Vereinsrekord mit 89 Zentimeter
Den Aal fängt man mit „Fetzen vom Grundel“

Aalkönig Stephan Impekoven hält seinem 84-Zentimeter-Aal in der Hand, mit ihm freuen sich der Vorsitzende des Fischervereins Urfeld Manfred Rothermund und die zweite stellvertretende Wesselinger Bürgermeisterin Gisela Halbritter. | Foto: Montserrat Manke
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  • Aalkönig Stephan Impekoven hält seinem 84-Zentimeter-Aal in der Hand, mit ihm freuen sich der Vorsitzende des Fischervereins Urfeld Manfred Rothermund und die zweite stellvertretende Wesselinger Bürgermeisterin Gisela Halbritter.
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Urfeld - Als „Fischerfrau“ hat man einmal im Jahr so richtig viel zu tun.
Also, nicht, dass man als Frau, Mutter und Großmutter sowieso
andauernd was zu tun hat, aber bei der Aalnacht, da kommt noch mal
„wat dabei“.

Als ich am Samstag gegen 17 Uhr das Urfelder Rheinufer erreiche, um
noch bevor der große Ansturm losgeht, meine Reportage über die 52.
Aalnacht einzutüten, kommt mir Lissi Wietzke entgegen. Sie zieht sich
gerade die Gummihandschuhe von den schlanken Händen, lächelt und
sagt: „So, der Matjes ist geschnitten“.

Zusammen mit Marianne und Maria hatte Lissi zu diesem Zeitpunkt drei
Stunden lang Matjes aus zehn riesigen Eimern gewaschen und mit Messern
in brotgerechte Stücke zerteilt, damit er später - versehen mit
lecker „Öllich“ (für den Nichtrheinländer: Zwiebeln) - auf
Baguette-Scheiben drapiert an die Gäste verkauft werden kann.

Nicht die einzigen Vorbereitungen für die 52. Aalnacht: Anita zum
Beispiel hat 6 Kilo Zwiebeln geschnitten, und Vereinsmitglieder mit
Schmackes in den Armen haben Zelte und Bühne aufgebaut, die
Tanzfläche aufgestellt, die Bänke ausgeklappt, die Tische
hergerichtet, und, und, und.

Über 50 Ehrenamtler sind an diesem Samstag auf den Beinen, und vieles
läuft natürlich mit Routine, denn seit über einem halben
Jahrhundert wird an den Urfelder Weiden bis in die tiefen Nacht
gefeiert. Früher gab es noch ein Wettangeln für Gastangler, doch das
ist heutzutage nicht mehr erlaubt, erläutert Manfred Rothermund,
langjähriger Vorsitzender des Fischervereins, welcher die Aalnacht
ausrichtet.

Und Rothermund, der als Ortsbürgermeister sowie Fraktionschef der
Wesselinger CDU weitere Ehrenämter ausübt, ist Fischer durch und
durch, das merkt man im Gespräch. Er weiß viel über den Rhein,
über die Beschaffenheit seines Wassers („So gut wie noch nie“),
welcher Fisch die viele Gräten hat („Das Rotauge“) und die
Plagegeister des Flusses: Kormorane und Wollhandkrabben. Letztere hat
keine natürlich Feinde im Rhein, und schnippe dem Angler die Schnur
durch.

Dem anderen Gegner, dem Fischjäger Kormoran, dürfe man bald den
Garaus machen: Die Landesregierung erlaube demnächst wieder das Jagen
des Vogels, der massiv die Fischbestände ausrotte, und in Urfeld
stünde der Jäger „schon in den Startlöchern“, so Rothermund.

Doch kommen wir zurück zum eigentlichen Zweck des Abends: Um 23 Uhr
werden die neuen Fischerkönige ausgerufen werden, der erwachsene und
der Jungfischerkönig. 364 Tage hatten die Vereinsmitglieder die
Chance auf den Titel, indem sie den längsten Aal aus dem Rhein
ziehen.

Der glitschige Fisch schnappe besonders gerne mit „Fetzen vom
Grundel“ zu. Dabei handelt es sich um eine kleine von der Donau
massenweise eingewanderte Fischart, die vom Angler zerfetzt an den
Haken gehängt wird, und so den Aal anlocke. Aale unter 50 Zentimeter
werden übrigens wieder ins Wasser zurückgegeben - so schreibt es das
Landesfischereigesetz vor - und dürfen dann noch ein wenig
weiterleben.

Damit war es allerdings vorbei für die beiden Aale, die Stephan und
Jakob Impekoven die Titel des Aal- und Jungaalkönigs bescheren: 84
Zentimeter hatte Papas Fisch, und mit 89 Zentimetern Länge holt der
15-Jährige Jakob sogar den Vereinsrekord. Sohnemann Jakob kann an
diesem Abend seine Plakette nicht entgegen nehmen, er ist auf einer
Jugendfahrt.

Für das (Vorab-) Pressefoto und die spätere Siegerehrung wird der
Siegeraal - der anhand seiner Länge über 15 Jahre gelebt haben muss
- endgültig ausgefroren, und danach auch nicht mehr ins Gefrierfach
kommen: „Der muss dann jetzt auch geräuchert und gegessen
werden“, erläutert der künftige Aalkönig der staunenden
Journaille. Räuchern, das tut Impekoven, der im richtigen Leben
Gärtner ist, ebenfalls selbst: Auf Buchenholz. Beim Verspeisen hilft
ihm dann seine (Fischer-) Frau Marion.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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