"Wesseling digital"
Ehrenamtlich die Stadt am Rhein digitalisieren
Wesseling - Ausgerechnet in Düsseldorf will Milan Vukas 2013 in der Bahn eine
Fahrkarte am Automaten mit seiner Kreditkarte bezahlen. Frisch aus
Kanada zurück, den Bachelor in „European Studies“ so gut wie in
der Tasche, kennt das der junge Wesselinger gar nicht anders. Doch so
einfach ist das nicht in Deutschland. Bahnautomat, Fahrschein,
Kreditkarte? Nein!
Vukas suchte sich eine Bank, zieht 50 Euro und steigt in die nächste
Tram. Aber es ist sein Pechtag: Münzen? Ja klar! 5-Euro, 10- oder
20-Euro-Scheine? Natürlich! Aber den guten alten „Fuffi“? Nein!
In diesem Moment reift in Vukas, der eigentlich in die Politik gehen
wollte, aber mittlerweile als Berater für ein „Tech-Unternehmen“
arbeitet, eine Idee. Nämlich einen Verein in seiner Heimatstadt zu
gründen, der sich ausschließlich mit einem Thema befasst, mit dem
sich nicht nur die Wesselinger sondern die Deutschen allgemein schwer
tun: Der Digitalisierung ihres öffentlichen Lebens, der Behörden,
ihrer Unternehmen - und so weiter.
80 Firmen aus der Stadt am Rhein hatte der 27-Jährige im Vorfeld der
Vereinsgründung 2017 unter die Lupe genommen und sie auf ihre
digitale Präsenz untersucht. Die Ergebnisse seien erschreckend
gewesen, so der Vereinsvorsitzende bei einem Pressegespräch mit den
lokalen Medien.
Der Anlass für diese Zusammenkunft ist die Nominierung von
„Wesseling digital e.V“ für den „Engagementpreis NRW 2019“.
Andreas Kersting aus der Staatskanzlei NRW überreicht Vukas die
Urkunde als „Engagement des Monats Januar“, ist eigens dafür aus
Düsseldorf in die Wesselinger Innenstadt gekommen.
Der Preis ist mit dreimal 2000 Euro ausgelobt, und steht in diesem
Jahr unter dem Motto „Engagement und Digitalisierung - neue
Potentiale nutzen“. Rund 90 Vereine, Stiftungen und
Bürgerinitiativen hatten sich beworben, zwölf sind nominiert. Es
seien tolle Ideen dabei gewesen, zum Beispiel „mobile Retter im
Kreis Kleve“ oder die „Nestfinder-App“, sagt Kersting, der aber
auch erläutert, dass man schon etwas mehr bieten müsse, „als eine
einfache WhatsApp Gruppe“.Und „Wesseling Digital“ bietet mehr:
Bislang haben 84 Kinder und Jugendliche bei „Coding-Camps“
mithilfe der „Cue“ App sowie dem gleichnamigem Roboter „Cue“
spielerisch gelernt, mit der Programmiersprache „Python“
umzugehen, außerdem gab es schon einen Workshop für Wesselinger
Unternehmen in Sachen „Richtiger Umgang mit Facebook“.
Zehn Cues konnte Vukas übrigens mit der Unterstützung von
„Google“ kaufen - der Wesselinger hatte sich im Rahmen der
„European Code of Week“ beim Unternehmen mit seinem Verein
vorgestellt und eine Spende von 2000 Euro bekommen.
„Wesseling digital“ hält neben den Programmierkursen für Kinder
und Erwachsene auch Angebote für Unternehmen bereit, zum Beispiel
kann man lernen, wie man einen Online-Shop aufbaut. Das nächste
Coding-Camp findet im April statt.
Der Engagementpreis 2019 wird Ende des Jahres vergeben, im Sommer gibt
es für alle Nominierten einen Workshop in München, bei dem die
Vereine lernen, wie man sich sich öffentlich darstellt und wie man
Spenden aquiriert.
Ab Ende des Jahres wird es ein Online-Voting zur
Preisträgerermittlung geben, ein Preis wird von einer Jury vergeben
und ein Sonderpreis kommt von der NRW-Stiftung. Mehr Informationen zu
„Wesseling Digital“ unter
www.wesseling.digital,
zu den Preisträgern unter
www.engagiert-in-nrw.de
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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