Installation vor dem Wesselinger Rathaus
„Broken“: 222 Puppen gegen Gewalt an Frauen
Wesseling - “Eingeschüchtert“, „versuchter Mord“,
„Zwangsprostitution“, „Wehre dich“, „Schau nicht weg“ –
es sind markante, eindringliche Schlagworte mit denen der Wesselinger
Künstler Dennis Josef Meseg seine Puppen mit orangefarbenen
Flatterband beklebt hat. Exakt 222 Schaufensterpuppen hat der
41-jährige gelernte Mediengestalter, der seit 2019 an der Alfterer
Alanus Hochschule Bildhauerei studiert, in den vergangenen Monaten
gekauft, bearbeitet und gemeinsam mit einigen Unterstützern zu einem
stummen Mahnmal zusammengestellt um so zu zeigen, was psychische und
physische Gewalt gegen Frauen und Mädchen macht. Zu sehen waren sie
am Samstag nun auch auf dem Alfons-Müller-Platz vor dem Wesselinger
Rathaus
Es ist nicht das erste Mal, dass Dennis Meseg mit einer derart
aufwendigen Installation die Menschen aufrüttelte. Bereits im
Frühjahr und Sommer während des ersten Corona-Lockdowns zog er mit
über 111 Schaufensterpuppen beklebt mit rot-weißem Flatterband mit
seiner Installation „It Is Like It Is“ durch ganz Deutschland.
Auch mit „Broken“ ist er noch bis zum 10. Dezember quer durch die
Republik unterwegs. Den Abschluss bildet die „stille
Demonstration“, wie er es nennt, vorm Brandenburger Tor in Berlin.
Anlass ist der Tag der Menschenrechte.
Warum Flatterband? „Flatterband ist ein Zeichen für Abgrenzung und
im positiven Sinne auch ein Schutz vor Gefahren, aber auch ein
Hindernis auf dem Weg zueinander“, beschreibt der Künstler. Puppen
hat er deswegen gewählt, weil Frauen zu oft auf ihr Äußeres
reduziert, werden, gar als Spielzeug ohne Verstand. Oft auch noch
zwangsweise verhüllt oder anderweitig versteckt wie eifersüchtig
bewachtes Eigentum. Orange stehe wiederum für die Farbe der Freiheit,
der Freude und Geborgenheit, der emotionalen Wärme. „Broken“
versteht Dennis Meseg als Aufruf die Gewalt gegen Frauen endlich zu
beenden. Doch warum beschäftigt er sich selber so intensiv mit diesem
Thema? „Ich war als Kind ebenfalls ein Betroffener und möchte mit
meinem Mahnmal andere für dieses Thema sensibilisieren.“ Sein
Anliegen lässt sich Dennis Meseg einiges kosten. Drei Transporter
sind notwendig, um die 222 Figuren zu befördern. Die
Schaufensterpuppen kaufte er über das Internet. Hierfür setzte er
seine Ersparnisse ein: „Ich hätte mir auch dafür ein neues Auto
kaufen können, doch diese Installation bedeutet mir mehr.“
www.leichtsinn.de
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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