Ioanna & Uwe im Rheinforum
Jazz auf sieben Sprachen
Wesseling. Ioanna & Uwe nahmen die 30 Zuhörer mit auf eine Reise durch den Jazz: Samba, Bossa, Tango, Chanson, Swing, Rembetiko, Fado, Flamenco… Musikstile aus vielen Teilen der Welt – präsentiert in den Originalsprachen!
Uwe Arenz aus Bonn studierte Jazz-Gitarre an der Musikhochschule Arnheim. Seine Arrangements mit stilechten lateinamerikanischen und swingenden Grooves und sein lyrisch-expressives Spiel bilden das Fundament des Duos. Ioanna Giannaki, gebürtige Griechin, lebt seit 2009 in Bonn und konzertiert als Jazz-Sängerin vorwiegend in der Region Bonn-Köln. Sie spricht vier Sprachen fließend und singt in sieben!
Vor viereinhalb Jahren sind die beiden sich bei einem Konzert begegnet. Uwe war beeindruckt, dass Ioanna "Outra vez" von Antônio Carlos Jobim in der Originalsprache Brasilianisch und nicht wie üblich auf Englisch sang. Sie stellten fest, dass sie beide denselben Lieblings-Komponisten haben, nämlich Jobim, ein brasilianischer Sänger, Komponist und Gitarrist, einer der Begründer des Bossa nova. Und das war der Start des neuen Projektes "Ioanna & Uwe - Jazz auf 7 Sprachen". Und im Konzert waren deshalb außer "Outra vez" zwei weitere Lieder von Jobim zu hören: "Este seu olhar" und "Samba de uma nota".
Zum variantenreichen und exakt rhythmischen Gesang von Ioanna - auch mit Lautmalerei-Parts - passt das entspannte, totzdem aber expressiv-lyrische Spiel der Gitarre optimal; Uwe nutzt gerne den Looper für mehrstimmige Improvisationsteile. Ioanna besticht durch ihre Bühnenpräsenz - mit schauspielerischer und sogar komischer Begabung - und ihren ausdrucksstarken Gesang mit großer Dynamik.
Insgesamt 20 Lieder präsentierten die beiden. Zur Eröffnung "O Samba E O Tango" von Caetano Veloso - mit brasilianischen und argentinischen Texten. Das ließ schon erahnen, dass viel Latin-Musik erklingen wird. Sogar der "Libertango", 1974 von Astor Piazzolla, dem Begründer des Tango nuevo, erklang mit einem Text des Dichters Horacio Ferrer aus Uruguay.
Englisch als Standard-Sprache im Jazz war zweimal mit Klassikern vertreten: "Can’t Help Lovin’ Dat Man" von Oscar Hammerstein/Jerome Kern aus dem Musical "Showboat" von 1927 und "Don’t get around much anymore" von Duke Ellington/Bob Russell aus dem Jahre 1940, allerdings mit dem aktuellen Text einer Corona-Parodie von Debo Ray and Giorgia Renosto: Social distance got you blue? Yeah... we don't get around much anymore.
Französische Chansons waren selbstverständlich dabei: das Lied "Je suis seule ce soir", das Paul Durand im 2. Weltkrieg 1941 geschrieben hat - mit eher fröhlicher Musik, "Que reste-t-il de nos amours" von Charles Trenet/Leo Chauliac aus derselben Zeit und das traurige "Avec Le Temps" von Léo Ferré. Mit Filmmusik machte man einen Abstecher nach Spanien bzw. Italien mit dem Flamenco "El fin de fiesta" von Javier Limon und "Cinema Paradiso" von Ennio Morricone von 1988. Und in Italienisch sang Ionna, die den Sommer liebt, "Estate" von Bruno Martino: Ich hasse den Sommer.
Fado ist ein portugiesisches Vortragsgenre. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten. Und gleich drei Lieder kamen aus diesem Genre: "Só A Noitinha" von Frederico Valério/Raúl Ferrão, ein neues Lied mit ganz anderem Charakter von Mafalda Arnauth: "Pode lá ser" von Luis Oliveira/Mafalda Arnauth, und in Arnauths Repertoire ist auch "As Fontes" von De Melo Breyner/Luis Oliveira.
Selbstverständlich mussten auch Griechisch und Deutsch, die Muttersprachen der Künstler, im Programm vertreten sein: "Irtha ki apopse" von Giorgos Zambetas ist ein Rembetiko von 1959, also ein "griechischer Blues", die Texte handeln von den alltäglichen Sorgen und Erfahrungen der einfachen Leute. Und "Sei lieb zu mir" von Roy Turk/Fred E. Ahlers war ein Lied der großen Marlene Dietrich von 1929.
Einer der Höhepunkte - vor der Pause, zu dem der National-Poet Kubas Nicolas Guillén National-Poet den Text 1985 geschrieben hat: "De Que Callada Maneira" von Pablo Milanés. Das 120 Minuten Programm ergänzte das Duo mit der Zugabe "Turtle Blues", den Janis Joplin 1968 gesungen hat, ein großes Vorbild für Ioanna.
Ioanna, die in ihrer Moderation oft persönliche Bezüge zu den Titeln brachte, bedankte sich zum Schluss für diese schöne Möglichkeit, auch in Corona-Zeiten zu konzertieren - sogar mit Rheinblick. Und Uwe ergänzte nach dem Konzert: "Toller Raumklang für leise Töne und super Ambiente im Rheinforum! Das Konzert war klasse!" Und das fanden die Zuhörer auch!
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