U 581 liegt in fast 900 Metern Tiefe
Evonik unterstützt Forschungsmission
Wesseling - Das Forschungs-Tauchboot LULA1000 hat einen Fund gemacht, der
Meeresbiologen und Marine-Historiker gleichermaßen begeistern
dürfte: Auf dem Meeresgrund vor der Azoreninsel Pico entdeckte es das
deutsche Unterseeboot U 581, das genau vor 75 Jahren vom Kapitän
versenkt worden und seitdem in der Tiefsee verschollen war. 42
Besatzungsmitglieder hatten damals die Evakuierung überlebt, vier
Mann kamen ums Leben.
Das Schwesterschiff des weltberühmten Film-U-Boots U 96 stellt für
Meeresforscher eine Rarität dar. Dank der Marine-Aufzeichnungen
lässt sich der Zeitpunkt seines Untergangs genau bestimmen: Die
frühen Morgenstunden des 2. Februar 1942. Seitdem lag der 67 Meter
lange und fast 800 Tonnen schwere Bootskörper in zwei Teile
zerbrochen in 870 Metern Tiefe. Anhand des Bewuchses gibt er Forschern
nun wertvolle Hinweise über die Geschwindigkeit biologischer
Entwicklungen in der fast lichtlosen Tiefsee.
Möglich werden diese Erkenntnisse durch eine von Evonik entwickelte
Kuppel aus Plexiglas® am Tauchboot LULA1000. Durch ihr besonderes
Herstellungsverfahren ist die 14 cm dicke Kuppel unter Wasser nahezu
unsichtbar, so dass hochauflösende Videos auch in großer Tiefe ohne
Verzerrungen gedreht werden können. Filipe Mora Porteiro, Direktor
für Meeresfragen der Regionalregierung der Azoren und selbst
Meeresbiologe, war beeindruckt von den ersten Aufnahmen des Wracks:
„Ich bin überrascht von der großen Anzahl und dem schnellen
Wachstum der Korallen.“ Bisher ist kaum erforscht, wie schnell sich
die artenreichen Riffe in der Tiefsee entwickeln.
Der Fund der U 581 ist dem deutschen Entdecker-Ehepaar Kirsten und
Joachim Jakobsen zu verdanken. Sie sind die treibenden Köpfe hinter
der LULA1000, die sich im Besitz der Rebikoff-Niggeler-Stiftung
befindet. Seit 2013 unterstützt Evonik die Forschungsprojekte dieser
Stiftung. Das Ehepaar Jakobsen ist bei Meeresbiologen und
Fernsehstationen auf der ganzen Welt ein gesuchter Ansprechpartner
für Video-Aufnahmen aus der Tiefsee. Mit den Recherchen zu U 581
begannen sie vor einigen Jahren - einen ersten Treffer vermuteten sie
im vergangenen Herbst. Anhand der Bilder konnte inzwischen belegt
werden, dass es sich um U 581 handelt. Mittels moderner Lichttechnik
will die Stiftung weitere hoch aufgelöste Aufnahmen machen. Aus
diesen soll ein 3-D-Modell des Schiffes erstellt werden. Geplant ist
zudem eine TV-Dokumentation über die Geschichte und den
wissenschaftlichen Wert des gesunkenen Kriegsschiffes.
Die U 581 operierte wie die baugleiche U 96 („Das Boot“) von St.
Nazaire in Frankreich aus. In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1942
sollte U 581 gemeinsam mit einem anderen deutschen U-Boot den
britischen Truppentransporter „Llanggibby Castle“ versenken, der
beschädigt den Hafen Horta auf der Azoreninsel Faial verlassen
musste. Doch U 581 wurde von einem britischen Zerstörer entdeckt und
vor der Nachbarinsel Pico von einer Wasserbombe getroffen. Der
Kommandant gab Befehl zum Auftauchen und ließ an der
Wasseroberfläche die Ventile öffnen, um das Schiff zu versenken. 41
Besatzungsmitglieder gerieten in britische Kriegsgefangenschaft, vier
wurden von einer wohl irrtümlich noch abgeworfenen Wasserbombe
getötet. Ein Mann gelang nach fünf Stunden schwimmend an Land.
Die Ereignisse waren von Deutschen und Briten dokumentiert worden.
Unklarheit bestand über die genaue Untergangsstelle, zudem
erschwerten die Tiefsee-Bedingungen eine Ortung. Mit Genehmigung der
portugiesischen Behörden nahm das Ehepaar Jakobsen im Frühjahr 2016
unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Suche auf. Per Sonar machten
sie sich ein Bild vom Meeresboden im infrage kommenden Gebiet zwischen
den Azoreninseln. Anschließend begannen sie mit Tauchfahrten mit der
LULA1000. Fündig wurden sie am 13. September 2016. Anhand der Lage
und der klar zu erkennenden Baureihe des U-Boots (VII C) konnte U 581
im Anschluss mit großer Sicherheit bestimmt werden. Nach Möglichkeit
soll nun noch die für alle U-Boote typische Zeichnung am Turm
freigeblasen werden, um ein vollkommen unverwechselbares
Identifikations-Merkmal zu haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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