Kostenlose Operationen
Hilfe für Verbrennungsopfer
Wesseling - Hekmathullah (9) und Naqibullah (10), zwei kleine Jungen aus
Afghanistan, leiden unter den Folgen großflächiger
Hautverbrennungen. Beide haben ausgedehnte Vernarbungen an Armen,
Handrücken und –innenflächen, Hals und Brustbereich. Sie können
teilweise weder Arme anheben, ihren Kopf nicht drehen oder heben –
und mit den Fingern nicht mehr greifen. Starke Verbrennungen haben die
Verstümmelungen verursacht, die in ihrem Heimatland Afghanistan nicht
ausreichend versorgt werden konnten.
Seit nun fast einem dreiviertel Jahr werden die beiden vom Chefarzt
der Plastischen Chirurgie des Dreifaltigkeits-Krankenhauses in
Wesseling, Dr. med. Dirk Frank Richter, und seinem Team intensiv
medizinisch betreut.
Im August letzten Jahres holte die Hilfsorganisation Friedensdorf
International die beiden Kinder nach Deutschland, um diese am
Dreifaltigkeits-Krankenhaus behandeln zu lassen. Richter, Facharzt
für Plastische und Ästhetische Chirurgie und designierter Präsident
des weltweit größten Verbands plastischer Chirurgen (International
Society of Aesthetic Plastic Surgery, kurz ISAPS), führte mit der
Oberärztin Dr. Nina Schwaiger einige mehrstündige, schwierige
Eingriffe durch, bei der unter anderem umfangreiche Hautverpflanzungen
vorgenommen werden mussten. Besonders herausfordernd war die
Behandlung des 9-jährigen Hekmatullah. Der zierliche Junge mit den
großen braunen Augen zog sich 2015 massive Verbrennungen durch
kochend heißes Öl an Schlund, Hals und Nacken zu. Bei ihm musste in
mehreren komplizierten Operationen die tiefen Verbrennungsnarben bis
zu den Gelenken gelöst und durch große Hauttransplantationen wieder
verschlossen werden.
„Sämtliche Operationen sind zu unserer Zufriedenheit verlaufen –
und die Kinder konnten rasch gute Fortschritte machen.“, erklärt
Schwaiger.
In den letzten zehn Jahren konnten Richter und sein Team etwa 20
Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren operieren.
Die Verletzungen der Kinder stellen dabei auch erfahrene Mediziner
mitunter vor große Herausforderungen. Viele der Kinder hatten zuvor
ein von Schmerzen und körperlichen Einschränkungen geprägtes Leben.
Sie litten unter großflächigen Verbrennungen der oberen und
mittleren Hautschichten; ihre Wunden waren schlecht oder falsch
zusammen gewachsen. Ausgeprägt verhärtetes Narbengewebe schränkt
sie in ihren Bewegungen stark ein. So konnte Hekmatullah beispielweise
seinen Kopf nicht mehr drehen; zudem waren seine Mundwinkel stark nach
unten gezogen, Essen und Trinken bereiteten ihm große
Schwierigkeiten.
Mithilfe der im Dreifaltigkeits-Krankenhaus durchgeführten
Operationen konnten Narbenverwachsungen gelöst, Hände rekonstruiert
und Gewebeverpflanzungen vorgenommen werden.
Sämtliche Eingriffe finden auf höchstem technischem Niveau statt.
„Hekmathullah und Naqibullah waren anfangs durch ihre Erlebnisse
verschüchtert und in sich gekehrt“, erzählt Richter. „Aber sie
haben rasch Vertrauen gefasst und sich gut bei uns eingelebt. Wir
freuen uns sehr, dass wir den beiden so gut helfen konnten.
Damit haben sie eine Chance auf ein weitgehend schmerzfreies und
selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat.“ Naqibullah konnte bereits
Ende Februar überglücklich zu seiner Familie zurückkehren, der
kleine Hekmathullah wurde Ende April aus dem
Dreifaltigkeits-Krankenhaus entlassen und erholt sich aktuell im
Friedensdorf International in Dinslaken, bevor auch er im Sommer zu
seiner Familie zurückkehrt.
Die Behandlungskosten der Kinder, die in Wesseling operiert werden,
trägt das Dreifaltigkeits-Krankenhaus; Dr. Richter und sein Team
verzichten zusätzlich auf ihr Honorar.
Dabei kann ein Krankenhausaufenthalt bis zu sechs Wochen dauern; je
nach Komplexität und Verletzungsgrad müssen manche Kinder mit drei
größeren Krankenhausaufenthalten rechnen.
Für Unterbringung und Versorgung vor und nach dem
Krankenhausaufenthalt sorgt das Friedensdorf International in
Dinslaken gemeinsam mit seinen ehrenamtlichen Helfern, bevor die
Kinder nach ihrer Genesung zu ihren Familien zurückkehren.
Tief beeindruckt zeigt sich Richter im Übrigen von der
Hilfsbereitschaft der Wesselinger Bürgerinnen und Bürger. Kleine und
große Aufmerksamkeiten, wie Kuscheltiere und Spiele, erleichtern den
Kindern, oft Wochen oder Monate von Eltern, Geschwistern und dem
gewohnten Umfeld getrennt, die Zeit im Krankenhaus. „Sogar
Deutschunterricht hat es schon gegeben, damit die kleinen Patienten
sich auf unserer Krankenstation besser verständigen können.“,
erinnert sich Richter an das großzügige Angebot einiger engagierter
Wesselinger Bürgerinnen und Bürger.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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