Ein besonderes Eichholzer Schlosskonzert
Drei ukrainische Musikerinnen begeistern im voll besetzten Rheinforum
Wesseling. Am Samstag gab es im Rheinforum ein besonderes Eichholzer Schlosskonzert. Gestaltet wurde es von drei ukrainischen Musikerinnen, die alle mit ihren Instrumenten weltweit Preise und Auszeichnungen erhalten haben, nämlich Katja Suglobina, Violine, aus Kyjiw, Xenia Ielnikova, Klavier, aus Saporischschja, und Svitlana Kavka, Bandura und Gesang, ebenfalls aus Kyjiw. Alle drei waren beeindruckt von dem schönen Saal mit Panoramafenstern zum Rhein, der mit fast 120 Gästen gut besucht war, darunter viele Ukrainerinnen und auch junge Leute. Mit Unterstützung der in Köln lebenden, ebenfalls aus der Ukraine stammenden Musikwissenschaftlerin Mariya Kautz und dem Lew-Kopelew-Forum wurde ein einzigartiges Programm zusammengestellt, das das Publikum berührte und begeisterte. Das Konzertprogramm schlug mit dem Thema Tanz eine Brücke von klassischer Musik - dafür standen Violinistin und Pianistin - zur ukrainischen Volksmusik - dafür stand Svitlana Kavka: sie stellte das in Deutschland weitgehend unbekannte ukrainische Instrument Bandura vor.
Nicht nur Brahms Ungarische Tänze oder Chopins Walzer und Mazurkas sind Beispiele von klassischer Tanzmusik. Der "Libertango", der wohl bekannteste Tango Nuevo von Astor Piazzolla ist eine Symbiose aus Klassik, Jazz und Folk; und es ist vom Wortstamm her ein "Tango, der sich von den traditionellen Fesseln befreit hat". Auf dem Programm standen aber auch in Deutschland selten aufgeführte Werke wie der "Spanische Tanz" des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk, basierend auf Rhythmen von Habanera und Bolero - seine Filmmusik "Melodie" steht seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine hier auf fast jedem Programm mit ukrainischer Musik, so auch beim Eichholzer Schlosskonzert.
Die Bandura hat sich heute zu einem universell einsatzbaren Klangkörper entwickelt; früher wurden mit der Bandura Volkslieder begleitet, heute die Songs von Metallica oder den Beatles - und es kommt mega an. Es ist ein Zupfinstrument aus der Familie der Lauten mit 64 Saiten, das historisch auch für Tanzmusik eingesetzt wurde. Svitlana Kavka präsentierte viele Facetten der ukrainischen Banduramusik: angefangen mit den Gesangswerken "Psalm", "Platsch von Yaroslawna" und "Wse upowanije moje", die Gebetszeilen enthalten oder von historischen Ereignissen berichten. Mit "Homin Stepiv" - auf Deutsch "Das Rauschen der Steppe" - von Hryhorij Kytastyj erklang ein Werk, mit dem Kobsaspieler durch die Ukraine wanderten und die Bevölkerung über wichtige historische Ereignisse informierten. Nur wenige der mündlich überlieferten Werke sind erhalten, weil in den 1930er Jahren der Sowjetzeit viele Musiker erschossen oder vertrieben wurden.
Nicht nur Svitlana Kavka interpretierte Werke, die eine besondere Bedeutung für die Ukrainer haben, wie den "Kyjiwer Walzer", diese Liebeserklärung an die Hauptstadt der Ukraine wird dort von der ukrainischen Jugend bei Luftalarm in den Schutzunterkünften aus Protest gesungen. Katja Suglobina beendete das Konzert solistisch mit der Hymne von Mychajlo Werbyzkyj von 1863, die heute die ukrainische Nationalhymne ist. Beeindruckend auch die Kompositionen der Musikerinnen: die „Improvisation“ von Svitlana Kavka und die „Huzulen Fantasie“ von Katia Suglobina - Huzulen sind das indigene Volk in den ukrainischen Karpaten - mit einer eigenen Sprache und eine besonderen Musiktonart.
Die Akteure fühlten sich sehr wohl in Wesseling. Xenia Ielnikova: "Es hat uns wirklich Freude gemacht, im Rheinforum zu spielen. Das Publikum war sehr warm - so sagt man in der Ukraine. Wir haben unsere Energie getauscht." Svitlana Kavka: "Das deutsche Publikum entdeckte die Bandura für sich und verliebte sich in das Instrument, das die Tiefen der Seele berührt und die Herzen öffnet." Katja Suglobina: "Ich war sehr froh, in einem vollen Konzertsaal zu spielen, mit so einem wunderschönen Ausblick auf dem Rhein! Es war auch sehr angenehm, viele Zuhörer aus der Ukraine im Publikum zu sehen; die ukrainischen Melodien riefen eine Sehnsucht nach dem Heimatland hervor." Mariya Kautz: "Ein Riesendank an alle Organisatoren des unvergesslichen Musikabends - für die Unterstützung und für die Herzlichkeit. Es war berührend, nach dem Konzert viele begeisterte Kritiken von den Zuhörern zu hören." Und Ludger Strobel vom musikforum Wesseling e.V. freute sich über ein äußerst gelungenes und sehr gut besuchtes Konzert, fernab von den üblichen Klassikkonzerten.
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