Über 50 Jahre Kirmes in "Kählich"

Der Verein organisiert alles

Wesseling-Keldenich - Seit über 50 Jahren findet in Keldenich die große Kirmes
statt. Und was hierbei vollkommen unüblich ist: Es ist der
Tambourcorps Gut Klang Keldenich, der die von der damaligen
Dorfgemeinschaft ins Leben gerufene Veranstaltung von Anfang an
begleitet. Wir haben mit dem Vorsitzenden Ralf Borchers über die
Arbeit, die hinter einem solchen Großereignis steckt,
gesprochen.

Werbekurier: „Herr Borchers, Glückwunsch, auch die diesjährige
Kirmes war wieder ein voller Erfolg! Der Kirmesplatz gut gefüllt, die
Leute zufrieden. Ist das jedes Jahr so ein Va banque Spiel? Oder
wissen Sie: Das klappt, das machen wir schließlich schon über 50
Jahre“.

Ralf Borchers: „In den letzten Jahren haben wir einiges
unternommen um die Kirmes in Keldenich attraktiv zu halten. Wenn das
Wetter mitspielt, kann man dann schon davon ausgehen, das die Gäste
kommen. Es ist halt nur einmal im Jahr in „Kählich“ Kirmes und da
geht man halt hin. Wenn die Gäste zu unseren Programpunkten, wie
Sängerwettstreitt oder Paijas Verurteilung, einmal auf dem Platz
sind, lassen sie sich auch von einem Regenschauer, wie dieses Jahr,
nicht vertreiben.“

„Erzählen Sie doch mal, wie läuft das ab? Wann fangen die
Planungen an, wann weiß man, welches Fahrgeschäft kommt, welche Bude
und überhaupt: Wie findet man denn die ganzen Schausteller?“

„Hierzu muss man ganz klar sagen, das die Schaustellerfamilie
Brock uns seit über 15 Jahren die Treue hält. Günter Brock stellt
immer das Hauptfahrgeschäft und übernimmt dann die weiteren
Anmeldungen bei der Stadt Wesseling. Er sorgt dafür, dass weitere
Buden, Fahrgeschäfte und Essensstände von seinen Familien
Mitgliedern und Freunden den Platz so voll stellen, wie er dieses Jahr
war. Hier stimmen wir uns jedes Jahr aufs Neue ab und besprechen, was
wir das nächste Jahr verbessern können oder ändern müssen, damit
der Platz attraktiv bleibt. Man darf nicht vergessen, das die
Schausteller davon ihren Lebensunterhalt bestreiten. Das ist zum
Beispiel der Grund dafür, das die Kirmes dieses Jahr schon am Freitag
geöffnet hatte.“

„Was war damals eigentlich der Grund, in Keldenich eine Kirmes
anzubieten? Und waren die Hindernisse groß, oder habt Ihr da offene
Türen eingerannt, zum Beispiel bei der Stadt?“

„Ins Leben gerufen wurde die Kirmes meines Wissens nach vor
mehreren Jahrzehnten durch die damalige Dorfgemeinschaft. Aber das war
lange vor meiner Zeit hier in Keldenich. Der Tambourcorps hat seither
immer an der Kirmes mitgewirkt und ist inzwischen hauptsächlich für
die Durchführung verantwortlich. Die Stadt Wesseling hat uns dabei
tatsächlich seitens Verwaltung und Politik, immer unterstützt, egal
wer gerade die Geschicke der Stadt lenkt.“

„Wie viele Ehrenamtler von eurem Verein sind denn an den Kirmestagen
im Einsatz? Wer gehört alles zum Planungsteam und warum tut Ihr euch
das eigentlich an. Das ist doch wahnsinnig viel Arbeit!“

„Das fragen wir uns während der Arbeit auch manschmal :-) !
Nein, im Ernst, es ist tatsächlich eine Menge Aufwand. Angefangen von
der Werbung und Pressearbeit im Vorfeld, Banner und Plakate müssen
erstellt, bestellt und aufgehängt werden. Die entsprechenden Events
müssen geplant und vorbereitet werden. Getränke bestellt und zig
andere Kleinigkeiten organisiert werden. Wenn es dann soweit ist
müssen alle mit ran. Hier ist jeder Aktive, die Eltern, Partner und
Freunde gefordert. So haben wir beispielsweise einen eigenen Kühl-
und inszwischen auch Bühnenwagen. Diese stehen das Jahr über beim
Gemüsebauern Christoph Nagelschmitz und müssen aufgebaut,
angeschlossen sowie be- und entladen werden. Weiter müssen die
Beschallungsanlage, Schankwagen, Toilettenwagen und etwa 40
Bierzelt-Garnituren aufgebaut und angeschlossen werden und noch vieles
mehr. Zu guter Letzt wird natürlich auch für jeden Tag Personal für
die Bedienung und alles andere benötigt. Die Cafeteria und die selbst
gemachte Erdbeerbowle nicht zu vergessen. Bei dem ganzen hilft uns die
Erfahrung, die wir über die Jahre gemacht haben. Diese muss
natürlich auch weitergegeben werden und immer wieder jüngere
Mitglieder in den Ablauf eingebunden werden.“

„Lohnt es sich denn finanziell für die Vereinskasse oder zahlt Ihr
am Ende sogar noch drauf?“

"Wenn das Wetter mitspielt, lohnt es sich schon. Das ist aber
natürlich nicht jedes Jahr der Fall. Der Erlös hilft uns, die Kosten
für Ausbildung, Instrumente, Noten und mehr abzufangen, die bei einem
Verein mit bis zu 25 aktiven Spielleuten anfallen.“

„Die Kirmes ist ja immer sehr gut besucht, wie sieht das aus,
könnte man noch vergrößern?“

„Der Kirmesplatz am Vogelsang ist hier die natürliche Grenze und
dieser war dieses Jahr zum Glück auch gut gefüllt. Viel mehr geht
wahrscheinlich nicht.“

„Wenn Sie einen Wunsch für Ihre Kirmes hätten, das darf auch ruhig
etwas ganz utopisches sein, was wäre das?“

„Ein Autoscooter hatten wir in den letzten Jahren nicht mehr.
Wäre sicher mal wieder toll. Ansonsten würden wir uns freuen, wenn
viele neue Keldenicher aus dem Neubaugebiet Eichholz die Kirmes für
sich entdecken würden. Einige haben wir schon begrüßen
können.“

„Herr Borchers, vielen Dank für das Gespräch, wir wünschen Ihnen
und Ihrem Verein alles Gute!“

Kirmes kompakt:

- 3 Fahrgeschäfte
- 5 Buden
- 1Bühne
- 1 Schankwagen des TCK
- 1 Zelt des TCK
- rund 30 Ehrenamtler im Einsatz
- 19 mal wurde der Sängerwettstreit ausgetragen (Sieger 2018: Zwei
erste Plätze: KFD Wesseling und St. Sebastianus Schützenbruderschaft
Wesseling)
- Der Kirmesschützenkönig wird jedes Jahr vom Skiclub Kami
ausgetragen. Fand dieses Jahr wegen Urlaub eines großen Teils der
Mitglieder ausnahmsweise nicht statt.
- Der Termin der nächsten Kirmes steht noch nicht fest, da er immer
mit dem Schausteller abgestimmt wird.