Martynas Levickis zu Gast in Wesseling
Luftige Tastentöne

Zu einem Workshop mit dem litauischen Akkordeonisten Martynas Levickis in die Aula der Wesselinger Schillerschule hatte das Akkordeon-Orchester Wesseling in Kooperation mit der Kölner Philharmonie Mitglieder und Mitwirkende des Jahreskonzertes zum 55-jährigen Bestehen des Vereins geladen.  | Foto: Wolfhard Brandtstäter
  • Zu einem Workshop mit dem litauischen Akkordeonisten Martynas Levickis in die Aula der Wesselinger Schillerschule hatte das Akkordeon-Orchester Wesseling in Kooperation mit der Kölner Philharmonie Mitglieder und Mitwirkende des Jahreskonzertes zum 55-jährigen Bestehen des Vereins geladen.
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Wesseling. Anne Tüshaus von der Philharmonie Köln, Team Musikvermittlung, hatte Anita Brandtstäter vom Akkordeon-Orchester Wesseling eine ganz besondere Künstlerbegegnung mit dem renommierten jungen Akkordeonisten Martynas Levickis angeboten - im Vorfeld seines Philharmonie-Debüt in Köln gemeinsam mit der Organistin Iveta Apkalna und dem Bariton Benjamin Appl. Gefördert durch »Classical Futures Europe« und das Programm »Kreatives Europa« der Europäischen Union.

Solistisch hat die Lettin Iveta Apkalna schon häufiger auf der Klais-Orgel der Kölner Philharmonie begeistert. Jetzt bildet sie mit zwei Musikerfreunden ein nicht alltäglich besetztes Trio, das Musik einfach nur atmen lässt. Mit dem Bariton Benjamin Appl, der einer der herausragendsten Liedsänger der Gegenwart ist, und dem aus Litauen stammenden Akkordeonisten Martynas Levickis. Martynas Levickis gilt als einer der weltweit führenden Vertreter des Akkordeons und ist für seine Vielseitigkeit bekannt. Das Spielen brachte er sich anfangs selbst bei. Levickis Karriere nahm an Fahrt auf, als er 2010 die TV-Castingshow „Lithuania’s Got Talent“ gewann und in seinem Heimatland zum Superstar wurde. Auch erhielt er über 30 internationale Auszeichnungen, darunter eine Erstplatzierung beim Coupe Mondiale Wettbewerb.

Und am Samstag vor dem Philharmonie-Konzert war Martynas Levickis in Wesseling zu Gast in der Aula der Schillerschule. Gemeinsam mit der Erzählerin Sarah Ritter nahm er in anderthalb Stunden die 20 Workshop-Teilnehmer mit auf eine erzählte Klangreise durch die Vielfalt der Akkordeonmusik. Unter dem Titel "Luftige Tastentöne" ließ er diese staunen, lauschen und sinnlich erleben, was ein Handzuginstrument so alles kann. Die beiden öffneten die Ohren auch für etwas andere Akkordeonklänge - nicht nur der klassischen, sondern auch der Neuen Musik. So bereitete die Moderatorin am Anfang die Zuhörer für die Aufnahme der Musik vor - durch richtige Entspannung und durch bewusstes Atmen.

Zu Beginn ein zeitgenössisches Werk von Philip Glass, die Etude No. 6 (für Klavier). Der Amerikaner Philip Glass gehört zu den meistgespielten Komponisten der Gegenwart und hat die "Minimal Music"-Bewegung mitgeprägt.  Millionen kennen seine Musik. Lassen sich hypnotisieren vom Pulsieren der Dreiklänge, vom Rausch des Rhythmus, von der Magie der Wiederholung. 

Dann - eingeführt mit einer Drachen-Geschichte - "De Profundis" für Bajan von der russischen Pianistin Sofia Gubaidulina. Eine Revoultion in der Akkordeon-Literatur, ursprünglich geschrieben für Friedrich Lips, auch ein Lehrer von Martynas Levickis. Das Solostück „De profundis“ ist ein eindrucksvolles Beispiel für die musikalische Avantgarde, die sich im instrumentalen Klangbild der Sprache und menschlichen Lautbildung und des Atems nähert. Der Hörer wird Zeuge einer langsamen Steigerung vom „Röcheln“ mit tiefen Tönen bis zu den reinen und zarten hohen Tönen: "ein Aufstieg vom Niedrigsten zum Höchsten, dem Atem, der Seele bis hin zur Weltseele oder der Weisheit".

Einer der bekanntesten Komponisten für Akkordeon ist Franck Angelis. Sein "Impasse" - das steht für Sackgasse und passt in die aktuelle Corona-Zeit - gehört zu den viel gespielten Stücken bei Wettbewerben. Martynas Levickis spielte den 1. Satz Allegro Ritmico. Im Jubiläumsjahr von Astor Piazzolla, der am 11. März 2021 100 Jahre geworden wäre, durfte auch ein Werk von ihm nicht fehlen, ein besonderes Arrangement für sein Converter-Akkordeon von "Oblivion" aus dem Film "Heinrich IV". Ein fröhlicher Ausklang mit einem Barock-Werk von Johann Sebastian Bach: Französische Suite Nr. 5 G-Dur BWV 816 (für Cembalo) mit den drei Sätzen I. Allemande - II. Courante - III. Serenade.

Nach einer kleinen Fragerunde mit dem Künstler zu seinem Instrument, zu seinen Lehrern, zum Geheimnis des "Bellow Shake", zu seiner Nutzung eines iPad für die Noten und zu seiner Situation in der Corona-Zeit gab es noch ein Gruppenbild mit ihm. Ein gelungener Samstagnachmittag!

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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