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13. World Music Festival des Deutschen Harmonika-Verbandes
Innsbruck – ein Mekka der Akkordeonmusik

Standing Ovations für das Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler unter Leitung von Thomas Bauer beim Galakonzert im Saal Tirol.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Standing Ovations für das Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler unter Leitung von Thomas Bauer beim Galakonzert im Saal Tirol.
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Innsbruck/Wesseling. Einen alles umfassenden Artikel über das 13. World Music Festival des Deutschen Harmonika-Verbandes in Innsbruck zu schreiben ist schlicht nicht möglich. Jeder nimmt persönliche Eindrücke mit – denn bei den Wertungsspielen musste man sich alle halbe Stunde jedes Mal neu entscheiden, was man gerne hören möchte, ggf. zwischen den beiden Lokationen Congress Innsbruck und Messe Innsbruck pendeln. Und auch an den beiden Konzertabenden gab es ein reichhaltiges Programm mit vielen attraktiven Alternativangeboten – für jeden etwas dabei. Toll war es, dass dieses Mal das Programmheft digital frühzeitig auf der DHV-Seite veröffentlicht wurde, so dass man schon zu Hause planen konnte. Auf jeden Fall ist Innsbruck für jeden Akkordeonfreund ein „Mekka der Akkordeonmusik“!

Am Donnerstag war für die Teilnehmer und Gäste die Anreise. Viele waren per Bus auf dem Weg und nahmen teils Anfahrten von über 12 Stunden auf sich, um nach Innsbruck zu kommen. Am langen Christi-Himmelfahrts-Wochenende war starker Reiseverkehr. Parallel wurde im Foyer des Congress Innsbruck eifrig gewerkelt, und die Aussteller bauten auf: Akkordeon-Service-Center Zimmermann, Akkordeonwerkstatt Meisterbetrieb Zöllner, Donner Akkordeon, HDSmusic-System, Hohner Musikinstrumente GmbH, Musikinstrumente Munda, Musik Meyer GmbH, Pigini, Scandalli Accordions s.r.l., Totter Midi d.o.o., Victoria Accordions, Amusiko Musikverlag, Musikverlag Holzschuh, Musikversand und Verlagsgruppe Notenwunderland und Jetelina Akkordeonmusik, Quadrifolio Musikverlag GbR, Zillertal Noten, fortes medien GmbH, Wolfgang Jacobi, Hohner Konservatorium Trossingen und Mannheimer Versicherung. Das Deutsche Harmonikamuseum hatte im ersten Stock besonders interessante Stücke der Sonderausstellung „Wer musiziert hat mehr vom Leben – die Akkordeon-Orchester-Bewegung“ ausgestellt, vor 100 Jahren begonnen und insbesondere mit dem Namen Hermann Schittenhelm verbunden. Die Aussteller bestritten während des Festivals ein Bühnenprogramm in der Orangerie. Eine weitere Wahlmöglichkeit! Außerdem gab es am Donnerstag eine Vorsprechung für die Juroren, die nach Sälen organisiert waren. Jury 1 im Saal Tirol: Prof. Bogdan Dowlasz, Polen, Johannes Baumann, Hans Barten, Niederlande, Ladislav Horak, Tschechien, Heidrun Neugebauer; Jury 2 im Forum 2: Hedy Stark Fussnegger, Volker Gerlich, Dr. Jörg Mehren, Lutz Stark; Jury 3 im Forum 1: Wolfgang Ruß, Fabian Dobler, Christine Fischer-Fahs, Werner Osten; Jury 4 im Saal Innsbruck: Kimmo Mattila, Finnland, Gerhard Koschel, Alfred Melichar, Österreich; Jury 5 im Messesaal: Mirco Patarini, Italien, Alma Flammersberger, Werner Glutsch, Jörgen Sundeqvist, Schweden; Jury 6: Andreas Nebl, Kathrin Gass, Konstantin Ischenko, Russland.

Um 9 Uhr starteten am Freitag die Wertungsspiele des World Music Festivals parallel sowohl im Congress Innsbruck als auch in der Messe Innsbruck – im Schwerpunkt für Akkordeonorchester und -ensembles aller Stufen, Erwachsene, Jugend, Schüler und Hobby/Senioren. Alle waren bestens vorbereitet und präsentierten tolle Akkordeonmusik aller Couleur. Ein Fest für unser tolles Instrument, das Akkordeon! Da war unterhaltene Musik dabei wie der „Tango appassionado“ von Thomas Ott oder die „Discovery Suite“ von Jan de Haan. Es gab „Klassiker“ der anspruchsvollen Orchesterliteratur zu hören wie die "Werziaden", „Varianten“, „Bagatellen“ , das „Divertimento“ von Fritz Dobler, die "Sinfonische Suite" von Wolfgang Jacobi, die "Sinfonietta Dramatika" von Stefan Divjakovic, die „Ballett-Suite“ von Hans Brehme, "Partita Piccola" von Jindrich Feld, "Aus den vier Winden" von Fritz Stege, „Kontraste“ und „Reisebilder vom Balkan“ von Hans Boll, „Dalmatinische Tänze“ von Adolf Götz, „City Moments“ von Hans-Günther Kölz. Die mutigeren Orchesterleiter trauten sich an jüngere Kompositionen heran wie "Six", „Clowns“, „2012“ und „Peace“ von Ian Watson, „Einimegajuma“ von Thomas Bauer, „Das Gewand des Engels“, „Reise nach...“, „Walther Momente“ und "Die Versuchung des heiligen Antonius" von Stefan Hippe, „Rhapsody“ von Stuart Hancock, „Tetraeder“ von Hans-Günther Kölz, "Metropolitan Suite" von Adolf Götz, "Transsylvania Forte"  von Helmut Quakernack, „Music for a Never Made Movie“ von Wolfgang Ruß, „Pantheor“ von Tobias Dalhof, „Vibrationen“ von Philipp Haag... Es gab sogar Uraufführungen wie „Dunkler Schatten“ von Stefan Hippe, „Black Mountain“ von Ian Watson, „Walzerträume 2018“ von Fritz Dobler, „Sightseeing“ von Kai Armbruster, „Harmony Cars“ von Helmut Quakernack. Aufgeführt wurden außerdem virtuose Werke der klassischen Musik, zum Teil in neuen Bearbeitungen, wie die "Sinfonie III d-Moll" von Anton Bruckner, die "Sinfonischen Tänze Op. 45" von Sergei Rachmaninov. „The Rite of Spring“ von Igor Stravinsky, „Capriccio Espagnol“ von Rimsky-Korsakov, die "Sinfonie Nr. 10" von Dmitri Shostakovich, das "Orgelkonzert A-moll nach Vivaldi" von Johann Sebastian Bach...

Es war eine Freude, die Jugend und Schüler (bis 16 Jahre) bei den Akkordeonorchestern zu hören. Akkordeon Brittnau aus der Schweiz kam mit einem Riesen-Schülerorchester unter Yvonne Glur auf die Bühne, in dem auch die Jüngsten integriert wurden. Das Junior Accora Orchestra, ebenfalls ein Schülerorchester, aus Irland unter Yvonne Chilton spielte die „Suite Contraire“ von Hermann Illenberger auswendig! Das Jugendorchester HaWie unter Beate Brenner startete bei den Jugendorchestern, obwohl bis auf drei Spieler alle unter 16 waren. Im Rahmen des Festivals gab es außerdem einen Wettbewerb in der Steirischen Harmonika für Jugendliche und Wertungsspiele Mundharmonika, ebenfalls für Schüler und Jugendliche.

Zwei Orchester traten in der Kategorie Senioren/Hobby an. Akkordissimo des Akkordeon-Orchesters Wiesbaden unter Stefanie Hazenbiller ergänzte ihren Klangkörper mit jungen Spielern. Die G'Oldies des Ersten Kölner Akkordeon-Orchesters unter Winfried Haushalter haben dagegen ein Durchnittsalter von über 69 Jahren.

Der Eröffnungsabend im Congress Innsbruck begann traditionell mit Accordion Masters. Studenten der Hohner Konservatoriums Trossingen spielten im Saal Brüssel! Zu Beginn und zum Abschluss das Quartett Four for Art mit Haydn bzw. das Trio Music' a Tre mit einem Tango von Gorka Hermosa, Manuela Glock und Vanja Circovic glänzten als Solistinnen mit "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky und der Disco-Toccata von Petri Makkonen. Die „Cinque miniature“ von Andrea Sordano für Akkordeon und Saxophon ist ein preisgekröntes Werk des Wolfgang-Jacobi-Kompositionswettbewerbs 2019.
Der Eröffnungsabend wurde dann offiziell im Saal Tirol durch Präsident Jochen Haußmann und Geschäftsführerin Cornelia Probst auf Deutsch und Englisch eröffnet. Das Gala-Konzert wurde vom Sieger 2016 bestritten, dem Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler unter Leitung von Thomas Bauer: er hatte seine Arrangements der „Fantasy on 'I've got Rhythm'“ von George Gershwin, von Szenen aus „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck und der „Star Wats Suite“ von John Williams vorbereitet. Standing Ovations. Nach einer Pause ging es dann mit „Zugaben“ weiter – das waren Highlights der Akkordeonorchester-Literatur: Klassik-Arrangements von Berlioz, Johann Strauß, Beethoven und Resphigi, virtuose Unterhaltungsmusik von Leroy Anderson, aus dem Spiel "Pokemon", dem Film „Die glorreichen Sieben“ und dem Ballett „Estancia“ und beliebte Originalkompositionen von Philipp Haag und Hans-Günther Kölz, dargeboten von einem Gemeinschaftsorchester des Akkordeon-Landesjugendorchesters Baden-Württemberg und des Seminarorchesters des Hohner Konservatoriums unter Stefan Hippe. Ebenfalls standing Ovations.
Im Saal Dogana gastierte parallel die Guardia Nueva aus Finnland mit Tango und Unterhaltungsmusik. Ein geniales Konzert gab es in der Orangerie mit dem jungen Duo Felix Fritschi, Akkordeon, und Joe Kenney, Vibraphon, Jazz vom Feinsten.

Schön, dass am Samstag nicht nur im Congress Innsbruck und in der Messe Innsbruck Akkordeonmusik erklang. Es spielte auch ein Akkordeon-Ensemble beim Goldenen Dachl in der Stadt zum Beispiel den Libertango. Zur Freude der vielen City-Besucher!

Am Samstag war der Abend der Nationen. Ein abwechslungsreiches Programm erwartete Teilnehmer und Gäste im Congress Innsbruck. Als Gaststar hatte man den aus Litauen stammenden Akkordeonisten Martynas Levickis eingeladen. Mit seinem Streicherquartett Mikroorkéstra bestritt er das Konzert im proppenvollen Saal Tirol: von Vivaldi über Paganini, Mozart, Bizet, Bach und Brahms bis zu Piazzolla, Gardel und Galliano.
Auch im Saal Innsbruck erklang Akkordeonmusik: das Accordion Southern Cross Ensemble mit Solisten aus Australien und Neuseeland bot Welt-Musik dar. Und die Concertino Accordion Band aus Moldawien begeisterte anschließend mit auswendig Musik verschiedener Couleur – auch hier waren alle Sitzplätze besetzt und die Zuschauer standen an den Seiten.
Und in der Orangerie spielten Zoran Zorko mit dem diatonischen Akkordeon sowie die Meister auf der Steirischen Harmonika Mattia Demetz, Alexander Pamer und Stefan Sirtl. Auch hier war es proppenvoll, so dass Konzertwechsler kaum einen Blick zur kleinen Bühne erhaschen konnten.
Neben den Konzerten gab es wieder Party im Saal Dogana. Das Orchester Hohnerklang unter Hans-Günther Kölz und das Erste Kölner Akkordeon-Orchester unter Matthias Hennecke präsentierten im Wechsel ein Feuerwerk von Hits zum Tanzen und Mitsingen, zur Polonaise durch den Saal... Tolle Stimmung am Vorabend der Preisverteilung!

Am Sonntag ging es dann zur Preisverteilungszeremonie in die Olympiaworld Innsbruck mit etwa 5.000 Teilnehmern und ihren Anhängen und Fans. Traditionell wurden die Ansprachen und Siegerehrungen wieder vom Orchester Hohnerklang  wunderschön umrahmt. Die Musiker verstehen es immer wieder, die Stimmung in der Olympiahalle aufzunehmen und auch anzuheizen mit populären Titeln – sowohl mit Instrumentalsolisten des Orchesters an der Mundharmonika sowie Matthias Anton am Saxophon als auch mit den Sängern Alex Straub und Anika Neipp. Eine La-Ola-Welle nach der anderen ging durch die Ränge auf beiden Emporen. Schön, die bunten Abschnitte mit gleichen Shirts der Orchester anzusehen. Noch waren alle Sieger!

Der Präsident des Deutschen Harmonika-Verband Jochen Haußmann und der Bürgermeister Georg Willi begrüßten dann die Zuschauer. Und im Rahmen der Siegerehrungen wurden auch zwei Werke durch das Europaorchester aufgeführt. Es besteht im Kern aus dem Orchester Hohnerklang, ergänzt um Akkordeonisten aus dem Kreis der Teilnehmer. Da saßen Jugendliche neben den Profis der Accordion Band Concertino. Neben der Hymne „Music“ von John Miles erklang als Uraufführung „Pegasus“, ein Werk, das der musikalische Leiter Hans-Günther Kölz eigens für diesen Event komponiert hat.

Immer wieder Jubel, aber auch Enttäuschung über die Bewertungen der Jurys. Die beiden Siegerorchester in der Höchststufe waren eine Überraschung, denn das Gemeinschaftsorchester Akkordeon im Quadrat Mannheim und Hohner-Orchester Reilingen unter der Leitung von Johannes Grebencikov trat zum ersten Mal in der Höchststufe an. Emotionen pur! Überraschung, Fassungslosigkeit, Freudentränen... Und auch der Vizeweltmeister, das Akkordeonorchester der Musikschule Elmshorn unter Leitung von Susanne Drdack, jubelte überschwänglich über den unerwarteten 2. Platz.

Insgesamt war es eine großartig organisierte Veranstaltung! Herzlichen Dank stellvertretend an Jochen Haußmann, Corinna Probst und Georg Hettmann mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfern! Schön, dass das Festival zum ersten Mal auch über Social Media – sowohl auf Instagram als auch auf Facebook – begleitet wurde. Hier finden sich etliche Fotos von der Siegerehrung, den Wettbewerben, den Konzertabenden und den Ausstellungen. Viele sind den Beiträgen gefolgt, viele haben positiv reagiert...

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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