Shell: Nordtrasse ist fertig
Kerosinsee: noch 700 000 Liter im Boden

Hinten stehen Bürgermeister Erwin Esser, Dr. Thomas Zengerly, Vorsitzender der Geschäftsführung Shell Deutschland Oil,  Programm Manager Hans-Gerd Grummel, Umweltministerin Ursula Heinen-EsserRaffineriedirektor Frans Dumoulin, Landrat Michael Kreuzberg, und MdL Gregor Golland. Vorne die „Shell-Männer in Rot“, die am Bau mitgewirkt hatten. Hinten links sieht man einen Teil der neuen Nordtrasse. | Foto: Montserrat Manke
  • Hinten stehen Bürgermeister Erwin Esser, Dr. Thomas Zengerly, Vorsitzender der Geschäftsführung Shell Deutschland Oil,  Programm Manager Hans-Gerd Grummel, Umweltministerin Ursula Heinen-EsserRaffineriedirektor Frans Dumoulin, Landrat Michael Kreuzberg, und MdL Gregor Golland. Vorne die „Shell-Männer in Rot“, die am Bau mitgewirkt hatten. Hinten links sieht man einen Teil der neuen Nordtrasse.
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Wesseling - Machen müssen hätte es die Shell nicht. Das betonte
NRD-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) in ihrer Rede am
Tankfeld. Zuvor hatte sich die Politikerin eigenen Angaben zufolge
eineinhalb Stunden durch den Verkehr von Düsseldorf nach Köln
gekämpft und war deswegen zu spät zu den Feierlichkeiten bei der
Shell gekommen.

Aber was gab es überhaupt zu „feiern“? Und was hätte die Shell
Rheinland Raffinerie nicht machen müssen? Blicken wir zurück in das
Jahr 2012: In der Öffentlichkeit wird bekannt, das Flugbenzin, das so
genannte „Jet A1“ über vier Wochen aus einem 5 Millimeter großem
Loch in einer Pipeline unterhalb der Waldstraße auslaufen konnten.

1700 Liter pro Stunde versickern gut einen Monat lang unbemerkt ins
Erdreich, legen sich in etwa 7 Metern Tiefe auf das Grundwasser. Am
Ende werden es über 1 Million Liter sein. Ein neuer Name wird
geboren, wandert durch die Republik: Der „Kerosinsee“ von
Wesseling, einer der größten Umweltskandale der letzten Jahrzehnte
in Nordrhein Westfalen.

Sieben Jahre später wurde vergangenen Mittwoch etwa 70 Meter von der
Unglückstelle entfernt die neue „Nordtrasse“ eingeweiht, ein
oberirdisches System mit Verbindungsleitungen zwischen dem Tankfeld
und dem Wesselinger Werk.

Denn seit dem Unglück, dem sich anschließend in relativ kurzer Zeit
eine Reihe von Leckagen folgte, hat der Global Player mit der Muschel
im Logo viel Geld investiert, um seine Rohrleitungssysteme zu
verbessern und damit auch wieder das Vertrauen der Bevölkerung
zurückzugewinnen.

Fünf Jahre wurde die Nordtrasse saniert, zeitgleich wurden 17000
weitere Rohrleitungen im Werk ausgetauscht, 17000 Leitungen wurden
überprüft und 25 Kilometer neue Rohre wurden mit einem Gesamtvolumen
von 150 Millionen Euro verbaut. All das hätte das Unternehmen nicht
machen müssen, man habe es freiwillig getan, so die Ministerin.

Die neue Anlage mit 13 Leitungen verläuft überwiegend oberirdisch
von der Wald- über die Ahr- und Willy-Brandt-Straße zum Werk. Schön
sehe das nicht aus, aber es trage zur Sicherheit bei, so Heinen-Esser.

Frans Dumoulin, Direktor der Shell Rheinland Raffinerie, sagte, dass
die Investitionen „ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur
Erhöhung der Anlagensicherheit“ sei.

Dumoulin stellte die Modernisierung zugleich in einen Zusammenhang mit
weiteren Projekten der Raffinerie wie dem Bau einer
Wasserstoff-Elektrolyse. „Wir wollen zum Gelingen der Energiewende
beitragen“, so der Raffinerieleiter, der die Feierlichkeiten zum
Anlass nahm, sich für die riesige Rauchwolke von Karfreitag zu
entschuldigen (wir berichteten).

Bürgermeister Erwin Esser sagte, dass Investitionen der Shell auch
immer eine Investition in Wesseling als Industriestandort seien. Der
60-Jährige erläuterte, dass man froh sei, dass nach den Erfahrungen
mit dem Kerosinsee die Zusammenarbeit am neuen Projekt so konstruktiv
gewesen sei und das Miteinander der Stadt und der Shell auf neue
solide Beine gestellt worden sei.

Und wie geht es nun mit dem Abbau von immer noch gut 700 000 Litern
„Jet A1“ im Wesselinger Boden voran? Der größte Teil des
Kerosins klebe am Sand und Kies fest, könne deshalb nicht mehr
abgepumpt werden. Den Rest müssten nun Bakterien erledigen, die ins
Erdreich geleitet worden sind, sie zersetzen das Kerosin. Doch das
kann bis zu 25 Jahre dauern.

„Durch“ hingegen seien die Klagen zweier Grundstücksbesitzer aus
dem Gewerbegebiet Rheinbogen, die ihre Eigentum oberhalb der
verunreinigten Fläche haben: „Die Fälle sind alle zugunsten der
Shell entschieden worden“, sagte ein Sprecher der Shell der
Redaktion auf Anfrage.
 

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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