hawa neze Bamachol". Und bei "Ma Yofes", das bedeutet ganz einfach "Etwas Schönes", steigerte die Musik sich im zweiten Durchlauf in Dynamik und Tempo.
In die Rubrik Balkan-Folk passte eine Balkan-Suite mit typischen Tänzen aus Ungarn, Kroatien und Serbien, zum Teil auch im 7/8-tel Takt, aber auch das Konzertstück "Feuerwerk" von Boris Tichonow und der berühmte "Czardas" von Monti zum Abschluss des Konzertes, ein Wechsel zwischen langsamen Rubato-Teilen und virtuosen Parts in schnellem Tempo, der immer wieder begeistert. Auch die "klassischen" deutschen Akkordeon-Nummern kamen gut an, so der schöne Slowfox "Madeleine" von Rudolf Würthner und der entspannte "Bummel in Stockholm" von Hubert Deuringer, bei dem man im dritten Teil dann aber den Verkehr der Großstadt spüren kann.
Zwischen den beiden Sets des Akkordeon-Trio Plus unterhielt das Akkordeon-Duo Anita Brandtstäter und Elena Taran. Sie hatten primär Originalmusik einstudiert. Zunächst zwei schöne neue Kompositionen von Matthias Anton und Hans-Günther Kölz: das flotte "Balkanfieber" und das langsame Abschiedslied "Para una Despedida", eine virtuose "Moldawische Konzert-Hora" von Alexander Dmitriev, das argentinische Ave Maria "Tanti anni prima" von Astor Piazzolla" und das amerikanische Bravourstück "Cascade" von Carmen Carrozza. Zum Mitsummen und Mitsingen luden die Duo-Arrangements der Schlager "Soli" von Adriano Celentano, "Die Sonne und du" von Udo Jürgens und besonders der "Capri-Fischer" von Gerhard Winkler ein - einige Gäste entpuppten sich als text-sicher und sangen lautstark mit.
Begeisterte Stimmen nach dem gut zweistündigen Konzert! Auch Besucher mit Vorbehalten gegen das Akkordeon waren total angetan von der großen Vielfalt der Musik. Jedes Stück hatte einen anderen Charakter und gefiel auf seine Art. Die Besetzung mit dem mal gezupften und mal gestrichenen Kontrabass wurde als tolle Bereicherung wahrgenommen. In der angenehmen Atmosphäre fühlten sich alle Musiker sehr wohl, die musikalischen Ergebnisse waren entsprechend.
Wer das Akkordeon-Trio Plus wieder hören möchte: die Musiker treten traditionell beim Jahreskonzert des Wesselinger Kulturvereins auf: am Samstag, 16. November 2019, um 16:30 Uhr in der Aula Gartenstraße, Mühlenweg 43.
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