Krätze auf dem Vormarsch
Ansteckung nur durch intensiven Hautkontakt

Die Krätze ist seit etwa eineinhalb Jahren in der Region wieder auf dem Vormarsch. Woher das kommt, das könne man nicht sagen, so Dr. Jens Nickel vom Gesundheitsamt des Rhein-Erft-Kreises. | Foto: Symbolfoto: Montserrat Manke
  • Die Krätze ist seit etwa eineinhalb Jahren in der Region wieder auf dem Vormarsch. Woher das kommt, das könne man nicht sagen, so Dr. Jens Nickel vom Gesundheitsamt des Rhein-Erft-Kreises.
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Wesseling - „Da kriege ich die Krätze“ ist eine beliebte und oft benutzte
Redensart. Wenn man sich über etwas oder jemand ärgert, einem was
nicht passt oder man einfach nur genervt ist.

Allerdings bekommt man diese unangenehme Krankheit mitnichten durch
Ärger oder Stress - sie wird vielmehr durch intensiven „fünf- bis
zehnminütigen großflächigen Hautkontakt“ übertragen, sagt Dr.
Jens Nickel, Abteilungsleiter Infektionsschutz des Gesundheitsamtes
des Rhein-Erft-Kreises.

„Die Krätze ist im Umlauf!!! Leider melden es die Betroffenen
nicht in den betroffenen Einrichtungen!!! In der Realschule Wesseling
wurde es nur einmal gemeldet und die anderen haben es leider nicht
nötig!!! Sehr Schade!!!“.

Das ist das Original-Post einer betroffenen Wesselinger Mutter vom 21.
Februar in einem sozialen Netzwerk. Ihre Tochter war nach Oktober
letzten Jahres nun zum zweiten Mal an der juckenden Krankheit
erkrankt, und die Frau verlieh ihrer Wut in dem öffentlichen Beitrag
Ausdruck.

Im Telefonat mit der Redaktion berichtet sie von dem Leidensweg, den
die Familie nun schon zum zweiten Mal hinter sich hat: 14 Tage lang
ständig Wäsche bei 60 Grad gewaschen, Bettwäsche über Tage
einfrieren, die Wohnung immer wieder saugen.

„Es ist doch alles nicht so dramatisch“, sagt Kirsten Biere,
Leiterin der betroffenen Schule im Gespräch mit dieser Zeitung:
„Wir haben aktuell einen Krätzefall gemeldet bekommen, oder besser
gesagt eine Vermutung. Der Fall wurde heute morgen dem Gesundheitsamt
gemeldet, wir haben das ja selbst erst heute morgen erfahren.“ Auf
Nachfragen der Redaktion bestätigte Biere, dass zu dem aktuell
gemeldeten Fall ein weiterer vom 14. Februar hinzukommt, sowie vier
Fälle - ein bestätigter und drei Verdachtsfälle - vom 18. Januar
aus der 10. Jahrgangsstufe.

Infobriefe an die Eltern hat man nicht verschickt: „Das hat das
Gesundheitsamt auch nicht gesagt, dass wir das tun sollen“, so die
Schulleiterin.

Ebensowenig - so die Aussage von Dr. Nickel - sei eine Desinfektion
von Schulklassen erforderlich, da die Krätzemilbe nur auf dem Mensch,
Stoffen oder Polstern überlebe. Dennoch räumte der Amtsleiter ein,
dass man zum Beispiel Sofas in schulischen Aufenthaltsräumen absaugen
könne.

Dr. Walter Stranzenbach ist langjähriger Hautarzt mit Praxis in
Wesseling. Er bestätigt ebenso wie Nickel den Anstieg der Erkrankten.
In seiner Praxis hat er mehrere Fälle in der Woche: „Aber ich habe
auch eine große Praxis“, so der Mediziner. Woran erkennt man die
Krankheit, wo juckt es? „Auf jeden Fall nicht am Kopf“, so
Stranzenbach. Das sei dann nur die reine Angst davor.

Typische Krätzestellen sind der Intimbereich, die Hände, hierbei
insbesondere der so genannte „Schwimmhautbereich“ zwischen den
Fingern, die Achseln, Brustwarzen und am Bauchnabel. „Am Hals und im
Gesicht tritt die Krätze so gut wie nie auf“, klärt Stranzenbach
auf.

Was ist zu tun? Natürlich muss ein Krätzemittel gegeben werden,
meistens ist das eine Emulsion, mittlerweile gibt es auch ein Mittel
in Tablettenform, doch das sei im Moment schwer zu bekommen. Eines
haben beide aber gemeinsam: Es handelt sich um eine Insektizid, laut
Wikipedia also einem „Pestizid, das zur Abtötung, Vertreibung oder
Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien verwendet
wird“.

Beobachten soll man das gesamte soziale Umfeld des Betroffenen und
gegebenenfalls behandeln.

Darüber hinaus muss alle Wäsche bei mindestens 60 Grad gewaschen
werden, Teppiche  und Polster sollten abgesaugt werden und als Tipp
gerade jetzt in der kalten Jahreszeit gibt Stranzenbach den Hinweis,
Wäsche einfach in einen großen Sack zwei Nächte bei Frost ins Freie
zu stellen: „Einfrieren ist die beste Methode“.

Wer bei sich die Symptome der Krätze feststellt, sollte sich nicht
scheuen, schnellstens einen Arzt aufzusuchen, vor einer Meldepflicht
müssen Privatpersonen keine Angst haben, diese gilt erst seit Sommer
2017 für Schulen, Kindergärten oder ähnliche Einrichtungen.

Das muss nicht zwingend ein Hautarzt sein, man kann sich auch
vertrauensvoll an seinen Hausarzt wenden. Dr. Peter Wiesel, Hausarzt
in Wesseling, hat in seiner Praxis nur vereinzelt Fälle, aber immer
wieder würden ihm Mütter berichten, dass die Fälle steigen würden.
Zur Vermeidung der Ansteckung rät Wiesel auf den Verzicht von
Hautkontakt und immer wieder die genaue Untersuchung der Haut.

Eine Antwort auf die Frage der Redaktion beim Rhein-Erft-Kreis nach
den gemeldeten Fällen in 2017 soll am Freitag erfolgen. Wir werden
nach berichten.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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