100 Jahre Mandolinenorchester Wesseling
Aus Mai- wurde Oktober-Konzert
Wesseling. Am zweiten Oktober-Sonntag hatte die Stadt Wesseling zum dritten und letzten Rheinparkkonzert 2020 eingeladen. Das Mandolinenorchester "Festklänge" Wesseling 1920 e.V. unter Leitung von Christian Otto erfreute mit einem bunten Programm an Märschen, Charakterstücken und Potpourris; der ehemalige Vorsitzende und Leiter des Orchesters Philipp Querbach - in diesem Jahre wäre er für 70 Jahre aktive Mitgliedschaft vom Bund der Zupfmusiker geehrt worden - hatte diese Musik im Gegensatz zur klassischen und Originalmusik immer augenzwinkernd mit "Kaffeehausmusik" bezeichnet.
Und es waren viele Zuschauer gekommen. Innerhalb der mit Flatterband abgesperrten Fläche vor dem Musikpavillon nahmen 55 Leute Platz auf den in Zweiergruppen auf 1,5 m Abstand gestellten Stühlen, nachdem sie sich am Eingang in einer Liste eingetragen hatten - zur Nachverfolgung von möglichen Infektionsketten im Zuge der Corona-Pandemie. Außerhalb hielten sich bis zu 25 weitere Zuhörer auf - sie saßen auf den Bänken oder standen hinter dem Flatterband. Das Wetter meinte es gut mit den Musikern, es war trocken, aber kalt. Und etliche Zuhörer hatten sich deshalb mit Decken und Kissen ausgestattet - in weiser Voraussicht. Die Musiker hatten vorsichtshalber ihre Noten mit Wäscheklammern befestigt, obwohl es kaum windig war.
In der Besetzung Mandoline 1 und 2, 2 Mandolas, Gitarre und Bass spielten die 6 Musiker - dieses Mal nicht im Halbkreis, sondern entsprechend der Corona-Hygieneregeln in 2 Reihen auf Lücke, jeweils mit 2 m Abstand. Christian Otto leitete wie schon etliche Jahre das Ensemble als Konzertmeister von seinem Platz aus.
Mit dem "Rheinlandmarsch“ von Willy Richartz-Paffrath begann das Programm, man könnte auch sagen: mit dem „Rheinparkmarsch“, denn dieses Stück kennen treue Besucher der Rheinparkkonzerte schon. Weiter ging es mit einem Arrangement des "Aufzug der Stadtwache", komponiert vom deutschen Operettenkomponisten Leon Jessel (1871-1942). Christian Otto sagte dann die Ouvertüre "Frühlingszauber" an, denn eigentlich war das Rheinparkkonzert ja im Mai geplant und musste Corona-bedingt verschoben werden. Und bei dieser fröhlichen Musik kam die Sonne hinter den Wolken hervor. Und auf einigen Plätzen im Zuschauerbereich wurde es angenehm warm. Einer der wichtigen Komponisten für Mandolinenorchester ist Giacomo Sartori (1860-1946); auf dem Programm stand der "Japanische Marsch" von ihm.
Besonders gefielen die beiden großen Potpourris von Theodor Ritter (1883 - 1950): "Unter der Dorflinde" enthält bekannte deutsche Volks- und Tanzweisen und "Wolgaklänge" Paraphrasen russischer Lieder und Tänze. Und etliche Zuhörer summten leise mit - laut Mitsingen ist ja wegen Corona nicht angesagt. Als Leckerbissen gab es dieses Mal vor der Pause Orientalisches vom Mandola-Spieler Nabil unter dem Titel "Wohlsein". Und zum Abschluss wie so oft das Potpourri "Kölsch Millieu" mit Liedern von Willi Ostermann.
Auf die Zugaben-Rufe des Publikums war Christian Otto mit seinen Musikern gut vorbereitet. Schon traditionell ist der Abschluss im Rheinpark mit einem Originalwerk, das sich die Zuhörer immer wieder vom Orchester wünschen: „La Festa Splendora“ von Kok. Im Jubiläumsjahr ist noch ein Jahreskonzert "100 Jahre Mandolinenorchester Wesseling" am 15. November 2020 um 17 Uhr in der Aula der Grundschulen Keldenich, Schulstraße, mit konzertanter Zupfmusik geplant.
Das Mandolinenorchester "Festklänge" Wesseling 1920 e.V. gehört mit zu den ältesten Vereinen Wesselings. Es ist in der Zeit der Wandervogel-Bewegung entstanden, als junge Leute mit ihren Mandolinen und Gitarren durch die Lande zogen und musizierten. In der Anfangszeit war das vielköpfige Mandolinenorchester eine der tragenden Säulen des Wesselinger Karnevals.
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