Ab in die Pilze?
Korrekte Bestimmung ist das Allerwichtigste

Ein Weidenkorb voller Pilze: Gerade Sammelanfänger und -fängerinnen sollten den Fund durch einen der Pilzsachverständigen sichten lassen. Dann ist man auf der sicheren Seite. | Foto: Nicola Duchek
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  • Ein Weidenkorb voller Pilze: Gerade Sammelanfänger und -fängerinnen sollten den Fund durch einen der Pilzsachverständigen sichten lassen. Dann ist man auf der sicheren Seite.
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Rhein-Erft-Kreis/Region. „Ab in die Pilze“ - dieser geflügelte Satz kann mir schöne Stunden in der Natur und eine köstliche Mahlzeit bescheren - oder im schlimmsten Fall mein Leben kosten.

Gute zehn Pilzvergiftungen werden in Deutschland jährlich gemeldet, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertungen auf seiner Internetseite und dazu kämen etwa 3.000 Anfragen zu Pilzen an die Giftinformationszentren der Länder. Auch in der hiesigen Region ist das Interesse an den Früchten des Waldes groß, aber wie sicher ist das Sammeln? Wie groß ist die Gefahr der Verwechslung mit Giftpilzen? Zunächst mal ist es gut zu wissen, dass man pro Nase und Tag nur zwei Kilo sammeln darf. Und steht der Pilz unter Naturschutz, reduziert sich die Menge, wie beim Steinpilz: Ein Kilo pro Mensch und Tag. Andere Pilze - wie den Reizker - darf man gar nicht ins Körbchen packen, sie sind streng geschützt.

Experte sichtet die Funde

Wer zu viel oder die falschen Pilze pflückt, riskiert empfindliche Strafen - in der Regel 100 Euro pro Kilo, sagt Dr. Frank Otto, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Und der Bonner weist darauf hin, dass das Sammeln in Naturschutzgebieten verboten ist.

Etwa zwei Anfragen pro Woche bekommt der 56-Jährige. Der Experten sichtet die Funde und sagt, was essbar ist, und was nicht. Höchst selten fliegt dabei ein Giftpilz aus dem Körbchen, und in 20 Jahren kam ihm nicht ein grüner Knollenblätterpilz unter.

Finger weg von diesem Pilz: Der grüne Knollenblätterpilz gilt als einer der gefährlichsten Giftpilze und schon der teilweise Verzehr eines Fruchtkörpers kann eine tödliche Vergiftung auslösen. Die enthaltenen Amatoxine und Phallotoxine führen zu Leberversagen. | Foto:  Jolanda/AdobeStock
  • Finger weg von diesem Pilz: Der grüne Knollenblätterpilz gilt als einer der gefährlichsten Giftpilze und schon der teilweise Verzehr eines Fruchtkörpers kann eine tödliche Vergiftung auslösen. Die enthaltenen Amatoxine und Phallotoxine führen zu Leberversagen.
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Aber dafür zum Beispiel schwach giftige, wie der Karbol-Champignon, oder alte Pilze, und solche mit Befall von Goldschimmel - dieser steht im Verdacht, die Bauchspeicheldrüse zu schädigen. Schwierig ist auch die Bestimmung ganz junger Pilze, weil den jungen Fruchtkörpern die typischen Merkmale zur Bestimmung fehlen. Diese sollte man besser stehen lassen.

Unkundige Pilzsammler sollten in jedem Fall immer einen Pilzsachverständigen kontaktieren und durch den Fund schauen lassen. Übrigens: Von Apps zur Pilzbestimmt hält Frank Otto nichts, diese seien sehr unzuverlässig.

Mindestens 20 Minuten garen

Alle Pilze sollte man immer mindestens 20 Minuten erhitzen und auch für Anfänger gilt die Regel, nur einsammeln, wenn man sich zu 100 Prozent sicher ist: „Das sollte selbstverständlich sein“, sagt Otto.

Putzreste der Fruchtkörper sollten zur Bestimmung bei einer Vergiftung aufgehoben werden, falls man sich vergiftet hat.

Im Falle einer Vergiftung wird einem schlecht und man muss sich übergeben. Meist passiert das nach einigen Stunden, allerdings setzt das „gastrointestinale Pilzsyndrom“ bei einer Vergiftung mit dem Knollenblätterpilz erst nach bis zu 24 Stunden nach dem Verzehr ein.

Was tut man dann? „Sofort ins Krankenhaus“, sagt der Experte und das natürlich mit den Resten vom Putzen. Bei Knollenblätterpilzen bekommt der Patient Silibinin, damit könne man die Todesrate von 50 auf 25 Prozent senken, weiß Dr. Otto.

Hat man nur eine leichte Vergiftung, wird der Magen ausgepumpt, und es ist einem einen bis zwei Tage schlecht.

Der tödlich giftige Knollenblätterpilz wird am meisten mit dem Champignon verwechselt, dabei kann man sie an zwei signifikanten Merkmalen unterscheiden: Der Knollenblätterpilz riecht nach Kartoffelkeller und muffig, der Champignon angenehm nach Pilz, und ein wenig nach Anis. Außerdem hat der Champignon rötliche bis braune Lamellen, hat der Pilz hingegen weiße Lamellen: Finger weg, dann ist es auf jeden Fall kein Champignon.

Wer all diese Tipps beachtet, und dabei seine Sammelleidenschaft auf die erlaubte Menge begrenzt, hat lange Freude am Sammeln und Essen.

Pilze sind wichtig für den Wald

Pilze sind wichtig für das Ökosystem unserer eh schon gebeutelten Wälder: Sie zersetzen umgestürzte Bäume, erschließen die darin gespeicherten Nährstoffe und führen sie dem Kreislauf des Waldes zu. Sie sind Nahrungsmittel für Wildschweine und vor allem die ganz Kleinen im Wald: Schnecken und Käfer.

Weitere Informationen

Mehr Infos: www.dgfm-ev.de, dort findet man auch die Liste der Pilzsachverständigen und in Bonn ist die Informationszentrale gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn, 
Venusberg-Campus 1, Notruf 0228 192 40, Internetadresse: https://gizbonn.de.

Ein Weidenkorb voller Pilze: Gerade Sammelanfänger und -fängerinnen sollten den Fund durch einen der Pilzsachverständigen sichten lassen. Dann ist man auf der sicheren Seite. | Foto: Nicola Duchek
Finger weg von diesem Pilz: Der grüne Knollenblätterpilz gilt als einer der gefährlichsten Giftpilze und schon der teilweise Verzehr eines Fruchtkörpers kann eine tödliche Vergiftung auslösen. Die enthaltenen Amatoxine und Phallotoxine führen zu Leberversagen. | Foto:  Jolanda/AdobeStock
Redakteur/in:

Montserrat Manke

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