45. Fortbildungslehrgang für Akkordeonisten in Remscheid
Eine Hochzeit, tolle Kurse und Workshops
Remscheid/Wesseling. Das gab es noch nie! Die Teilnehmer und Dozenten des 45. Fortbildungslehrgangs für Akkordeonisten in Remscheid des Deutschen Harmonika-Verbandes Nordrhein-Westfalen standen Spalier für Norbert und Judith Schneider vom 1. Akkordeon-Orchester Rheinhausen, die nach ihrem Ja-Wort auf dem Standesamt Remscheid mit ihren Akkordeon-Freunden in der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW anstoßen und die Hochzeitstorte teilen wollten.
Zum Sektempfang wurde auch Musik gemacht: Claudia und Inge spielten "Irish Blessing" und "Tanti anni prima" im Akkordeon-Duo, und Martina gratulierte mit "Hallelujah" von Leonard Cohen auf der Steirischen Harmonika. Das waren ganz viele gute Wünsche für den gemeinsamen Lebensweg - mit viel Musik und Gesundheit. Neben der Hochzeit gab es wie immer tolle Kurse und Workshops.
Kurse
Es ist schon Tradition, dass Helmut Quakernack bei seinem Kurs Ensemble Plus am Freitagabend eine Präsentation von Arbeitsergebnissen mit Studenten der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Violine, Oboe, Klarinette, Fagott) macht. Dieses Mal haben sie sich dem Swing gewidmet: Ragtime, Dixie, Swing, Tango, aber auch den Schwingungen, die die Musik in einem auslöst.
Der Kurs "Illumination" von Hans-Günther Kölz war ein ganz besonderer! Es wurden viele Originalkompositionen geprobt: "Music for a Never Made Movie" von Wolfgang Ruß, "Illumination", eine Fantasie unter Verwendung der finnischen Volksweise "Onlin sairas kun luokseni saavuit", und "Concertino" für Solo und Orchester von Hans-Günther Kölz sowie "Peace" von Ian Watson aus dem Repertoire des London Accordion Orchestra. Der Dozent musste besetzungsmäßig etwas improvisieren, weil Norbert und Judith sich am Freitag auf dem Standesamt Remscheid vermählt hatten und einige C3-Teilnehmer parallel am Freitag/Samstag in der Landesmusikakademie NRW in Heek eine Gehörbildungs- und Tonsatz-Prüfung ablegen mussten.
Zum ersten Mal als Dozent beim Fortbildungslehrgang für Akkordeonisten in Remscheid dabei: Jürgen Farkas, musikalischer Leiter beim Akkordeonverein Schönaich und langjähriger Dozent des Osterseminars der Akkordeonjugend Baden-Württemberg im Deutschen Harmonika-Verband. Er führte das teilnehmerstärkste Lehrgangsorchester zu einem veritablen Klangkörper zusammen und beeindruckte bei der Abschlusspräsentation mit einem unterhaltenden Programm von einem interessanten Arrangement von "Morning has broken" von Katja und Stefan Hippe über die Blasorchester-Komposition "Israel Shalom" von Kees Vlak und dem Electric Swing "Musicien" von Moi Et Les Autres mit dem Akkordeonisten Eric Dann bis zu "Love's Theme" von Barry White. Viel Applaus für die Musiker und den Dozenten, der auch viel aus der Lehrgangsarbeit in seiner Moderation berichtete.
Ein gern gesehener Dozent bei den Fortbildungslehrgängen für Akkordeonisten in Remscheid: Gerhard Koschel, der dieses Jahr wieder den Kurs 3 "Gehobenes Orchesterspiel" leitete. Er hatte vorwiegend seine Bearbeitungen klassischer Werke aus verschiedenen Musikepochen mitgebracht: von Johann Sebastian Bach, Henry Purcell, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Jean Sibelius, Louis Vierne, Johann Strauss Junior und Paul Dukas. Außerdem Bearbeitungen neuerer Werke von Arvo Part und Ástor Piazzolla. Daneben wurde auch Originalmusik geprobt: die "Sinfonietta concertante" von Karl-Heinz Wolters, arr. Rudolf Würthner, von 1973 und zwei neue Werke aus dem Repertoire des London Accordion Orchestra Rhapsody von Stuart Hancock und Clowns von Ian Watson. Vier Stücke daraus präsentierte das Lehrgangsorchester beim Abschluss am Samstag.
Vielen Dank an die Reparateure unter Anleitung von Tristan Kindel und Wolfgang Fachmann. Sie helfen den Kursteilnehmern bei kleineren und größeren Wehwehchen ihrer Akkordeons.
Rahmenprogramm
Beim ersten Abend-Workshop begeisterte das Ensemble "con sprituoso" mit Mozart, Bach und Mussorgsky, aber auch mit unterhaltender Musik aus Computerspielen, Fernsehserien und Filmen. Die fünf Musiker haben sich vor zehn Jahren im LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen zusammengefunden.
Seit Jahren bringt Hans-Günther Kölz unter dem Motto „Young Talents“ Studenten des Hohner-Konservatorium Trossingen mit, die einen Abend für die Teilnehmer des Fortbildungslehrgangs Musik machen. Dieses Jahr begeisterten Elvira Besel, Stefan Bauer, Nils Aebersold und Cedric Biamont mit Ensemble-, Solo- und Combo-Vorträgen - von Corelli bis Gorka Hermosa!
Am dritten Abend verzauberte das Trio con abbandono mit Musik verschiedener Genres, meisterhaft gespielt auf Akkordeon, Klarinette und Cello: Klassik, Tango Nuevo, Klezmer, Folk... Damit präsentierten sie ihre ganz neue CD "spingtime". Anne-Lise Atrsaie, Claudia Quakernack und Beate Funk gründeten 2006 das „Trio mit Hingabe“, dessen Name Programm ist.
Am Freitag beeindruckte das LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen mit einem virtuosen Programm: Viel Klassik von Mozart über Tachaikowsky bis Strauß, aber auch die Sinfonietta concertante von Karl-Heinz Wolters im neoklassischen Stil. Die jungen Musiker unter Leitung von Gerhard Koschel freuten sich über viel Applaus und dankten mit zwei Zugaben.
Zum Rahmenprogramm gehörte auch eine Notenausstellung der Verlagsgruppe Amusiko, Heck und Tastenzauber. Tobias Dalhof präsentierte außerdem die Werke des London Accordion Orchestra in seinem Verlagsprogramm in einem Vortrag mit Musikbeispielen im Plenum.
Erfahrungsaustausch Jugendarbeit
Im Anschluss an den 45. Fortbildungslehrgang für Akkordeonisten in Remscheid trafen sich in der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW 13 Vorstände und Jugendleiter aus Nordrhein-Westfalen zum Meinungsaustausch zum wichtigen Thema Jugendarbeit. Jugendleiterin Martina Schubert des Deutschen Harmonika-Verband Nordrhein-Westfalen hatte dazu eingeladen.
Berichtet wurde über positive Projekte "Gemeinsam musizieren mit Quetsch" in Wesseling, Klassenmusizieren mit Melodica in Köln und in St. Tönis sowie "Meet Music" auch mit Kindern anderer Instrumente in Form von Band-Workshops ebenfalls in St. Tönis. Wichtig ist es immer, Auftrittsmöglichkeiten für den Nachwuchs zu schaffen.
Allerdings wurde auch über die Probleme gesprochen: mangelndes Interesse der Grundschulleiter an einer Zusammenarbeit, schlechte Rückmeldungsquote nach Instrumentvorstellung, Vorbehalte gegen Orchesterarbeit bei den Hochschuldozenten, in NRW nur noch Akkordeon-Studium in Detmold und Essen möglich. Positive Erfahrungen wurden mit Ausbildern aus dem Kreis der ambitionierten Laien gemacht. Möglicherweise wären auch Grundschullehrer mit Instrumentalpädagogik als Schwerpunktfach für die Nachwuchsarbeit geeignet.
Nächstes Jahr wird der 20. Wochenend-Workshop "Just for Fun" vom Landesverband Nordrhein-Westfalen veranstaltet. Dort werden auch Anfänger und Kinder mit anderen Instrumenten integriert, es werden tolle musikalische Ergebnisse ohne Druck erzielt. Und die Teilnehmer kommen in der Regel motiviert in die Vereine zurück. Noten stellen die Dozenten auf Anfrage zur Verfügung. Es gibt auch die Möglichkeit der Hospitation.
Projekte der Jugendarbeit werden durch den Landesmusikrat NRW gefördert, wenn es sich um Bildungsmaßnahmen außerhalb des normalen Probenbetriebs handelt. Man strebt im Deutscher Harmonika-Verband eine bessere Zusammenarbeit mit dem Hohner-Konservatorium Trossingen an.
Diese Form des Networking wurde in der Abschlussrunde von allen Teilnehmern begrüßt. Anregungen zu Themen der nächsten Veranstaltung nimmt die Jugendleiterin gerne entgegen...
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