R(h)einJazz in Wesseling
Herting und Akhondy verbinden Musikkulturen
Wesseling - Nein, dafür schämt er sich nicht. „Warum auch?“, sagt Mike
Herting angesprochen auf sein Jahr als musikalischer Leiter bei der
ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. „Die haben
mich angerufen und gesagt, Du arbeitest mit den besten 100 Sängern
von Deutschland“, erinnert sich Herting im Gespräch mit der
Redaktion. Dennoch: „Ich war der falsche Mann“, sagt er, denn er
verteidigte die jungen Leute gegen den Chefjuror und schmiss die
Journalisten vom Boulevard bei den Proben raus.
„Mike Herting (* 1954 in Köln) ist ein deutscher Jazz-Pianist,
Bandleader und Arrangeur“: So kann man es bei Wikipedia nachlesen.
Aber nicht nur das, Mike Herting ist auch Wesselinger.
Der kleine Mike war ein Jahr alt, als die Familie nach Keldenich zog,
und zwar in die Lehrerwohnung in der Schillerschule, denn dort
unterrichtete seine Mutter. Der Vater war Rektor an einer Sonderschule
in Brühl, und das war praktisch, denn als Mike zum Gymnasiumbesuch
nach Brühl musste – in Wesseling gab es noch keins – konnte der
Papa den Sohnemann und seine beiden Schwestern immer mitnehmen.
Nach dem Abitur studierte Herting an der Kölner Musikhochschule
Schulmusik, Komposition und Klavier, welches er zu spielen im Alter
von fünf Jahren von seiner Großmutter lernte. Die Mama war nicht so
Recht mit der Berufswahl ihres Sohnes einverstanden, doch der Vater
sagte, lass den Jungen mal machen, der macht sowieso, was er will.
„Das schöne ist, wenn man jung ist, ist einem das ziemlich egal mit
der brotlosen Kunst“, sagt Mike Herting.
Aber ganz so brotlos sollte es nicht für den talentierten jungen
Musiker laufen, denn Herting landete unter anderem mit dem von ihm
produzierten Song „New York - Rio - Tokio“ einen Welthit, und auch
das das Album „Shilly Shally“ von der Fritz Brause Band war
äußerst erfolgreich.
Dazu kommt seine Arbeit bei der WDR-Bigband als Dirigent, Arrangeur
und Komponist und natürlich sein großes Herzensprojekt, das von ihm
gegründete „Global Music Orchestra“.
2007 bei der Ruhr-Trienale lernte er die iranische Künsterlin Maryam
Akhondy kennen. Herting hatte als Kurator die Aufgabe, Künstler, die
nicht aus Deutschland sind, auf die Bühne zu bringen, wo sie ein
deutsches Volkslied zusätzlich zur eigenen Musik interpretieren
sollten. „Mayriam war die Beste“, so Herting. Sie verwob „Ich
habe die Nacht geträumt“ mit einem persischen Schlaf- und
Kinderlied.
Er engagierte die Sängerin, die in ihrem Land nicht auftreten darf,
später für den deutschen Hörbuchpreis, dort entstand die Idee,
gemeinsam etwas zu machen. Vor einem Jahr fingen die beiden Musiker
an, das Programm zu erarbeiten. Thematisch geht es darum, persische
sowie deutsche Volksmusik miteinander zu verweben, und das durchaus
auch unter dem Einfluss des Jazz: „Aber nicht nur“, erklärt der
62-Jährige, der zugibt, dass wenn er und Mayriam zusammen spielen, es
„wie ein Rausch“ sei. Dabei kommt auch viel Improvisation zum
Tragen, denn diese sei wichtig in der iranischen Musik
Kommenden Samstag, 11. März, werden Maryam Akhondy und Mike Herting
im Rahmen von R(h)einJazz im Rheinforum, Kölner Straße 42,
auftreten. Neugierig und respektvoll nähern sie sich der Musikkultur
des jeweils anderen, suchen Verbindendes und lassen Neues daraus
entstehen. Stilistisch ist das alles angesiedelt im weiten Feld
zwischen Jazz, Tasnif (iranische Kunstmusik) und deutschem Volkslied.
Wie Herting und Akhondy das mit viel Verve und Experimentierfreude
improvisatorisch verquicken, ist äußerst kurzweilig, häufig
überraschend und fürs Publikum spannend mitzuerleben.
Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 15 Euro. Karten gibt es
im Vorverkauf in Wesseling an den bekannten Vvk-Stellen und an der
Info im Rathaus.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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