Junge Musiker begeisterten
Eichholzer Schlosskonzert für Klarinette
Wesseling. Begeistert war das Publikum beim "Eichholzer Schlosskonzert" im Wesselinger Rheinforum am Freitag. Die beiden ganz jungen Musiker, Luka Totadze, Klarinette, und Fatima Alieva am Flügel, Jahrgang 1999 bzw. 2000, nahmen die Konzertbesucher mit auf eine musikalische Reise - sowohl durch verschiedene Musikepochen als auch von Eutin über Mailand bis nach Tiflis. Luka Totadze stammt nämlich aus Georgien und seine Klavierpartnerin Fatima Alieva aus dem benachbarten Arserbaidschan. Gemeinsamen Studienjahre in ihrer Heimat Kaukasus und an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln verbinden sie, viele Konzerte haben sie schon mit viel Leidenschaft, großer Virtuosität und hoher Dynamik absolviert.
Auf dem Programm stand zunächst das "Concertino für Klarinette Es-Dur op. 26" des 1786 in Eutin geborenen Carl Maria von Weber. Spätestens seit der Uraufführung des „Freischütz“ 1821 war er als der Begründer der deutschen romantischen Volksoper anerkannt. Das Concertino schrieb Weber 1811 für den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann. Dieser hat den Komponisten beraten sowohl bei den technischen als auch den klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes. Im Rahmen klassischer Formen gestaltete er das ursorünglich für Klarinette und Orchester geschrieben Werk rhapsodisch, romantisch fließend und mit einem besonderen harmonischen und farbigen Klangreichtum. Und Luka Totadze konnte dabei zeigen, wie souverän er sein Instrument beherrscht, Fatima Alieva begleitete facettenreich und ersetzte mühelos ein ganzes Kammerorchester.
Vor der Pause ging es dann nach Mailand: der 1833 geborene italienische Komponist Luigi Bassi war der erste Klarinettist der Mailänder Scala. Seine "Konzertfantasie über Motive aus Verdis Oper Rigoletto" ist zu Recht seit vielen Jahren fest im Standardrepertoire der Klarinettisten verwurzelt. Mit vielen Kadenzen konnte Luka Totadze auch hier seine Virtuosität unter Beweis stellen. Und seine Klavierpartnerin führte einen abwechslungsreichen Dialog mit ihm - auch dieses Werk wird häufig mit Streichorchester gespielt, es gibt auch Arrangements für Blasorchester.
Zum Abschluss waren dann "Miniaturen für Klarinette und Klavier" des 1935 in Tiflis geborenen Komponisten Giya Khancheli auf dem Programm. "Wir sind damit aufgewachsen," erläuterte Luka Totadze. Es ist reizvolle Kammermusik, die aus Werken stammt, die Kancheli für Theaterstücke und Filme schrieb. In breitem Melodiestrom fließt die Musik dahin, dramatisch durchbrochen von expressiven Teilen mit extremen Lautstärkekontrasten; es wechseln Spannung und Ruhe ab. "Es gibt eine bestimmte Stille, aus der Musik erwächst, in der die Töne nicht wirklich verstummen. Mit meiner Musik versuche ich, eben diese Stille zu verwirklichen, jenen Eindruck, als seien die Klänge immer noch vorhanden." So hat es Kancheli 1995 einmal beschrieben.
Organisator Ludger Strobel vom Musikforum e.V. freute sich auch über die beiden Solowerke, mit denen Fatima Alieva das Programm ergänzte: von Johann Sebastian Bach "Präludium und Fuge cis-Moll" aus dem Wohltemperierten Klavier I und von Frederic Chopin die "Ballade Nr. 3 op. 47 As-Dur". Beim Eichholzer Schlosskonzert im April 2022 brachte die Pianistin Tatiana Kozlova aus St. Petersburg alle zwölf Präludien und Fugen des Ersten Bandes "Wohltemperiertes Klavier" auf ergreifende Weise zum Erklingen. Und das nächste Konzert dieser Reihe am Freitag, 13.10.2023, um 20 Uhr ist dem "König der Klaviermusik" gewidmet. So wie Chopin ist auch die Pianistin Agata Lukasievicz in Polen geboren und als junge Frau emigriert. Die Verbundenheit zu ihrer Heimat spiegelt sich in ihrer Leidenschaft für die Musik Chopins.
Luka Totadze brillierte außerdem in einem zeitgenössischen Solowerk des 1946 geborenen Tristan Keuris , der "Canzone für Solo-Klarinette". Keuris gehörte zu den bedeutendsten niederländischen Musikern, der unter anderem Komposition am Konservatorium in Groningen, Hilversum und Utrecht lehrte. Er schrieb Werke für Orchester, Blasmusik, Kammermusik und Vokalmusik.
Nach der Zugabe - einer weiteren ganz ruhigen Miniatur des georgischen Komponisten Giya Khancheli - konnten das Organisationsteam und die Musiker sowie einige Gäste noch fachsimpeln und sich austauschen über Georgien und Aserbaidschan, über die Bergdörfer im Kaukasus und die Strände am Schwarzen Meer, über die Schnittstelle von Europa nach Asien, die durch Musik mühelos überbrückt werden kann.
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