"Gang des Gedenkens"
Gedenken der Opfer

Mit Abstand, ohne Öffentlichkeit: Der „Gang des Gedenkens“ fand im 21. Jahr seines Bestehens mit einer Andacht am Mahnmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wegen der Pandemie war es anders nicht möglich. | Foto: Stadt Wesseling
  • Mit Abstand, ohne Öffentlichkeit: Der „Gang des Gedenkens“ fand im 21. Jahr seines Bestehens mit einer Andacht am Mahnmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wegen der Pandemie war es anders nicht möglich.
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Wesseling - (red) „Wir haben uns heute im ehemaligen Zentrum jüdischen Lebens
in Wesseling versammelt. Es ist der Platz, an dem seit 1822 die kleine
Synagoge stand, das jüdische Gotteshaus, das vor 82 Jahren, am 10.
November 1938 angezündet wurde und niederbrannte. Auch die
umliegenden Wohnhäuser, die in jüdischem Besitz waren, wurden
geplündert, zerstört oder unbewohnbar gemacht.“

Coronabedingt konnte in diesem Jahr der Gang des Gedenkens in
Wesseling nicht stattfinden, aber die am Gang beteiligten
Organisationen – die evangelische sowie die katholische und die
griechisch-orthodoxe Kirche, vertreten durch Diakon Hermann Schiefen,
Pfarrer Gerd Veith und Vater Athanasius, die Stadt, vertreten durch
Bürgermeister Erwin Esser und den Orts- und Heimatkundeverein,
vertreten durch Ilse Schellschmidt – wollten nicht auf ein mahnendes
Gedenken verzichten.

Am Platz der alten Synagoge in Wesseling, Am Markt/Kölner Straße
trafen sich die fünf in Absprache mit den Behörden und unter
Beachtung der Hygieneregeln und Ilse Schellschmidt hielt wie jedes
Jahr die kurze Ansprache und verlas am Schluss die Namen der 21
Wesselingerinnen und Wesselinger, von denen man weiß, dass sie in
Ausschwitz, Theresienstadt, Buchenwald, Flossenburg und Riga ermordet
wurden: Hannelore, Josef, Karoline und Kurt Cahn; Helene, Lina und
Walter Koppel; Dora, Johanna und Julie Meyer; Rosalie Marx, Jenny
Meier Hanni, Alfred und Alfred Wolff, Hermann, Jakob und Sabina Wolff
sowie Elise Moses und Adolf, Helene sowie Regina Voss und Max Moses.

In ihrer Ansprache berichtete Schellschmidt auch über die Aussagen
von Augenzeugen, die sagten, dass in Wesseling der Einkauf in
jüdischen Geschäften boykottiert wurde und es nicht mehr erlaubt
war, jüdische Handwerker zu beschäftigen. Auch aus Vereinen wurden
jüdische Mitbürger ausgeschlossen. Reisepässe verloren ihre
Gültigkeit.

Nach der Pogromnacht am 9./10. November 1938 waren die jüdischen
Mitbürger Wesselings endgültig aus dem öffentlichen Leben
ausgeschaltet und wirtschaftlich ruiniert, denn an den Erwerb des
Lebensunterhalts war von nun an nicht mehr zu denken.

Es kam zu Grundstücksverkäufen, zahlreiche Wesselinger jüdischen
Glaubens verließen unter diesem Druck unsere Stadt und zogen
gezwungener maßen in die sogenannten Judenhäuser in Köln, wo sie
ghettoisiert wurden. Die Heimat war für diese Mitbürger zum
Feindesland geworden.

Nach 1941 war nicht mehr die Vertreibung der Juden aus Deutschland das
Ziel der Nationalsozialisten; es begann die letzte Phase: die
Vernichtung durch kaltblütigen Mord oder die Deportation in die
Konzentrationslager.

Die jüdische Gemeinde Wesselings existierte nicht mehr.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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