Schulschwimmbad Wesseling soll geschlossen werden
Die Wellen schlagen hoch
Wesseling. Die Wellen in der Stadt am Rhein schlagen angesichts der drohenden Schließung des Schulschwimmbades hoch. Kommenden Dienstag berät der Wesselinger Rat über eine entsprechende Vorlage, und im Vorfeld wird nun schon in sozialen Netzwerken zur Demonstration vor dem Rathaus aufgerufen.
Seit 1975 leistet sich die Stadt ein Schulschwimmbad zusätzlich zum Gartenhallenbad, und nachdem nun das große Bad wegen der Sanierung fast fünf Jahre geschlossen war, stünde jetzt eine fast 7,8 Millionen teure Sanierung des Schulschwimmbades an. Ein Neubau des Gebäudes käme laut Gutachten auf etwa 12 Millionen Euro. In der Beschlussvorlage regt die Verwaltung an, das Bad für die kommende Zeit nicht mehr zu betreiben, sondern als Unterkunft für Geflüchtete herzurichten.
Bei einer Sanierung müsse unter anderem das gesamte Becken ausgetauscht (rausgestemmt) werden, da es von Chloriden marode sei und die komplette Technik gehöre ebenfalls ausgetauscht, heißt es im ergänzenden Material zur Ratsvorlage.
Der Rat hat also nicht nur über eine Schließung des Bades zu beraten, sondern einher gehend darüber, das Gebäude künftig zur Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. Dann würden deren Räumlichkeiten in der Schwimmhalle eingerichtet, vorhandene sanitäre Anlagen erweitert werden, Küchencontainer auf dem Parkplatz aufgebaut und noch einiges mehr. Für die komplette Herrichtung des Schwimmbades zur Flüchtlingsunterkunft müssten laut Vorlage gute 660.000 Euro in die Hand genommen werden.
Und wie ginge es im Fall einer Ratsmehrheit für die Unterbringung der Geflüchteten mit der einhergehenden Schließung des Bades weiter? Stadtpressesprecherin Andrea Kanonenberg erläuterte auf schriftliche Anfrage dieser Redaktion, dass die Verwaltung dann angesichts der steigenden Geflüchtetenzahlen sofort die Schließung vorbereite, um die Unterkunft einzurichten. Die Herrichtung selbst dauere wenige Wochen. Bis dahin erstelle die Verwaltung in Abstimmung mit Schulen und Vereinen den Belegungsplan fürs Gartenhallenbad.
Für den Schul- und den Vereinssport sowie die Schwimmschulen, die das Bad nutzen, bedeute das die Einrichtung von Schwimmzeiten im Gartenhallenbad. Das gehe zu Lasten des öffentlichen Schwimmens, vergleichbar sei diese Nutzungsmischung mit anderen Bäder in umliegenden Kommunen, so die Stadtpressesprecherin.
So würden die Schulen das Gartenhallenbad dann ab 8 Uhr für den Schulsport nutzen: „Im Gegensatz zum Schulschwimmbad stehen im Gartenhallenbad zwei Becken für den Schulsport zur Verfügung. Die Verwaltung wird, wenn der Beschluss zum Schulschwimmbad gefasst wird, in Abstimmung mit den Vereinen, der DLRG und den Schwimmschulen deren Schwimmzeiten planen; mit dem Ziel, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten“, so Kanonenberg.
Und was passiert, wenn sich der Rat mehrheitlich gegen Unterbringung von Geflüchteten im Schulschwimmbad entscheidet? Dann - so Kanonenberg - wäre es unausweichlich, sofort die Halle Urfeld für die temporäre Unterbringung von Geflüchteten zu schließen und vorzubereiten. Das Schulschwimmbad hingegen würde wegen der genannten technischen Gründe voraussichtlich im Laufe der kommenden Monate geschlossen werden, auch wenn es nicht als Unterkunft genutzt wird: „Über die Frage, wann und in welchem Umfang saniert wird, wird in den zuständigen Gremien zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden sein“, so Kanonenberg.
Deutlich gegen eine Schließung spricht sich die Schulpflegschaft der Stadt in einem Brief an Bürgermeister Ralph Manzke aus, der der Redaktion vorliegt. Man spreche sich damit aber nicht gegen die Unterbringung von Geflüchteten aus, ganz im Gegenteil: „Menschen mit derartigen Schicksalen bedürfen in ihrer Situation dringend Hilfe und Unterstützung“, heißt es in einem Brief, der vom Vorsitzendem Holger Fröhlich unterzeichnet wurde.
Im Wesentlichen zeigt sich die Stadtschulpflegschaft überrascht, dass man - ebenso wie die Schulleitungen - nicht im Vorfeld über die „derart akut anstehende Sanierung“ im Sport- oder im Schulausschuss informiert worden sei. Außerdem habe man nicht alle Standortmöglichkeiten für den Bau von Unterkünften für Geflüchtete genügend geprüft. Darüber hinaus falle es schwer, zu glauben, dass es zur Zweckentfremdung des Schulschwimmbades keine geeignete Alternative gebe.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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