Kölner Akkordeon-Duo begeisterte im Rheinforum
Fantastische Melodien
Wesseling. Der international bekannte Virtuose am Bajan Alexander Pankov war sichtlich angetan, dass er mit seiner Partnerin Olga Belyaeva, Akkordeon, wieder ein Konzert geben konnte, das Konzert war ursprünglich für April geplant. Und noch mehr freute er sich darüber, dass fast 80 Besucher ins Rheinforum gekommen waren. Die Stadt Wesseling hatte dem musikforum Wesseling e.V. diese tolle und schon für Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen erprobte Lokation zur Verfügung gestellt; das Rathausfoyer, in dem die Eichholzer Schlosskonzerte seit der Übernahme des Schloss-Areals durch die Gezeiten-Klinik ihre Heimat gefunden hatten, ist dafür weniger geeignet.
Normalerweise gibt Alexander Pankov Solo-Konzerte mit vorwiegend klassischer Musik - und dann werden ihm immer zwei Fragen gestellt: Warum spielen Sie nicht Akkordeonmusik? Warum spielen Sie nicht russische Musik? Und so hatte er das Programm für Wesseling zusammengestellt: die erste Hälfte enthielt verschiedenartige Kompositionen für Akkordeon - mit viel Musette und Tango - und in der zweiten Hälfte widmete sich das Duo der russischen Musik mit vielen Volksweisen ihrer Heimat. Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Programm, das auch etwas nostalgisch an große Zeiten der Akkordeonszene erinnerte.
Die beiden Weltmusiker verzauberten mit ihren Interpretationen von beschwingten Musette-Walzern wie "Nostalgie" von Jurij Peschkov, "A la Parisienne" von Luigi Rattagi und "Jean-Pierre Noel" von Fernando Fantini, von variantenreichen Tango-Arrangements wie "Love Smiles" von Pietro Frosini, "Champagnertango" von Alberto Lucchesi und den wohl bekanntesten Tango Nuevo von Astor Piazzolla, den "Libertango". Zwei Abstecher nach Spanien gab es mit dem Paso doble "La Plaza de Granada" der Franzosen Mady Helbert und Maurice Larcange und dem "Valse espagnole" des Schweizer Komponisten Renato Bui. Ein Highlight der ersten Hälfte war von Walerij Serebrianikov das "Konzerttriptychon über jüdische Themen: Ringtanz - Wiegenlied - Shalom aleichem", bekannte Klezmer-Melodien in ungewöhnlichem Gewand.
Nach dem ruhigen und traurigen Auftakt mit "Kalinuschka" von Iwan Panizkij, arrangiert von Nikolai Ischenko, folgten von Anatolij Schalaew "Na gore-to kalina", Variationen über ein russisches Lied, und von Iwan Panizkij "Variationen über zwei russische Lieder". Ein in Russland sehr bekanntes Werk für Orchester mit Volksinstrumenten und Bajan-Solo ist von Sergej Koniaev das "Konzertstück für Akkordeon und Orchester" - Olga Belyaeva brillierte darin als Solistin begleitet von Alexander Pankov als "Orchester", der auch das Arrangement geschrieben hat. Nach einem ebenfalls sehr wirkungsvollen Werk von Alexander Kortschewoj "Introduktion und Moldawischer Tanz" gab es etwas Filmmusik von Maurice Jarre aus "Doktor Schiwago": "Laras Theme" ist eigentlich keine russische Musik, aber wohlbekannt! Gut gewählt als Finale das Potpourri "Reise um die Welt" von Alexander Tsygankov, das auf dem Roten Platz in Moskau startete und endete und viele bekannte Melodien in sich vereinte, zum Beispiel die finnische "Säkkijärven Polkka", der "Czardas" von Monti, die "Lerche" von Grigoras Dinicu. Das ursprünglich für die in Wuppertal gegründeten Wolga-Virtuosen geschriebene Werk hatte Alexander Pankov wieder den beiden Musikern auf den Leib arrangiert.
Alexander Pankov studierte Bajan an den Musikhochschulen Novosibirsk und Köln. Er engagiert sich als Solo-Interpret klassischer Transkriptionen und Originalwerke für Bajan, ist gefragter Solist in verschiedenen Ensembles und Orchestern sowie Studio- und Rundfunkmusiker. Außerdem ist er als Bühnenmusiker für Theater, Musical und Chanson tätig. Olga Belyaeva studierte ebenfalls an den Musikhochschulen Novosibirsk und Köln. Sie arbeitet mit diversen Theatern, Opernhäusern und Orchestern zusammen. Im Rahmen ihrer pädagogischen Tätigkeit führt sie die Akkordeonklasse in der Musikschule der Stadt Sprockhövel. Seit 2006 leitet sie außerdem das Akkordeon-Orchester Köln-Deutz.
Das begeisterte Publikum verlangte nach einer Zugabe - und die bekam es auch mit "Flick-Flack" von Albert Vossen - ein Akkordeon-Standard, den die beiden auswendig präsentierten. Sowohl die Musikalität als auch die Technik und Virtuosität beeindruckte. Ludger Strobel freute sich über eine gelungene Premiere im Rheinforum und kündigte den nächsten Termin am 11. Dezember an mit "Musikalischen Kostbarkeiten" für Flöte, Klarinette und Fagott.
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.