Projekte aus der Wesseling-Gruppe
Hilfsbereitschaft in Corona-Zeiten
Wesseling. In der vor über zehn Jahren gegründeten Städtegruppe Wesseling auf Facebook treffen sich mittlerweile virtuell über 14.000 Mitglieder. Dies ist in Zeiten von Corona noch wichtiger - da ja reale Kontakte zur Eindämmung des Virus vermieden werden sollen. Aus der Gruppenbeschreibung: "Diese Gruppe ist offen für alle – egal, wo ihr herkommt oder hingeht. Was ihr seid oder noch werden wollt. Wer am Leben in dieser Stadt am Rhein interessiert sind, der kann sich beteiligen oder auch nur lesen. Und wir freuen uns auf Ankündigungen von Veranstaltungen, interessante Zeitungsberichte, Fotos von heute oder von früher, Videos, Berichte aus den Vereinen... Alles aus Wesseling und um Wesseling herum, was dazu beitragen kann, dass wir uns mehr zusammengehörig fühlen! Stichwort 'Community'."
Nach den ersten Informationen zu Corona-Fällen in Heinsberg und den Appellen #WirBleibenZuhause kamen viele Beiträge der Hilfsbereitschaft: für Senioren und Risikogruppen einkaufen oder Medikamente besorgen, Hunde Gassi führen, auf Kinder aufpassen. Leider eignen sich virtuelle Angebote nicht so gut, denn in der Regel sind sie zwar auf Facebook sehr erfolgreich, weil sie viele positive Reaktionen und bestätigende Kommentare bekommen, aber die Hilfsbedürftigen werden nicht erreicht oder melden sich darauf nicht. Es wurde daraufhin eine Übersicht in einem Dokument "Corona-Hilfsangebote für Senioren" zusammengestellt mit Ansprechpartnern und ihren Telefonnummern. Danach entstand die Information zum bürgerschaftlichen Engagement auf der Seite der Stadt Wesseling.
Ein großartiges Beispiel der Hilfsbereitschaft ist die Nähgruppe "Wir nähen für Wesseling", die sich aufgrund eines Beitrags in der Wesseling-Gruppe mit der Information zu einer Nähinitiative von Mund-Nase-Masken in Potsdam auf Facebook am 22. März 2020 organisierte - mit 20 Näherinnen, Qualitätssicherung, Stoff- und Masken-Taxi Beate Schultz und Joanna Cwielag, unterstützt durch allgemeine Organisation und Verwaltung, Koordination von Spenden, Materialdisposition... Die Mitglieder machen alles unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Genäht werden Behelfsmasken mit Draht zum Binden, wie sie vom Krankenhaus benötigt werden und wie sie die Ärzte, z.B. Dr. Stephan Rodtmann, empfehlen.
Stoffspenden - nur Neuware, 100 % Baumwolle - können beim Waschsalon Willems abgegeben werden, Andrea Eßer sorgt für die nähfertige Aufbereitung durch 90 Grad Wäsche und 150 Grad Heißmangel. Große Spenden sind von der Schneiderin Carine Röhling De Grave, Sabine Kemper vom Mertener Scheunenlädchen Begeistern, von Jutta Schulte von Juttas Suppenküche e.V. sowie von den Maltesern eingegangen. Und die Feuerwehr unterstützt bei der Verteilung an professionelle Pflegekräfte. Dort wird vorher für die hygienische Aufbereitung der fertigen Masken gesorgt durch Waschen mit einem speziellen Hygiene-Programm.
Oliver Koch lobt: "Ich möchte Euch, auch im Namen des Leiters der Feuerwehr Wesseling André Bach, meine Hochachtung und meine Anerkennung für die bisher geleistete tolle Arbeit zum Ausdruck bringen. Dank Eurer Hilfe konnten unter anderem das Wesselinger Krankenhaus, die Dialyse im Nierenzentrum Wesseling/Brühl, die Seniorenheime, Pflegedienste... mit Mund-Nasen-Masken ausgestattet werden. So konnte dort ein gewisser Druck, der auf allen wegen der Versorgungsengpässe lag, genommen werden. Es kommen immer noch Anfragen von karitativen Einrichtungen und Organisationen nach Euren toll genähten Behelfsmasken. Daher würden wir uns freuen, wenn Ihr weiterhin unser Gesundheitssystem unterstützen würdet."
Am 17. April wurde eine Schallgrenze überschritten: Insgesamt konnten 1.000 Masken eingesammelt werden, damit sie von der Feuerwehr an Pflegekräfte weiterverteilt werden können. Allein das Dreifaltigkeitskrankenhaus hat inzwischen 500 Behelfsmasken bekommen. Aufgrund von Fluktuation - Krankheit oder auch höherer Zeitaufwand in Beruf und Familie durch die Corona-Lockerungen - können sich gerne weitere Näherinnen bei Anita Brandtstäter melden.
Und eine weitere Idee stieß in der Wesseling-Gruppe auf Begeisterung, insbesondere der Mediziner: das Corona Schutzvisier. In einem Video des Städtischen Klinikums Görlitz findet man die Anleitung zum Nachbauen. Daraufhin hat sich Bastian Theisen gemeldet, dass er mit seinem 3D-Drucker das Gestell dafür drucken könnte. Es wurde der Kontakt zu Dr. Stephan Rodtmann vermittelt. Am 6. April konnte er vermelden: "Die ersten 100 sind gedruckt, 70 Stück wurden eben bei der Feuerwehr vorbei gebracht! Weitere folgen in den nächsten Tagen, der Drucker ist seit acht Tagen tagsüber im Dauereinsatz. Aktuell bin ich dabei, die Druckzeit zu optimieren, um die Ausbringung zu vergrößern. Habe mit 10 pro Tag angefangen und bin jetzt bei über 20 pro Tag. Es gab auch Rückschläge und Fehldrucke durch den Dauerbetrieb mit hoher Druckgeschwindigkeit, die wieder eine neue zeitaufwendige Kalibrierung erforderlich machten." Der Bedarf von 200 Schutzschilden von der Feuerwehr konnte aber so gedeckt werden.
Allen, die sich für Wesseling, für Hilfsbedürftige, für Pflegekräfte und für die Feuerwehr in dieser schwierigen Zeit engagieren, ganz herzlichen Dank.
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