Richter neuer Präsident der "ISAPS"
"Auf dem Höhepunkt meiner Karriere"
Wesseling - Was er einer Frau als ultimativen Schönheitstipp geben würde, will
ich von ihm wissen. Dr. Dirk Richter lächelt charmant, seine blauen
Augen blitzen schalkhaft, dann sagt er: „Einen guten Chirurgen“.
Nun denn, gesetzt den Fall ich würde etwas an mir machen lassen
wollen - und das tun heutzutage immer mehr Frauen - mein Weg wäre
nicht weit, schließlich sitzt mir einer der allerbesten gleich
gegenüber.
Denn seit Anfang November ist der 54-Jährige Chefarzt der Plastischen
Chirurgie des Wesselinger Dreifaltigkeits-Krankenhauses Präsident des
Weltverbandes der plastischen Chirurgen, der „International Society
for Aesthetic Plastic Surgery“, abgekürzt „ISAPS“.
Höher geht es nicht mehr und das stellt auch Richter ganz pragmatisch
fest: „Ich bin auf dem Höhepunkt meiner Karriere angelangt“. Und
ja, er platze vor Stolz, das gibt er gerne zu.
Aber nicht nur er kann stolz sein, ganz Wesseling kann das, denn durch
die Berufung des Mediziners auf diesen Posten wird unser Krankenhaus
und damit auch Wesseling auf der ganzen Welt ein Stückchen bekannter.
3000 plastische Chirurgen aus fast 100 Ländern waren im November beim
bislang größten Weltkongress in Miami (USA) dabei und applaudierten
Richter, der für zwei Jahre ins Amt berufen wurde, denn gewählt
werden kann man nicht für diese würdevolle Aufgabe.
Die Wahl fiel nicht umsonst auf die Koryphäe Richter, denn neben
seinen wegweisenden Forschungen zu Lipödemen (einer atypischen
Fetthäufung an den seitlichen Hüften und Oberschenkeln, die weltweit
etwa 6 Prozent aller Frauen betrifft) hat Dr. Dirk Richter
mittlerweile sechs Bücher verfasst, die allesamt zu den
Standardwerken seiner Zunft gehören.
Durch den neuen Posten würde seine Arbeit in Wesselinger aber nicht
beeinträchtigt, sagt der Arzt: Rund 2000 Operationen führen Richter
und sein Team, bestehend aus neun Ärzten, jährlich am Standort
durch, davon alleine 700 Eingriffe im Gesichts- sowie Lidbereich.
In seinem Präsidenten-Büro in Hanover, New Hamshire, USA, wird man
Dr. Richter auch nicht sehr oft antreffen: „Vielleicht vier mal im
Jahr“, überlegt er beim Gespräch mit der hiesigen Lokalpresse im
Konferenzraum des Krankenhauses.
Der neue Präsident der ISAPS will seine Berufung dazu nutzen, seine
Methoden und die von ausgesuchten Kollegen weltweit zur Verfügung zu
stellen. Schon vor sechs Jahren hatte Richter die „SOS“ (Secondary
Optimizing Surgery) Symposien ins Leben gerufen, bei denen - auf gut
deutsch geschrieben - verpfuschte Operationen vor laufender Kamera
wieder korrigiert werden. Das alles wird per Live-Stream in
Konferenzsäle übertragen und so lernt das internationale
Fachpublikum von den besten der besten.Geplant sind in Zukunft
monatliche „Webinare“, zu denen sich Chirurgen weltweit über das
Internet zuschalten können, einen gewissen Obolus entrichten und
dabei sind, während die Kamera, die „so scharf ist, dass man schon
fast die Blutzellen sehen kann“ (Richter), alles ins Netz
überträgt.
Somit könnten auch Kollegen teilhaben, die nicht die finanziellen
Mittel hätten, um zu den Symposien sowie Kongressen zu reisen, sagt
Richter, der ergänzt, dass man mit den Webinaren aber auch politische
Probleme umgehe: „In Miami zum Beispiel durften Kollegen aus dem
Iran und Russland nicht ins Land einreisen. Wenn wir übers Netz
übertragen, sind die auch dabei“.
Dazu komme, dass Mediziner, deren Einkommen unterhalb der von der WHO
festgelegten Mindestgrenze liege, kostenlos an den Webinaren
teilnehmen dürfen.
Hocherfreut über die Berufung ihres Chefarztes ist natürlich auch
die kaufmännische Direktorin des Dreifaltigkeits-Krankenhauses:
„Unsere Ärzte sind auf vielen internationalen Kongressen als
Ratgeber und Referenten gefragt, sie geben ihr Wissen an Kollegen in
aller Welt weiter“, so Alexandra Krause.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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