Wesselinger Zahnarzt ehrenamtlich im Einsatz:
"Entwicklungshilfe auf höchstem Niveau"

Dieses Foto zeigt in der Mongolei nahe der russischen Grenze ein „Geer-Camp“. Der nächste Ort heißt „Mörön“, nicht weit entfernt liegt der „Khovsgol See“ - einer der größten Süßwasserseen dieser Welt. Entstanden ist das Bild beim ersten ehrenamtlichen Einsatz des Wesselinger Zahnarztes Dr. Klaus Owin für den „SES“ in Ulaanbaatar. | Foto: Sammlung Owin
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  • Dieses Foto zeigt in der Mongolei nahe der russischen Grenze ein „Geer-Camp“. Der nächste Ort heißt „Mörön“, nicht weit entfernt liegt der „Khovsgol See“ - einer der größten Süßwasserseen dieser Welt. Entstanden ist das Bild beim ersten ehrenamtlichen Einsatz des Wesselinger Zahnarztes Dr. Klaus Owin für den „SES“ in Ulaanbaatar.
  • Foto: Sammlung Owin
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Wesseling - Im äußersten Süden des Westsibirischen Tieflandes liegt
Pawlodar, eine Großstadt im Norden Kasachstans. Die überwiegende
Mehrheit der etwa 320 000 Einwohner sind Russen und Kasachen, aber
auch rund 10 000 Menschen der deutschen Minderheit leben dort.
Pawlodar ist ein Industriezentrum mit Petrochemie, Maschinenbau und
Energieerzeugung.

Hierhin reiste Dr. Klaus Owin in diesem Jahr erneut für "SES", dem
"Senior Experten Service", einer gemeinnützigen GmbH sowie Stiftung
mit Sitz in Bonn. Vom ehrenamtlichen Expertenwissen der SES
profitieren vor allem kleine und mittelständische Unternehmen,
Verwaltungen, Kammern und Wirtschaftsverbände, soziale und
medizinische Einrichtungen sowie Institutionen der Grund- und
Berufsbildung im In- und Ausland.

Zumeist sind es Fach- und Führungskräfte im Ruhestand, die bei ihren
Einsätzen vor Ort ihr Wissen weitergeben, aber gerade in der Medizin
drehe sich das Wissensrad so schnell, dass solche Einsätze von
Rentnern nicht mehr ausgeführt werden könnten, erklärt der Zahnarzt
beim Gespräch mit der Werbekurier-Redaktion in seiner heimischen
Praxis.

Seit 2013 ist der 55-Jährige in ehrenamtlichen Diensten für den SES
unterwegs, leistet "Entwicklungshilfe auf höchstem Niveau", wie er es
selber ausdrückt. Denn das Spezialgebiet des Mediziners ist die
Implantologie: "Es ist eine Wissenvermittlung, wir bringen High Tec in
Schwellenländer", sagt Owin, der in der Stadt am Rhein ehrenamtlich
im Wesselinger Hegering sowie dem örtlichen Rotary Club engagiert
ist. Über Rotary kam auch der Kontakt zu SES, und vor drei Jahren
reiste Owin zum ersten Mal in die Mongolei nach Ulaanbaatar. Im
(Über) Gepäck von zwölf Kilo hatte der Wesselinger ein komplettes
Implantatsystem, also alles, was man braucht, um Implantate zu setzen.

Vor Ort schulte er Zahnärzte darin, Implantate zu setzen: "Man findet
viele Fälle, die man sofort versorgen kann. Denn die zahnmedizinische
Versorgung dort ist mäßig", sagt der Arzt rückblickend. Natürlich
sei klar, wer sich Implantate leisten kann, gehöre zu den
Wohlhabenden: "Und auch nur die habe ich gesehen".

Ein Jahr später war Owin noch einmal in der Mongolei und 2016
schließlich für drei Wochen im rund 5500 Kilometer entfernten
Pawlodar. In einer dortigen Zahnklinik mit 30 Mitarbeitern wurden
gleich vier Ärzte geschult. Vom Land und den Menschen habe er relativ
wenig gesehen, weil er fast nur gearbeitet hat. Und zwar nicht nur am
Behandlungsstuhl, sondern auch in der Administration: "Es gab
keinerlei Patientendokumentation. Das muss man sich vorstellen. Der
Patient wird behandelt, und ein Jahr später weiß kein Mensch, was
gemacht wurde".

Bezahlt werden Implantate und Behandlung vom Patienten selber, denn
eine Kranken- oder Zusatzversicherung gibt es nicht. "Der Patient
kommt und der Arzt sagt einen Preis", so Owin. Zwischen 700 und 800
Euro koste ein Implantat in Kasachstan, in Deutschland zahle man
zwischen 1600 und 3500 Euro - je nach Ausführung. Der
Durchschnittverdienst im Land liege bei 400, 500 Euro, so Owin, dabei
seien die Lebenshaltungskosten auf einem ähnlich hohen Preisniveau
wie im Westen.

SES bezahlt seinen Experten bei ihren Einsätzen das Hotel und den
Dolmetscher. Auf die Aufwandsentschädigung von 15 Euro täglich
verzichtete Owin. Und während der Wesselinger in der Ferne sein
Fachwissen weitergibt, hält Gattin Dr. Reinhild Harhoff daheim die
Stellung in der gemeinsamen Praxis: Auch sie ist Zahnärztin und hat
viel Verständnis sowie Bewunderung für das Engagement ihres Mannes.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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