DKMS-Aktion für an Leukämie erkrankten Wesselinger
Ein Spender ist gefunden!
Wesseling. Peter hat stark abgenommen, sagt Angelika. Gerade wird sie wieder gefragt, wie es ihm geht, ihrem Mann. „Nicht gut“ hatte sie schon schon zuvor jemandem geantwortet, der das ebenfalls wissen wollte. Dann kommt ein Paar aus dem Pfarrzentrum und Angelika sagt: „Danke, dass Sie da waren“.
Es ist Samstagmittag in der Stadt am Rhein, der Himmel zeigt sich herrlich weiß-blau und vor dem Kirchenportal von St. Germanus steht ein herzförmiger großer weißer Käfig mit Tauben, drinnen findet gerade eine Hochzeit statt. Derweil gehen nebenan viele Menschen ein und aus im Monsignore Lothar Maßberg Pfarrzentrum.
Denn Wesseling weiß Bescheid, heute ist die Typisierung-Aktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) für Peter Kühweidler. Der Karnevalist, Ex-Prinz von 2010 und Wirt vom „Österreicher“ liegt seit 82 Tagen in Bonn im Johanniter Krankenhaus – mit der Diagnose Blutkrebs.
Kühweidlers Frau und Gefährtin Angelika sitzt mir mir draußen vor der Eingangstüre auf einer kleinen Beeteinfassung und wir reden über Kleidung. Nur Baumwolle darf an Peters Haut, keine Kunstfaser, und alles muss keimfrei sein. Peter darf keinen Infekt bekommen, er liegt alleine in einem Quarantäne-Zimmer.
38 Jahre ist das Paar bald verheiratet und gemeinsam sind sie durch das sprichwörtliche „Dick und Dünn“ gegangen.
Doch jetzt stehen die beiden vor der schwierigsten Herausforderung ihres Lebens, denn Peters Überlebenschance steigt vehement mit einer Stammzellenspende von gesundem Knochenmark.
Angelika berichtet, dass die Diagnose ihres Mannes zwar schon seit 2018 bekannt ist, aber der schlimme Ausbruch kam in dieser Karnevalssession: Der engagierte Ehrenamtler brach bei der Evonik-Sitzung in der Kronenbuschhalle zusammen – wo die Kühweidlers für die Gastronomie verantwortlich waren.
Seit März ist Kühweidler nun in Bonn im Johanniter Krankenhaus und genau zum Datum des 38. Hochzeitstages am 3. Juli findet die Verlegung in die Uni-Klinik Bonn statt, wo die Vorbereitung für die Knochentransplantation beginnt.
Denn die Operation kann stattfinden, für Peter wurde ein passender Spender gefunden – ob in der weltweit vernetzten Datenbank der DKMS steht bei Redaktionsschluss zwar noch nicht fest, aber diese ist mit gut 12 Millionen Registrierungen eine der größten der Welt. Da jährlich durch Krankheit, Alter oder zum Beispiel auch eine Schwangerschaft gute 135.000 Menschen als Spender ausfallen, sind neue Registrierungen so wichtig, sagte DKMS-Volunteer Dorothea Tast.
122 Männer und Frauen machen an dem Tag bei der Aktion „für Peter und für andere“ – so steht es auf den Plakaten und Bannern vor St. Germanus – mit, nehmen sich mit drei Wattestäben selbst Speichelproben ab, verbinden sich mit dem Handy und dem QR-Code auf dem Spenden-Set mit der Datenbank der DKMS.
Einer von ihnen ist Dirk Meissner (50): „Ich möchte helfen“, so die schlichte Erklärung des Betriebsmeisters der Chemie. Helfen wollen auch die über 30 Ehrenamtlichen, die vom Festkomitee Wesselinger Karneval angeschlossenen Vereinen entsenden worden sind, um bei der Spendenaktion tätig zu sein.
Ex-Prinz Tommy I. von den Kornblumenblauen hilft zum Beispiel bei der Typisierung und Astrid Rave, Vorsitzende des Tanzcorps der Urfelder Prinzengarde, reicht Kuchen an die Menschen. Wer kann, spendet für die Aktion. Und auch Dirk Göranson von der GroWeKa ist wie so viele fleißig, er hat sich die Spendendose umgehängt und sorgt mit dafür, dass am Ende genau 1810,35 Euro zusammenkommen – und das reicht aus, um die Kosten der Typotisierung zu finanzieren, so Mitorganisatorin Martina Engels-Bremer von den Löstigen Postillionen gegenüber den Medien.
Drei Wochen wird die Vorbereitung zur Transplantation ungefähr dauern, und in der Uni-Klinik sieht Angelika ihren Peter eine ganze Weile nur noch durch die Glasscheibe. Die Gastronomin sagt: „Es ist mir alles egal, Hauptsache ich bekomme meinen Mann wieder“. Auf die Rückkehr von Peter freuen sich auch die Hunde des Paares, an denen beide enorm hängen: Tibet-Terrier „Teddy“ und der Bernasenne „Zorro“, die am Tag der Typisierung von Freunden versorgt werden, damit Angelika vor Ort sein kann.
Und auch hier an St. Gemanus sind es die vielen Freunde, die der tapferen Frau Rückhalt geben, aber auch völlig Fremde: „Ich war überwältigt, wer alles gekommen ist. Wildfremde Menschen, die es in der Zeitung gelesen haben, haben sich typisieren lassen. Das ist der Wahnsinn – ich bedanke mich bei allen“, wird Angelika Kühweidler im Telefonat mit der Redaktion drei Tage später sagen.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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